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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel
Autoren: Robert Silverberg
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über den Boden, um Kirby die Pistole zu bringen.
    „Nennen Sie mich Nat“, sagte der Marsianer.
    Kirby lächelte dünn. Er nahm die Waffe und widerstand der widersinnigen Versuchung, den Marsianer auf der Stelle in ein Aschehäufchen zu verwandeln. Kirby betrachtete die Pistole kurz. Dann legte er sie auf das Kissen zurück und schnipste mit den Fingern dem Robot zu, der die Waffe zu ihrem Eigentümer zurücktrug.
    „Meine Freunde nennen mich Ron“, sagte Kirby. „Reynolds ist ja wirklich ein zu furchtbarer Vorname.“
    „Schön Sie kennenzulernen, Ron. Was gibt’s zu trinken?“
    Kirby wurde unangenehm von diesem Etikettebruch berührt, aber er behielt den gleichbleibenden diplomatischen Gesichtsausdruck bei. Der Marsianer hatte sich schon mit seinem Waffenritual steif genug benommen, aber das erwartete man ja von Kolonisten; damit war aber nicht gesagt, daß seine Manieren nicht über dieses Niveau hinausragen konnten. Freundlich sagte Kirby: „Was immer Sie möchten, Nat. Synthetisches, Echtes – Sie brauchen es nur auszusprechen, und schon ist es da. Wie wär’s mit einem gefilterten Rum?“
    „Ich habe schon so viel Rum getrunken, daß er mir zu den Nasenlöchern hinausquillt, Ron. Diese Karibs in San Juan kippen ihn wie Wasser. Wie wär’s mit einem anständigen Whisky?“
    „Tippen Sie’s ein“, sagte Kirby mit einer einladenden Handbewegung. Der Roboter nahm die Konsole von der Bar und brachte sie dem Marsianer. Weiner starrte die Knöpfe erst suchend an und drückte dann zweimal auf zwei randnahe Knöpfe.
    „Ich bestelle Ihnen einen doppelten Rye“, kündigte Weiner an. „Und für mich einen doppelten Bourbon.“
    Kirby fand das amüsant. Der grobe Kolonist suchte sich nicht nur den eigenen Drink aus, sondern auch einen für seinen Gastgeber. Einen doppelten Rye, na bitte! Kirby verbarg sein Augenzwinkern vor Nat und trank. Weiner machte es sich in einem Webschaum-Sitzkorb bequem. Kirby ließ sich ebenfalls nieder.
    „Wie gefällt Ihnen Ihr Besuch auf der Erde?“ fragte Kirby.
    „Nicht schlecht, nicht übel. Es ist nur zum Kotzen, wie Ihre Leute hier zusammengepfercht sind.“
    „So ist nun einmal das Leben.“
    „Auf dem Mars nicht. Und auch nicht auf der Venus.“
    „Warten Sie’s ab“, sagte Kirby.
    „Das bezweifle ich. Wir wissen dort oben, wie wir die Bevölkerungszahl unter Kontrolle halten können.“
    „Das wissen wir auch. Es hat nur seine Zeit gedauert, das jedermann klarzumachen, und bis dahin waren wir auf zehn Milliarden angewachsen. Wir hoffen, die Zuwachsrate möglichst niedrig zu halten.“
    „Wissen Sie was?“ sagte Weiner. „Sie sollten einfach jeden Zehnten packen und ihn in die Konverter stecken. Aus all dem Fleisch können Sie eine hübsche Menge Energie gewinnen. Und über Nacht hätten Sie eine Milliarde weniger.“ Er kicherte. „War natürlich nicht ernst gemeint. Es wäre unmoralisch. War halt nur’n flauer Scherz.“
    Kirby lächelte. „Sie sind nicht der erste, der so etwas vorgeschlagen hat, Nat. Und einige haben es ziemlich ernst gemeint.“
    „Disziplin – das ist die Antwort auf alle menschlichen Probleme. Disziplin und noch mehr Selbstdisziplin. Verzicht. Planung. – Der Whisky ist verdammt gut, Ron. Wie steht’s mit einem weiteren Gläschen?“
    „Bedienen Sie sich.“
    Weiner kam der Aufforderung nach – sehr großzügig sogar.
    „Verdammt gutes Gesöff“, murmelte er. „Auf dem Mars kriegen wir solche tollen Sachen nicht. Das muß ich schon zugeben, Ron. So zusammengepreßt und stinkig dieser Planet auch sein mag, er hat auch seine Vorteile. Leben möchte ich hier nicht, das sage ich Ihnen, aber ich bin doch froh, hierhergekommen zu sein. Die Frauen – hmm! Die Drinks! Und all die Aufregungen!“
    „Sie sind seit zwei Tagen hier?“ fragte Kirby.
    „Ganz genau. Eine Nacht in New York – Zeremonien, ein Bankett, all der Krampf eben; die Kolonialgesellschaft hat alles finanziert. Dann runter nach Washington, um den Präsidenten zu treffen. Liebenswürdiger alter Knabe. Allerdings mit etwas Bauchansatz. Könnte wohl etwas Bewegung vertragen. Dann diese idiotische Veranstaltung in San Juan, den ganzen Tag lang von einer Festlichkeit zur nächsten, hab’ dort die Kollegen aus Puerto Rico getroffen und all so ’nen Käse. Und jetzt bin ich hier. Was steht hier auf dem Programm, Ron?“
    „Nun, wir könnten zuerst unten schwimmen gehen …“
    „Ich kann auf dem Mars soviel schwimmen, wie ich Lust habe. Ich will die Zivilisation
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