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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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konnte er noch nie gut ertragen und wenn man Abhilfe schaffen konnte, warum nicht? 

63 
     
    „Wir haben ihn gestern gleich nach dem Einliefern operiert – es war ein komplizierter Splitterbruch am Unterarm – aber nach der Narkose war er nur kurz wach und seitdem schläft er. Seine Werte sind aber in Ordnung. Ich verstehe auch nicht, warum er so erschöpft ist. Er hat doch eine gute Konstitution, der müsste so eine Operation doch gut wegstecken können. Na egal – lassen wir ihn noch eine Weile schlafen. Muss der Kommissar sich halt noch gedulden mit seiner Befragung“, hörte ich zwei Männer miteinander sprechen. Ich wusste sehr wohl, dass das zwei Ärzte waren, denn ich war schon lange wach. Ich wollte es aber niemandem zeigen, denn ich wollte noch eine Weile meine Ruhe haben, um über alles nachdenken zu können. In mir stritten immer noch zwei Charaktere miteinander: Der eine wollte einfach nur alles vergessen und in Ruhe gelassen werden, der andere war immer noch versessen darauf, alles über meinen Vater zu erfahren. Irgendwie war ich selbst gespannt, wer von beiden die Oberhand gewinnen würde.  
    Bisher war der besessene Teil wesentlich stärker gewesen, doch hatte der in meiner jetzigen Situation überhaupt eine Chance, aus Carmen, Nora oder Joska jemals etwas heraus zu bekommen? Waren die drei auch verletzt? Waren sie ansprechbar und waren sie überhaupt noch hier in Polen? Vielleicht hatte man sie ja schon nach Deutschland überführt oder sie waren soweit in Ordnung, dass sie selbst nach Hause hatten fahren können? Wen konnte er fragen und würde man ihm überhaupt eine Antwort geben? Wie viel wussten die Ärzte und Pfleger über das, was in der Hütte vorgefallen war? Dieser deutsche Polizist musste denen was erzählt haben, denn ich hatte mitbekommen, dass ein polnischer Wachposten vor meiner Türe postiert worden war. Raus konnte ich also nicht so ohne weiteres, aber für die Befragung durch einen hiesigen Kommissar war ich noch nicht bereit.  
    Während ich also weiterhin so tat, als schliefe ich, grübelte ich über eine Lösung nach. Irgendeinen Plan musste es doch geben. Ich musste hier raus und herausbekommen, wo die drei Deutschen abgeblieben waren. Insgeheim hoffte ich natürlich, dass auch sie noch hier in diesem Krankenhaus waren und ich vielleicht doch noch eine Chance bekommen konnte, die Wahrheit aus ihnen herauszupressen.  
    Und plötzlich sah ich die Lösung ganz deutlich vor mir … 

64 
     
    „Danke, aber ich brauche keinen Rollstuhl!“, rief Joska entsetzt, als der junge Pfleger Adrian einen solchen neben sein Bett schob.  
    „Wie Sie wünschen, Herr Kiss“, antwortete Adrian mit einem wissenden Grinsen. „Dann mal hoch mit Ihnen! Ihre Freundin und deren Zimmergenossin warten schon auf Sie.“ Bei seinen Worten hatte er Joska einen Arm hingehalten, da er wusste, dass der junge Deutsche nur unter großen Schmerzen würde aufstehen können. Doch die Schmerzmittel schienen gewirkt zu haben, denn Joska schaffte es sogar ohne Stütze, aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Er fühlte sich wegen der Schmerzmittel allerdings etwas benebelt und er schwankte ein bisschen, gerade so, als hätte er ein paar Bier zu viel getrunken. Ob er in diesem Zustand dem Gespräch mit seinem polnischen Kollegen überhaupt gewachsen war? 
    „Die Damen liegen nur zwei Zimmer weiter auf der gleichen Seite des Ganges. Sie schaffen das alleine? Ich habe noch einen dringenden Notfall zu versorgen“, sagte Adrian und lächelte über seinen schwankenden Patienten. Zur Sicherheit hielt er Herrn Kiss noch eine Krücke hin, die dieser wider Erwarten sogar dankend annahm.  
    „Danke – nur zur Sicherheit. Sie können gehen, ich schaff das schon, keine Bange“, sagte Joska überzeugter, als er war. Doch er wollte keine Schwäche zeigen und so schnell wie möglich zu Nora und Carmen gelangen. Er musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es den beiden gut ging. 
    Trotz der beruhigenden Worte von Adrian, dass mit den beiden Damen soweit alles in Ordnung war, klopfte Joska mit hämmerndem Herzen an die Türe.  
    „Herein“, hörte er dann eine leise, aber vertraute Stimme. Zögernd trat Joska ein. Irgendwie hatte er Angst vor Noras Anblick und ihm zog sich schon vorher der Magen zusammen. Doch wie er sie dann so klein und mit unzähligen Pflastern und Verbänden im Bett liegen sah, hätten ihn beinahe seine Kräfte verlassen. Er riss sich jedoch zusammen und ging mit einem
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