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Ohne Schmerz - Kein Halleluja

Ohne Schmerz - Kein Halleluja

Titel: Ohne Schmerz - Kein Halleluja
Autoren: Knud Hammerschmidt
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Rucksäcke mit dem Taxi vorauszuschicken. Der Trasporte de Mochillas funktioniert auf eine simple Art und Weise. Einen Umschlag mit ein paar Euro füttern, Zieladresse, Telefonnummer und Name drauf schreiben und an der Rezeption der Herberge bzw. des Hotels abstellen. Fertig! Bevor wir Astorga endgültig verlassen, erstehe ich in einem kleinen Laden noch einen knorrigen Wanderstab, der mir im Laufe der gesamten Wanderung sehr ans Herz wächst. Der Wanderstab ist nicht nurbeim Laufen sehr hilfreich und verleiht zusätzlich Sicherheit bergab bei Schutt und Geröll, er wirkt auch sehr würdevoll und gibt mir einen prophetenhaften Touch. Das Wetter ist ein Traum. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die Landstrasse und laufen durch eine leicht bewaldete Heidelandschaft. Vor uns tauchen zwei schwer bepackte Pilgerinnen auf. Nach ein paar Minuten haben wir zu ihnen aufgeschlossen und die Frage „Wo habt ihr denn eure Rucksäcke?“ lässt nicht lange auf sich warten. Thomas hat mal wieder den Schalk im Nacken.
    „Rucksäcke? Haben wir gar keine. Wir vertrauen auf Gott, der Weg wird uns alles geben was wir brauchen“, salbadert er mit weihevoller Stimme.
    „Genau“, sage ich, „wir schnorren uns so durch. Apropos: Habt ihr zufällig Klopapier dabei? Und vielleicht ´n Euro?“ So wild, wie wir zwei gerade aussehen, Thomas mit Zottelbart, ich mit angehendem Hemingwaybart, alle beide mit Piratentuch und Tattoos an den Oberarmen, kaufen uns die beiden Damen die Story für ungefähr eine Minute ab. Aber nachdem Thomas behauptet, der Pilger Joshua zu sein, dessen Aufgabe darin bestünde im Namen des heiligen Sankt Ibu Ibuprofen an lendenlahme Pilger zu verteilen, ist ihnen klar, dass wir lediglich ein wenig blödeln. Auf dem Weg kommen wir durch ein wunderschönes Dorf, das in der Vormittagssonne wie ausgestorben da liegt. Jedes Haus erbaut aus Natursteinen, alles sehr gepflegt, ein Museumsdorf wie aus dem Bilderbuch. In El Ganso machen wir Rast, die einzige Bar im Ort macht auf Wildwestflair und ist genau so schmierig wie eine Kneipe aus einem Sergio Corbucci Western, wir verzichten hier auf Wasser und WC Besuch, lieber ein bleifreies Bier aus der Flasche, deren Hals wir sicherheitshalber mit einem Sagrotantüchlein desinfizieren, Auf dem Weg nach Rabanal werden wir von zwei Pilgerinnen aus dem Zillertal überholt. Die zwei laufen wie die Bergziegen, wir halten eine halbe Stunde mit, bis wir wieder in einen ruhigeren Rhythmus verfallen. Die beiden halten uns für so eine Art Spaßpilger und verdächtigen Thomas „so ein Ballermann-Typ“ zu sein. Auf die Frage hin was wir denn so beruflich machen, antworten wir mit großem Ernst, dass wir beide Seelsorger sind. Wir betreuen gefallene Mädchen, kümmern uns um Waisenkinder und sind ehrenamtlich die geistlichen Betreuer der Hells Angels München. Die Münderstehen erst mal offen. „Ah geh! Schmarrn! Wirklich?“ „Nein, in Wirklichkeit sind wir frühpensionierte Stangentänzer.“
    In Rabanal legen wir erst einmal eine längere Pause ein, wir haben jetzt noch ungefähr 400 Höhenmeter vor uns und ca. 6 Kilometer bis Foncebadon. Thomas überlegt, ob er nicht, so wie 2009, draußen übernachtet, am Cruz de Ferro, das nur eine halbe Stunde hinter Foncebadon liegt. In Rabanal treffen wir wieder auf den Franken-Helmut, der uns dann auf dem Weg nach Foncebadon begleitet. Es geht stetig bergauf und ich bin sehr froh meinen Rucksack nicht schleppen zu müssen. Ich spüre jeden Muskel und kann förmlich fühlen, wie mein Glutaeus Maximus wächst. Die Berglandschaft ist wunderschön, tief unter uns liegt Astorga, weit in der Ferne erahnen wir noch Leon, der Weg ist uneben und steinig, Eidechsen huschen vorbei und dann und wann kreist auch mal ein Raubvogel über uns. Und wieder passieren wir Schafherden und ihre gigantischen Aufpasser, die uns mit Gleichmut und dem freundlichen Gesichtsausdruck, der den meisten Molosserhunden zu Eigen ist, betrachten.
    Endlich laufen wir in Foncebadon ein. Und unsere Rucksäcke sind auch schon da. Ich bin noch immer im Nacken total verspannt und freue mich festzustellen, dass in der Albergue Monte Irago auch Massagen angeboten werden. Thomas und der Franken-Helmut beschließen die Nacht vor der Kapelle am Cruz de Ferro zu verbringen und decken sich noch mit ein paar Bocadillos und zwei Flaschen Rioja ein. Wir trinken noch zwei Gläser Wein miteinander und verabreden uns dann für den nächsten Morgen am Cruz de Ferro.
    Die Herberge ist sehr
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