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Oase der Liebe

Oase der Liebe

Titel: Oase der Liebe
Autoren: JENNIE LUCAS
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wie betäubt auf ihr eigenes Konterfei … im riesigen goldgerahmten Spiegel, der im Schlafzimmer der verstorbenen Mrs. Hajjar hing.
    „Oh meine Tochter!“, hatte ihr Vater mit tränenerstickter Stimme gesagt, als er ihr den Schleier aufsetzte, „… du bist die bezauberndste Braut, die ich je gesehen habe.“
    „So wunderschön“, pflichtete ihm ihre verhärmt wirkende weißhaarige Mutter mit strahlendem Lächeln bei. „Ich werde der Dienerschaft sagen, dass du bereit bist.“
    Jasmine starrte in den Spiegel. War sie bereit? War sie wirklich bereit?
    Durch das Fenster in ihrem Rücken schien die Nachmittagssonne herein und zauberte helle Lichtreflexe auf den mit winzigen Brillantsplittern besetzten Schleier, hinter dem ihr Gesicht im Schatten lag. Jasmine hatte Mühe zu atmen und konnte sich kaum bewegen in dem engen Korsett, das ihre ohnehin schon schmale Taille auf ein Wespenformat reduzierte. Über dem steifen Unterrock bauschten sich unzählige Lagen von Tüll.
    Umar hatte das Hochzeitskleid bis zum winzigsten Detail selbst geplant und nach seinen eigenen Vorgaben in Paris anfertigen lassen – sechs Monate, bevor sie ihm überhaupt das Jawort gegeben hatte. Selbst die kostbaren Spitzendessous, die sie darunter trug, hatte er ausgesucht. Eine perfekte Prinzessin für ein perfektes Märchenschloss . Nur, dass er kein König und sie keine Prinzessin war.
    Wenn sie sich umwandte, würde sie durch das Fenster hinaus in die Wüste schauen können. Vor ihrem inneren Auge entstand ungewollt das Bild eines lang gestreckten Farmhauses aus dunklem Holz, umgeben von hohen Bäumen, in deren Schatten schlichte Wildblumen wuchsen … neben einem Swimmingpool und einer Loggia, wo sie nackt in den Armen des einzigen Mannes lag, den sie je geliebt hatte.
    Hier, in der heißen Wüstensonne, verbrannten jeder Selbstbetrug und alle Lügen zu Staub.
    Bis auf eine! Die Lüge, mit der sie Kareef aus ihrem Leben katapultiert hatte.
    Jasmine fühlte ihr Herz schmerzhaft in der Brust schlagen und presste unwillkürlich die Hand darauf. Kareef gestand ihr seine Liebe, und sie wies ihn zurück …
    Ich hatte keine andere Wahl!, versuchte sie immer wieder sich selbst zu beruhigen. Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten! Und dafür hätte er abdanken und auf den Thron von Qusay verzichten müssen!
    Skrupellos hatte sie ihre eigenen Schuldgefühle und ihre Trauer als Waffe gegen ihn eingesetzt. Kareef von sich zu stoßen, als er ihr seine Liebe gestanden hatte, war einfach grausam gewesen. Egal, wie rein und lauter die Motive dahinter sein mochten, es machte sie krank, daran zu denken, wie es jetzt in dem Mann aussehen mochte, den sie so verzweifelt liebte. Doch genau das war der Grund, warum sie so hatte handeln müssen.
    Und wenn sie heute Umars Frau würde, begann sie einen bewussten Selbstmord an ihrer Seele. Aber wie sollte sie sonst die schützen können, die ihr am nächsten standen?
    Genau in diesem Moment größter Qual und Unsicherheit traf es Jasmine wie ein Blitzschlag.
    Und plötzlich wusste sie mit geradezu beängstigender Klarheit, dass sie es nicht tun konnte. Nicht tun durfte ! Sie wollte keinen Mann heiraten, den sie nicht liebte, egal aus welchen Gründen …
    „Wo ist Umar?“, fragte sie ihren Vater mit rauer Stimme, die Hand immer noch auf ihr wild klopfendes Herz gepresst. „Er sagte, wir müssen noch vor der Trauung miteinander reden. Bitte geh und such ihn für mich.“
    „Ich halte das für keine besonders glückliche Idee und …“
    „Wir werden ihn für dich suchen und finden“, versprach ihre Mutter, die gerade erst zurückgekommen war, mit überraschend energischer Stimme und warf ihrem Gatten einen scharfen Blick zu. Dann lächelte sie ihre Tochter strahlend an und tätschelte ihren Arm. „Mach dir keine Sorgen.“
    „Einen Moment noch …“, sagte Jasmine und griff nach ihrer Hand. Von unerwarteter Furcht ergriffen, dass sie ihre Mutter vielleicht nie wiedersah, schaute sie mit brennendem Blick in das vertraute Gesicht.
    „Was ist mit dir, mein Schätzchen?“, fragte ihre Mutter sanft und gebrauchte zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder das Kosewort aus Kindheitstagen.
    Jasmine schluckte heftig, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. Würde sie ihr verzeihen können, wenn sie die von ihrer Familie so heiß ersehnte Hochzeit mit Umar Hajjar absagte? Innerlich betete Jasmine dafür. Sie war auch so bereit, alles nur Menschenmögliche zu tun, um ihre kleine Schwester zu unterstützen, aber nicht
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