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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen
Autoren: Jacobsen Harald
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in Richtung der Hausherrin und der neben ihr stehenden Psychologin, bevor er das Haus verließ. Ähnlich knapp fiel die Verabschiedung seiner Kollegin aus, was er zufrieden registrierte.

KAPITEL 3
    »Ich glaube keine Sekunde, dass Ariane etwas mit dem Mord an Ralph zu tun hat. Du etwa?«
Juliane Wagenknecht schaute Simon auffordernd an. Der Arzt und die Psychologin waren gemeinsam in den Eiderpark gefahren. Dort saßen sie jetzt bei einer Latte macchiato am Tisch eines Cafés und diskutierten den morgendlichen Auftritt des Kieler Hauptkommissars. Juliane empfand mehr als nur eine berufliche Verbindung zu Ariane Wiese, was ihren Vater sicherlich wieder auf die sprichwörtliche Palme gebracht hätte. Professor Doktor Lorenz Wagenknecht war nicht umsonst ein Koryphäe als Psychiater. Seine stets gewahrte berufliche Distanz hatte ihm den Weg bis an die Spitze der Fachklinik in Schleswig geebnet. Dummerweise nahm er diese Distanz häufig auch gegenüber seiner Familie ein – das hatten Juliane und ihr älterer Bruder allzu häufig zu spüren bekommen. Während Hanno sich davon hatte wenig beeindrucken lassen – ihr Bruder hatte sich bereits den Oberarztposten in der Neurologie im Universitätskrankenhaus in Kiel geangelt – floh Juliane vor dem dominanten Vater nach Rendsburg.
»Nein, natürlich nicht! Ariane könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun, geschweige denn ihrem eigenen Mann«, stellte Simon unmissverständlich fest.
Ein spitzbübisches Grinsen flog über das Gesicht der rothaarigen Juliane, was Simon sofort wachsam werden ließ.
»He, was gibt es denn da zu grinsen? Du baldowerst doch schon wieder was aus, Rotkäppchen.«
»Erstens, wir werden selbst den wahren Mörder finden. Zweitens, wenn du mich weiterhin Rotkäppchen nennst, erzähle ich Ariane von deinen Gefühlen für sie«, warnte Juliane ihren Freund.
Simon versuchte, eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen. Er mochte es überhaupt nicht, wenn man sein Innenleben analysierte. Etwas, was schon seine Mutter mit größter Freude unternahm.
»Was ist denn so schlimm daran, dass ich Ariane sehr mag?«
Juliane schlug Simon spielerisch mit dem Löffel ihres Latte macchiato auf die Hand. Sie mochte diesen oft unbeholfen wirkenden Mann wirklich gerne. Simon Vester stammte aus einer angesehenen Familie mit großem, gesellschaftlichen Einfluss. Es hatte ihn jedoch nicht zu so einem arroganten Schnösel wie Clemens Wolter werden lassen. In seiner Unbeholfenheit erinnerte er Juliane oftmals an einen Hundewelpen, dennoch unterschätzte sie Simon selten.
»Mögen? Du bist doch in Ariane verknallt, seitdem du sie das erste Mal im Krankenhaus untersucht hast. Leugnen zwecklos.«
Ariane Wiese war mit unspezifischen Symptomen von ihrem Hausarzt zu einem Check-Up ins Kreiskrankenhaus eingewiesen worden. Die vorhandene Symptomatik führte dazu, dass man sie auf die Innere Station einwies. Hier lernte Simon die zierliche Frau mit den großen, braunen Augen kennen. Tatsächlich hatte es ihm schon beim ersten Anblick fast den Atem geraubt, aber von Liebe würde er nie reden. Simon sah aber ein, dass er einer qualifizierten Psychologin wie Juliane nichts vormachen konnte, daher wählte er den Weg der Ablenkung.
»Was genau meinst du damit, dass wir beide den wahren Mörder finden werden? Für wen hältst du uns? John Steed und Emma Peel?«
Juliane blinzelte bei Simons Vergleich, was ihm einen tiefen Seufzer entlockte. Er liebte diese alten Serien und war damit allerdings ein seltenes Exemplar der jüngeren Generation, wie ihm der fragende Ausdruck in Julianes Gesicht einmal mehr verdeutlichte.
»Emma Peel ist die Frau an der Seite von Steed, dem Mann mit dem wunderbaren Oldtimer in Mit Schirm, Charme und Melone .«
Juliane winkte ab. Sie schätzte Krimis, die näher an der Realität waren und keine alten Schinken, die ohne jegliche Logik auskamen und diese lieber durch dämliche Schießereien oder Ähnliches ersetzten. Da lobte Juliane sich doch die guten englischen oder schwedischen Krimis mit viel sozialem Verstand.
»Vergiss es einfach, Simon. Ja, wir beide werden es übernehmen. Wer denn sonst?«
Simon Vester hatte wenig Lust mit dem Hauptkommissar aus Kiel aneinander zugeraten, aber wenn Ariane sonst keine Hilfe erhielt, mussten ihre Freunde wohl einspringen.
»Was ist mit Esther?«, fragte er dennoch.
»Pah! Hast du nicht mitbekommen, wie sie vorhin im Haus von Ariane eingeknickt ist. Mann, sie zweifelt offenbar auch schon an Arianes Unschuld.«
Dem konnte Simon
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