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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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reglos im Schnee. Seine Augen blinzelten.
    »Na los doch, willst du den König von Korr töten?
    Hier steht er vor dir! Kannst du Scapa töten, Scapa, den du liebst?«
    Nills Hand zitterte heftig.
Schatten überzogen Scapas Gesicht. Seine Finger verkrampften sich, an seinem Hals traten die Adern hervor. Die dunkle Macht der Krone, sie durchström-te ihn … Keuchend beugte er sich vor, als würde ihm die Last der Krone zu schwer, als zöge sie sich enger und immer enger um seinen Kopf. Zugleich zuckte ein verkrampftes, wahnsinniges Lächeln auf seinen Lippen. Was für eine Macht!
    »Nein!«, japste er. Zitternd tastete er sich über die Brust.
    »Scapa«, sagte Arane neben ihm. »Nimm ihr das Messer weg! Töte die Elfe!«
    Mit steifen Schritten kam er auf Nill zu.
    Sie stolperte zurück. »Nein«, flüsterte sie.
    Er hörte nicht. Nill biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Deine Liebe, sie macht dich blind!«, schrie sie. »Du siehst nicht, was um dich geschieht, du willst nicht sehen!«
    Scapa sagte nichts.
    Hinter ihm lachte Arane. »Die Liebe macht wohl dich blind, Elfenbrut! Scapa hört nicht auf Elfen!«
    Stumm schüttelte Nill den Kopf. Scapas Blick war kälter und hasserfüllter denn je. Nill hielt das magische Messer auf ihn gerichtet und wich mit jedem seiner Schritte weiter zurück.
    »Töte sie!«, schrie Arane. »Töte sie! Bring mir den Steindorn! Bring ihn mir!«
    Seine Hand schnellte vor und packte Nills Arm.
    Nill entfuhr ein Schluchzen. »Nein!«
Er riss ihr das steinerne Messer aus der Hand. Sein eigener Dolch fiel zu Boden. Und plötzlich sah sie, dass ihm Tränen in die leeren Augen stiegen.
    Seine Lippen öffneten sich. Fast schien es, als husche ein Lächeln über sein Gesicht, als er durch sie hindurchblickte. »Es tut mir Leid, Nill.«
    Er hob das glühende Messer und durchschnitt sich die Pulsadern.
    Kein Schrei kam Nill über die Lippen. Kein Ton.
    Nur ihre Augen weiteten sich und der Boden sank unter ihr fort.
    Scapa strauchelte, dann knickten seine Knie ein und er fiel auf die Erde. Sanft saugte der Schnee das Blut auf, das ihm über den Arm strömte. Aus der Steinkrone quollen ölige Schatten und versickerten im Boden.
    Nill stürzte neben ihn. Die Finsternis war aus seinem Gesicht gewichen. Es war weiß und klar wie der Himmel über ihm. Er rang nach Luft und seine Augen blickten, als sähe er etwas Riesiges auf sich zukommen. Nill berührte seine Wangen.
    »Arane«, hauchte er. Sein Atem verdampfte über ihm. »Ara-Arane – jetzt bist du frei!« Und seine Zü-
    ge entspannten sich und ein blasses Lächeln zog ihm über die Lippen.
    Arane schrie. Sie taumelte auf Scapa zu und stieß Nill so heftig zur Seite, dass sie in den Schnee fiel.
    »SCAPA!« Sie schlang die Hände um seinen Kopf und presste das weinende Gesicht an ihn. Ihre Finger schlossen sich um die Schnittwunde, aber das Blut strömte unaufhaltsam. »Nein, nein! SCAPA!«
Der Boden begann zu beben. Nill merkte es nicht.
    Betäubt sah sie zu, wie Arane aufschrie und sich an Scapa klammerte.
    Von überall brachen Hirsche aus dem Wald. Einer von ihnen galoppierte an Nill vorbei und schnaubte sie an; sie wusste nun, dass er ihr gefolgt war und Verstärkung geholt hatte.
    Die Hirsche preschten auf Arane zu. Sie blickte nicht auf. Ihre Hände schlossen sich um Scapas und sie umschlang seine Finger. Die Hirsche begruben sie unter ihren Hufen.
    Nill sackte in die Knie. Alles verschwamm in einem dichten Tränenschleier.
    Er war tot. Damit die Krone zerstört wurde.
    Scapa …

    Als man die Königin fand, lag sie im aufgewühlten Schnee. Ihr Kleid war zerfetzt und ihr Haar umgab sie wie eine aufgehende Sonne. Trotz der Knochen-brüche und Wunden war ihr Gesicht von dem Frieden erfüllt, nach dem sie immer gesucht hatte. Ihre Hand schloss sich fest um die des Jungen, der die Krone trug. Auf seinen blutleeren Lippen lag ein Lächeln.

Elfenlied
    Es war ein stiller Wintermorgen. Der Himmel war strahlend blau und keine Wolke zeigte sich. Hier und da schimmerte Sonnenlicht durch die Bäume und ließ die Schneedecken glitzern.
Unweit des Elfendorfes spiegelte sich der Himmel auf dem See wider. An ferneren Ufern, wo hohes, verblichenes Schilf wucherte, überzog eine dünne Eisschicht das Wasser. Eine Schar Wildgänse erhob sich schnatternd und flog in einem Bogen über den See hinweg.
    Die Elfen hatten ein Floß auf die Wasseroberflä-
    che am Ufer geschoben. Getrocknete Kränze aus Ranken
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