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Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)

Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)

Titel: Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
Autoren: P.C. Cast
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einer wird nun erstaunt sein, zu erfahren, dass sich die Neigung von Vampiren, sich erotischen Handlungen hinzugeben, zwar im Kino stark zugenommen hat (dazu gleich mehr), dass diese Neigung aber keinesfalls dort erst ihren Anfang nahm.
    Tatsächlich ist es der im Volksglauben beheimatete Wiedergänger, der – trotz seines scheußlichen Äußeren – einen bekanntermaßen unstillbaren sexuellen Appetit hatte. Doch er hatte keine spitzen Eckzähne und brauchte auch keine, um sich seinen schmutzigen Ruf zu erwerben. Wie Barber herausstellt, erwähnen historische Berichte über Vampirismus selten die Größe der Zähne bei exhumierten Leichen, und das aus gutem Grund, denn die Zähne eines mutmaßlichen Wiedergängers sahen in der Regel ganz normal aus – so leid es mir tut. 21 Hier liegt – wiederum mit Ausnahme von Stevie Rae und ihrer toten Kameraden – eine weitere auffällige Übereinstimmung zwischen den H OUSE OF N IGHT -Romanen und dem Wiedergänger des Volksglaubens vor.
    Stattdessen erwarb sich der im Eckzahnbereich minderbemittelte Wiedergänger seinen Ruf als Frauenheld (abgesehen von postmortalen Erektionen) dadurch, dass ihn sein Weg oft zuerst zu seiner eigenen Witwe führte, die „er in der Lage war, durch seine Aufmerksamkeiten zu erschöpfen“, wie es Barber so elegant formuliert. 22 Daher können wir hier wohl auch den ursprünglichen Grund für schwarze Trauerkleidung bei Begräbnissen vermuten, besonders den Ursprung des Schleiers, den die Witwe trägt, um sich zu verhüllen und sich vor kommenden „Zudringlichkeiten“ ihres verstorbenen Gatten zu schützen. 23
    Wenden wir uns nun Stevie Rae zu. Ich habe bereits angemerkt, dass sie und andere rote Jungvampyre einige der „Anzeichen“ aufweisen, die in Ost- und Zentraleuropa an den exhumierten Leichen mutmaßlicher Wiedergänger festgestellt wurden. In diesem Zusammenhang ist es ebenso bedeutsam, dass bei den Jungvampyren, die die Wandlung nicht überleben werden, zum Zeitpunkt ihres Todes und in den Tagen davor, verschiedene andere „Zeichen“ erwähnt werden. Diese „Zeichen“, auf die ich mich hier beziehe, sind jedoch ganz deutlich amerikanischen Ursprungs. Jawohl:
amerikanisch
. Diese physischen „Zeichen“ oder Symptome haben ihren Ursprung augenscheinlich nicht in Zentraleuropa sondern in historischen Berichten von Vampirismus in Neuengland.
    Man mag es kaum glauben, aber rote Jungvampyre gibt es schon seit Jahrhunderten. Wie Barber anmerkt, wurde die Farbe Rot lange Zeit als Vorzeichen dafür angesehen, dass einem Menschen ein Leben nach dem Tod vorbestimmt war. In Rumänien beispielsweise galt es als wahrscheinlicher, dass Kinder später einmal als Vampire enden würden, wenn sie rothaarig und blauäugig oder mit einer „Glückshaube“, also noch von einem Teil des Amnions (eines Teils der Fruchtblase [Anmerkung des Übersetzers]) bedeckt geboren wurden, (die in der Regel eher durchsichtig oder weißlich-grau wirkt). In der polnischen Region Kaschubien galten rote Muttermale und ausgeprägt rote Wangen beziehungsweise eine rote Gesichtsfarbe als ähnliche Vorzeichen – besonders bei Alkoholikern, deren Neigung zu einem roten Gesicht von der dörflichen Bevölkerung der damaligen Zeit als Anzeichen dafür gedeutet wurde, dass ausgiebiger Alkoholkonsum sündhaft war.
    Wie ihre Brüder und Schwestern auf der anderen Seite des Atlantiks glaubten auch die Neuengländer an Wiedergänger, und wie die Europäer trafen auch sie Vorkehrungen, um sich gegen die „gefährlichen Toten“ zu schützen, darunter auch Exhumierungen. Leser der ersten beiden H OUSE OF N IGHT -Bände werden sich an den ständigen Husten, die bleiche Gesichtsfarbe und das rasche Schwächerwerden erinnern, die typisch für einen Jungvampyr sind, der im Sterben liegt. Diese äußeren Symptome sind ein Spiegelbild des Hustens und der schnell nachlassenden Gesundheit, die die Bewohner Neuenglands bei denen beobachteten, die sie für die sterbenden Opfer von Wiedergängern hielten.
    Die unsichtbare Plage, die diese unglücklichen Neuengländer heimsuchte, war höchstwahrscheinlich Lungentuberkulose (TBC), damals unter dem Namen „Schwindsucht“ bekannt. Der Volkstumsforscher Dr. Michael E. Bell erläutert im Zusammenhang mit dem Vampirglauben Neuenglands, dass die Symptome von TBC mit den dortigen Vorstellungen des Vampirismus viel gemeinsam haben. Neuengländer, die an der Schwindsucht sterben, leiden in Bells Schilderungen nachts ganz besonders; ein
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