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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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starrte sie in das entstellte Gesicht. Brutal presste die Hand ihr die Luft ab. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.
    „Papa, ich bin es!“ Es war ein tonloses Krächzen. Verzweiflung packte Christine. Da fiel ihr das Gris-Gris ein und sie tastete mit einer Hand danach. Sie fühlte ihre Kräfte schwinden. Warum tat ihr Vater das?
    Aber sie wusste es längst.
    Er war nicht mehr ihr Vater.
    Er war ein Zombie Cadavre - ein wiedererweckter Toter!
    Mit letzter Kraft riss Christine sich das Schutzamulett vom Hals und stopfte es dem Zombie in den Mund, der ihr so nah gekommen war, dass sein fauliger Gestank sie einhüllte.
    Mit einem schrillen Schrei ließ der Zombie von ihr ab und versuchte, sich das Gris-Gris aus dem Mund zu holen. In wilder Raserei drehte er sich um sich selbst und schrie dabei mit seltsam verzerrter Stimme. Beißender Qualm drang aus seinem Mund. Es roch nach verkohltem Fleisch.
    Nach Atem ringend sah Christine zu, wie der Zombie sich mit Gewalt den Unterkiefer herunterriss. Knochen knackten und das Gelenk gab nach. Aber der Zombie wütete weiter, ohne Schmerz zu verspüren, bis er schließlich das Gris-Gris in der blassen Hand hielt.
    In diesem Moment gelang es Christine, ihren Blick von dem Schreckensbild loszureißen. Ohne auf den kleinen Beutel mit den Schulutensilien zu achten, den sie hatte fallen lassen, rannte sie los. In waghalsig großen Sätzen stolperte sie den Weg hinab, bog hastig auf die Straße ein und lief in Richtung Dorf. Hinter ihr herrschte Stille. Dennoch traute sie sich nicht, sich umzuschauen. Sie rannte, bis ihr die Lunge zu zerspringen drohte. Ihre Muskeln brannten wie Feuer. Bald würden ihre Beine sie nicht mehr tragen können.
    Die ersten Regentropfen trafen auf ihre Stirn, als sie mit letzter Kraft die Ansammlung von ärmlichen Hütten erreichte. Sie schrie, doch niemand kam ihr zu Hilfe. Das Dorf war wie ausgestorben. Wo waren alle?
    In Panik lief sie zu ihrem Haus. „Mama? Mama!“ Doch auch das war leer. Christine warf die Tür zu und verriegelte sie. Schnell verkroch sie sich unter dem Bett. Gegen die Trommelschläge ihres rasenden Herzens anlauschend blickte sie zur Tür.
    Stille.
    Dann ein Scharren. War das ihre Mutter? Sie wollte gerade nach ihr rufen, da hörte sie das Stöhnen. Der Schweiß gefror ihr auf der Haut. Er war da vor der Tür. Das schreckliche Bild von der aschfahlen Fratze mit dem ausgerenkten Kiefer ließ sie am ganzen Köper zittern. Christine wusste, dass sie nun nichts mehr tun konnte, falls der Zombie zu ihr in die Hütte käme. Ihr Gris-Gris war weg. Sie hatte keinen Schutz mehr.
    An der Tür erklang ein Schaben. Zersplitterte Fingernägel auf rauem Holz.
    Der Zombie versuchte, sie zu öffnen, schaffte es aber nicht. Er stieß ein frustriertes Röcheln aus. Gurgelnd, unartikuliert.
    Dann erneute Stille.
    Ein Scharren an der Seitenwand der Hütte.
    Christine wagte es kaum zu atmen. Von der wilden Flucht rauschte ihr noch immer das Blut in den Ohren. Ihre Augen suchten im Dunkel der Hütte nach einer Waffe. Regen begann laut auf das Wellblechdach zu trommeln.
    Ein weiteres Scharren.
    Plötzlich flog die Tür auf. Ein schwarzer Schatten stand im hellen Viereck. Ein Schatten mit verrenktem Kiefer. Christine schrie auf und versuchte, noch weiter unter das Bett zu kriechen. Sie hörte die schweren Schritte des Zombies. Sie näherten sich dem Bett.
    Bondieu, dachte sie, bitte beschütze mich. Dann hörte sie nur noch ein ohrenbetäubendes Donnern. Etwas Schweres stürzte auf das Bett über ihr, und Staub drang ihr in Mund und Nase.

    Die Welt wankte. Der Boden bäumte sich auf, als versuchte er, die Menschheit abzuwerfen. Sämtliche Geister der Erde waren erzürnt aus ihrem Schlaf erwacht.
    16.53 Uhr.
    In der Hauptstadt Port-au-Prince fiel der Regierungspalast in sich zusammen, mit ihm unzählige weitere Gebäude. Zehntausende von Menschen wurden lebendig unter den Trümmern begraben.
    16.54 Uhr.
    Stille.

1. Kapitel

    04. Februar 2010
    Los Angeles, Kalifornien
    7.25 Uhr

    Der Morgen war dunstig und die Sicht über L.A. mies. Trotzdem schaute Paul Ondragon durch das armdicke Teleskop. Das lichtstarke Okular erfasste das schattenhafte 28-stöckige Hochhaus am Sunset Boulevard zu Füßen der westlichen Hollywood Hills, und Ondragon stellte es scharf. Die einzelnen Fenster an der Nordfassade des Gebäudes der Golden State Credit Bank waren gut zu erkennen. Hinter einigen davon konnte er schon Menschen bei der Arbeit sehen. Bläulich leuchteten ihre
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