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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen
Autoren: Jacobsen Harald
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Hollerstraße die beste Verbindung von der Autobahn 7 in Richtung Rendsburg und umgekehrt. Wie immer gab es jedoch zu viele abweichende Meinungen zum Verlauf einer solchen Umgehung, daher zog sich die Planung immer weiter in die Länge.
»Fahrt doch zur Seite, verflucht noch mal!«
Wütend herrschte Esther die Autofahrer an, die allzu zögerlich die Straße für das Einsatzfahrzeug räumten. Teilweise musste die Oberkommissarin die Geschwindigkeit bis auf Rolltempo drosseln, um dann sofort wieder hart zu beschleunigen. Ständig stand Esther der Anblick von Robert Harmsen vor Augen, wie er Miriam am Hals gepackt hielt. Sie betete inständig darum, dass ihr Kollege und Juliane den Sportlehrer von einer unbedachten Handlung abhalten konnten. Aus dem Augenwinkel gewahrte Esther das riesige Druckzentrum des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages, als der Passat mit über hundert Stundenkilometern auf den Ortseingang von Borgstedt zuraste. Eine Fußgängerin mit einem schwarzen Labradorhund an der Leine sowie ein einsamer Jogger warfen dem silbernen Passat neugierige Blicke zu. Doch Esther musste sich konzentrieren, um nicht die Abbiegung in den Rossahlredder zu versäumen. Zu ihrer Linken sausten eine Gaststätte und die Schaufenster eines kleinen Einkaufsmarktes vorbei, dann war die Abbiegung auch schon erreicht. Esther drosselte das Tempo und stoppte den Passat schließlich vor einem Einfamilienhaus im Wiesengrund. Hier lebten die Eltern von Elke Harmsen und Esther hatte die Haustür noch nicht ganz erreicht, als ein älterer Mann diese öffnete. Offenbar hatte er den Passat mit Blaulicht und Sirene bemerkt und starrte nun voller Verwunderung zur Oberkommissarin.
»Oberkommissarin Esther Helmholtz, Kripo Rendsburg. Ist Elke Harmsen bei Ihnen?«
Sie hatte hastig das Etui mit ihrem Dienstausweis aus der Jackentasche genestelt und streckte ihn dem Mann entgegen.
»Ja, unsere Tochter ist mit der Enkelin hier. Was ist denn passiert?«
In wenigen Sätzen erklärte Esther die Situation, was den Vater von Elke zum Erbleichen brachte. Bevor Esther fertig berichtet hatte, war eine schlanke Frau mit modischer Kurzhaarfrisur hinter dem Mann aufgetaucht.
»Robert? Er hat ein Mädchen in seiner Gewalt? Das kann ich nicht glauben!«
»Frau Harmsen? Oberkommissarin Helmholtz von der Kripo Rendsburg. Bitte! Kommen Sie mit und helfen Sie uns, Ihren Mann vor einer riesigen Dummheit zu bewahren. Er ist scheinbar völlig verzweifelt und das hat mit Ihrer Trennung zu tun«, drängte Esther die Ehefrau des Sportlehrers.
»Fahr mit, Elke. Mutter und ich kümmern uns um Dana.«
Elke Harmsen griff nach einer Jacke und folgte Esther. Doch kurz vorm Passat wandte sie sich noch einmal um, was Esther verzweifelt aufstöhnen ließ.
»Frau Harmsen! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Bitte, kommen Sie!«
»Wir nehmen Dana mit, Frau Kommissarin. Wenn ich Robert nicht allein überzeugen kann, dann schaffen wir es vielleicht gemeinsam.«
Esther war sich absolut nicht sicher, ob einem kleinen Kind eine solche Konfrontation zugemutet werden sollte. Doch für ausgiebige Diskussionen blieb keine Zeit und was sie in Wirklichkeit später zulassen würden, sollte sich noch zeigen. Wenige Minuten später raste der silberne Passat bereits wieder über die Hollerstraße, dieses Mal in Richtung Rendsburg. Auf der Rückbank saß eine eingeschüchterte Dana und wurde von ihrer Mutter sanft getröstet. Erneut gestaltete sich das Durchkommen auf der viel befahrenen Straße als wahres Geduldsspiel und angesichts des Kindes auf der Rücksitzbank konnte Esther nicht einmal laut fluchen. Endlich erreichten sie die Straße zum Freibad, die mittlerweile zusammen mit weiteren Straßen in der näheren Umgebung von uniformierten Einsatzkräften abgesperrt worden war. Den Passat mit Blaulicht ließen die Kollegen sofort durch und dann stoppte Esther den Wagen. Erleichterung erfasste die Oberkommissarin, da alle Anzeichen für eine noch nicht eskalierte Situation sprachen.
»Warten Sie bitte einen Moment hier. Ich kläre die Lage und hole Sie dann nach«, wies Esther die Frau des Sportlehrers an.
»Simon, du musst dich vermutlich gleich um die Tochter der Harmsens kümmern. Einverstanden?«
Im Vorbeigehen bat Esther den Arzt um seine Unterstützung, der sie wie erwartet sofort zusagte. Dann schob Esther sich durch die Lücke im Zaun und näherte sich vorsichtig Frank und Juliane.
     
    *
     
    Robert spürte mehr und mehr die Anstrengung im ganzen Körper und fragte sich, wieso
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