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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Aschenwald
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ebenso hastig wie vorher, ihr Hals brannte, und vom Magen aus machte sich ein warmes Gefühl breit. Velinka hatte Jonas inzwischen einen Korb mit altem Spielzeug hingestellt, den er ausräumen durfte, damit sie sich unterhalten konnten.
    »Können Sie die Sachen überhaupt gebrauchen?«, fragte Omka, um ein Gespräch anzufangen.
    »Ach ja«, sagte Velinka »entschuldigen Sie, ich habe überhaupt noch nichts gesagt, vielen Dank, meine Tochter freut sich bestimmt darüber. Wissen Sie, das Kind ist zu früh geboren, und sie darf es noch gar nicht bei sich behalten, es ist nämlich noch im … wie sagt man … Brutkasten. Möchten Sie eigentlich Zucker in den Kaffee?« Omka nickte, Velinka gab ihr die Zuckerdose, und sie nahm zwei Löffel Zucker. Das knirschende Geräusch, als sie den Löffel in den weißen Zucker drückte, erinnerte sie an etwas, und sie dachte angestrengt nach.
    »Es ist ihr erstes Kind«, redete Velinka weiter »und sie ist alleine, wissen Sie, Marijas Vater – so heißt meine Enkeltochter – gibt ihr zwar Geld, lebt aber in einer anderen Stadt und hat auch gesagt, er würde nicht nur wegen dem Kind mit ihr zusammenleben wollen.« Omka zitterte. Eigentlich wollte sie die Geschichte nicht hören. »Und deshalb braucht sie mich jetzt, wissen Sie.« Plötzlich, als Omka die zweite Tasse Kaffee trinken wollte und umrührte, damit sich der Zucker darin auflöste, hörte sie das Geräusch wieder. Es klang wie ein leises, unterbrochenes Atmen, und sie schaute zu Jonas. Er hielt gerade einen roten Spielzeugferrari in der Hand, den er aus dem Korb gefischt hatte, und zitterte vor Erregung. Die kleinen Augen weit aufgerissen und die Lippen zusammengepresst, drückte er das Auto auf die Tischplatte.
    »Brumm, brumm«, hörte sie ihn, aber das Atmen hörte sie dazwischen immer noch. Um sich abzulenken, beschloss sie, Velinka nach etwas Banalem zu fragen: »Wo hat sie denn entbunden?« Velinka schenkte sich Kaffee nach.
    »Hier in der Stadt, im Sankt Annenhospital.« Das Atmen in Omkas Kopf wurde vielstimmig, sie hörte angestrengt hin, da war es wieder weg; sie sah zu Jonas, der immer noch mit dem roten Ferrari spielte, und dann zu Velinka.
    »Sankt Annenhospital«, wiederholte sie.
    »Ja«, sagte Velinka »genau da.«
    Omkas Hände begannen zu zittern, sie hatte den Eindruck, als höre sie das Blut in ihrem Kopf rauschen, das Geräusch, als würden viele kleine Tiere erschrocken Luft holen, und je mehr sie es als Einbildung zu verstehen versuchte, desto mehr ärgerte sie sich.
    »Im Sankt Annenhospital! Gab es denn keine andere Möglichkeit?«, fragte Omka laut. Velinka sah sie erstaunt an.
    »Aber warum denn, das ist doch eine tadellose Klinik?«
    »Nein«, schrie Omka jetzt »nein, nein, nein! Das stimmt nicht! Das sind alles Stümper! Wie kann sie nur dahin gehen, in diese Mörderhöhle, wo es tausend andere Krankenhäuser gibt – dahin! Das ist kein Krankenhaus, das ist ein Irrenhaus! Eine Krebsstation! Lauter inkompetente … Unfähige!« Velinka wusste nicht, was sie sagen sollte. Irritiert starrte sie Omka an.
    »Aber meine Liebe«, sagte sie beschwichtigend.
    »Das ist einfach schrecklich«, sagte Omka, und ohne dass sie es wollte, begann das, was sie noch sagen wollte, im Schluchzen unterzugehen. Jonas sah, seit sie angefangen hatte zu schreien, erstaunt zu ihr hoch. Dann begann er, ihre Hand zu streicheln.
    »Aber Mädchen, was haben Sie denn«, fragte Velinka. »Was ist denn bloß los, was fehlt Ihnen?«
    Da sah Omka sie an, ihr Blick gefasst und ruhig, sie wischte sich die Tränen ab und sagte dann ruhig. »Nichts. Entschuldigen Sie.«

Kapitel XIV Die Lösung
    »Mit Hysterie darf man nicht zimperlich umgehen. Sonst schlucken einen irgendwann die eigenen Wasser«, dachte Josef. Velinka hatte ihn angerufen, nachdem Omka gegangen war. »Man darf nicht zulassen, dass man jemanden deshalb entmündigt, bloß weil er einen hysterischen Anfall hatte. Das kommt vor und kann jedem passieren«, dachte er weiter und beschloss, Omka darauf anzusprechen.
    »Liebste«, sagte er »sag mal, was war denn das bei Velinka? Möchtest du mit mir darüber reden?« Es war immer noch derselbe Abend, Josef eben heimgekommen, das Haus in wüster Unordnung.
    »Nein«, sagte Omka, während sie versuchte, Jonas auszuziehen, dem die Augen immer wieder zufielen. »Ich bringe den Kleinen jetzt ins Bett.«
    »Soll ich uns vielleicht was zu essen bestellen?«, fragte Josef, den gleich darauf Omkas wütender Blick
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