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Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles

Titel: Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Autoren: Jennifer Wolf
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Kleister mag ich ohne Bier.« Das ergab genauso wenig Sinn. Vielleicht war es ein Rätsel? Aber was hatten Kleister und Bier mit Raben und Eulen gemeinsam? Ich beschloss, mir besser nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, sonst färbte Tante Battys Irrsinn womöglich doch noch auf mich ab.
    Die ganze Woche über versuchte ich meine Eltern davon zu überzeugen, dass ich zu Hause bleiben durfte. Leider mit mäßigem Erfolg. Meine Mutter bestand darauf, dass es sich um eine familiäre Verpflichtung handle. Und so kam es, dass wir schließlich am Freitagnachmittag allesamt im Auto auf dem Weg von London nach Oxford saßen, um ein Wochenende in Tante Battys ganz persönlichem Wunderland zu verbringen. Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich mir die Kopfhörer meines MP3-Players in die Ohren steckte und fleißig zu Katrina and the Waves' »Walking on Sunshine« mitsummte, während draußen unablässig der Regen gegen die Autoscheiben trommelte.
    Ungefähr anderthalb Stunden später - mir kam es vor wie fünf Minuten bogen wir in die Straße ein, in der Tante Batty wohnte. Es war eine ruhige Wohngegend mit vielen alten Häusern und gepflegten Vorgärten, in denen Rosen und Hortensien wuchsen. Tante Batty liebte Hortensien über alles. Sie hatte fast den kompletten Garten damit übersät. Nur ein schmaler Weg vom Gartenzaun bis hinauf zur Haustür war noch nicht mit Blumenbüschen bepflanzt. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der Himmel war noch immer grau und wolkenverhangen. Irgendwie passte das zu meiner Stimmung. Wir waren kaum ausgestiegen, da kam sie uns auch schon durch den Vorgarten entgegen. Trotz der herbstlichen Temperaturen trug sie ein hochgeschlossenes, langes Kleid aus dünner, zitronengelber Seide, das jedoch nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie in letzter Zeit ein paar Stücke Apfel-Nougat-Torte zu viel gegessen hatte. Um ihren Hals flatterte ein dazu passender Schal. Nur die pinken Plüschpantoffeln, die sie an den Füßen trug, passten so gar nicht dazu. Mit ihrem roten Haar, den dunklen, funkelnden Augen und den Sommersprossen im Gesicht erinnerte sie mich ein bisschen an unseren Postboten.
    »Clarissa! Steven! Wie schön euch zu sehen. Und die kleine Violet ist auch dabei!«, begrüßte sie uns lautstark.
    Die kleine Violet? Ich war siebzehn! Für wie alt hielt sie mich? Doch ich kam nicht mehr dazu etwas zu sagen. Sie drückte zuerst meiner Mutter, dann meinem Vater und schließlich mir mit einer stürmischen Umarmung die Luft ab. Dann hakte sie sich bei meiner Mutter unter und zog sie, unablässig auf sie einredend, mit sich Richtung Tür. Niemand, der die beiden so gesehen hätte, wäre auf die Idee gekommen, dass sie Schwestern sein könnten, denn unterschiedlicher als Tante Batty und meine Mutter konnten zwei Menschen gar nicht sein. Mein Vater und ich luden die Koffer also alleine aus.
    »Na, das kann ja heiter werden«, sagte er, pustete sich eine seiner blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah mich aus seinen dunkelbraunen Augen schelmisch an. Ich grinste verschwörerisch zurück.
    »Ich freu mich auch schon richtig auf das Wochenende mit Tante Batty«, spottete ich und verdrehte bei ihrem Namen die Augen so in Richtung Nasenspitze, dass ich schielte. Mein Vater lachte.
    »Pass bloß auf, dass sie dich nicht hört. Ich glaube, sie fände es nicht so lustig, wenn sie von ihrem Spitznamen wüsste«, ermahnte er mich.
    »Keine Sorge, ich werde ihn nicht erwähnen«, versicherte ich ihm.
    Er warf den Kofferraumdeckel energisch zu und schloss das Auto ab. Nach einem letzten Kontrollblick auf die Vollständigkeit unserer Koffer und Taschen marschierten wir schließlich ins Haus.
    Das Haus von Tante Batty war, wie fast alle Häuser in der Stadt, sehr alt und aus Sandstein gebaut. Es ähnelte zudem eher einem Herrensitz als einem normalen Wohnhaus. Tante Batty wurde auch nie müde zu betonen, dass es zwei Flügel gab und wie anstrengend es sei, das Haus ganz alleine in Schuss zu halten. Was sie nicht wusste, war, dass ich ihr kleines Geheimnis kannte.
    Als ich einmal einige Tage bei ihr verbringen musste, weil meine Eltern ein Wellness-Wochenende gewonnen hatten, war ich bei meinen Streifzügen durch die schier unendlichen Flure einer jungen Frau mit einem Staubsauger in der Hand begegnet. Und wenn sie nicht gerade als Geisterjägerin unterwegs gewesen war – was ich bei Tante Batty natürlich auch nicht ganz ausschließen würde -, dann musste sie wohl die Putzfrau gewesen
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