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Oase der Liebe

Oase der Liebe

Titel: Oase der Liebe
Autoren: JENNIE LUCAS
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zwischen Rafiq und der jungen verwitweten Gesellschafterin seiner Mutter. Sekundenlang ließ Jasmine sich von der ungewöhnlichen Vertrautheit ablenken, die deutlich zwischen den beiden zu spüren war, dann erklangen die ersten Töne einer feierlichen Musik, und sie richtete wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf Kareef.
    Hoch aufgerichtet, unfassbar attraktiv und eindrucksvoll in seiner wallenden Robe, mit dem juwelenbesetzten Schwert an der Seite, zog er alle Blicke auf sich. Tränen der Liebe und des Stolzes verschleierten Jasmines Sicht.
    Als kurz darauf der Großwesir an seine Seite trat und etwas in einem uralten Dialekt sagte, den man vor Jahrhunderten in Qusay gesprochen hatte, schien jeder den Atem anzuhalten.
    Die Musik brach abrupt ab, und plötzlich hörte man nur noch das Geräusch von Wind und Wellen, die gegen das steile Kliff brandeten. Die Ruinen der alten Zitadelle schienen unter Jasmines Füßen zu erzittern.
    Der Großwesir machte eine bedeutungsvolle Pause, wie es das Protokoll offenbar verlangte, und Kareef wandte sich seinen Gästen und seinem Volk zu. Als er zu sprechen anfing, trafen sich ihre Blicke über die Köpfe der anderen hinweg, und Jasmines Herzschlag drohte vor Aufregung auszusetzen.
    Erst verspätet wurde ihr bewusst, dass er nicht, wie vorgeschrieben, den alten Dialekt gebrauchte. Er sprach klar und ruhig, und jedes seiner Worte war bis hinter die letzten Reihen zu hören.
    „Hiermit verzichte ich auf die Krone und den Thron von Qusay.“
    Nach einem atemlosen Augenblick geschockter Stille hörte Jasmine den entsetzten Aufschrei des Großwesirs und wie jemand scharf den Atem einsog. Rafiq?
    Kareef stand immer noch gelassen und ruhig da, im Auge des Sturms, der kurz vor dem Losbrechen war.
    „Vor dreizehn Jahren habe ich eine Frau gebeten, mich zu heiraten. Ein junges, unberührtes Mädchen, das mir vertraut hat.“
    Das aufbrandende Gemurmel erstarb. Eine geradezu unnatürliche Stille legte sich über die Menschenmenge, die versuchte zu begreifen, was vor ihren Augen und Ohren geschah.
    „Diese Frau ist Jasmine Kouri …“
    Erneutes Wispern und aufgeregtes Getuschel.
    „Das Kouri-Mädchen!“
    „Erinnert ihr euch noch an den Skandal von damals …“
    Selbst die ausländischen Gäste beteiligten sich an dem Geraune und versuchten, einen Zusammenhang mit dem aktuellen Geschehen herzustellen.
    Kareefs Miene wurde härter. „Jasmine musste damals allein mit den Folgen des Skandals klarkommen“, sagte er fest und zeigte damit, dass er sehr wohl mitbekam, was um ihn herum vorging. „Dabei trug sie nicht die leiseste Schuld daran. Sie verlor unser Kind durch einen tragischen Unfall. Aber schon lange, bevor das geschah, war sie meine Frau.“
    Er hielt inne, trat einen Schritt vor und breitete die Arme in einer herrischen Geste weit aus.
    „Die Wiedergutmachung der schweren Schuld, die ich auf mich geladen habe, als ich sie damals in meinem Schmerz und meiner Trauer im Stich ließ, steht vor jeder anderen Verpflichtung und Verantwortung, die ich meiner Familie und meinem Volk gegenüber habe. Ich bitte Sie alle, das zu akzeptieren.“
    Jasmine war vor Schock bewegungsunfähig und musste es hilflos über sich ergehen lassen, dass die neugierigen und entsetzten Blicke sämtlicher Anwesenden zwischen Kareef und ihr hin und her wanderten.
    Mit einem eleganten Satz war Kareef vom Podium heruntergesprungen und kam jetzt auf sie zu. Seine blauen Augen funkelten, als er ihren Blick suchte und festhielt.
    „Jasmine Kouri, willst du mich noch einmal heiraten?“
    „Nein!“, stieß sie instinktiv hervor.
    Kareef kam immer näher. „Jasmine Kouri, willst du mich heiraten?“, fragte er eindringlicher als zuvor.
    Sie starrte ihn an, unfähig, noch einmal ihr Herz zu verleugnen. Und dann stand er plötzlich dicht vor ihr. So dicht, dass sie sich fast berührten. Aller Augen ruhten gespannt auf ihnen.
    „Jasmine Kouri … willst du mich heiraten?“, fragte er zum dritten Mal, aber diesmal so sanft und zärtlich, dass heiße Tränen in ihre Augen stiegen.
    „Ja …“, brachte sie schluchzend hervor. Und dann noch einmal ungleich lauter und selbstbewusster. „Ja, ja! Ich will dich heiraten.“
    Mit einem Lächeln, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte, riss Kareef sie in seine Arme. „Jetzt gleich?“, flüsterte er ihr drängend ins Ohr. „Hier?“
    „Ich … ich liebe dich …“, stammelte Jasmine. Zu mehr war sie momentan beim besten Willen nicht imstande.
    Akmal Al’Sayr
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