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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Welt ist je verloren.
    Es kommt uns nur so vor. Aber in Wirklichkeit wiederholt sich alles. Alles geht. Und kommt wieder.«
    Nill sah ihn an. Und zum ersten Mal hatte Kaveh das Gefühl, als sehe sie ihn wirklich. Er atmete aus.
    Der Wind löste Haare aus seinen Zöpfen und ließ sie über sein Gesicht tanzen. Er senkte den Kopf.
    »Wenn du«, begann er, »wenn du nicht weißt, wohin du möchtest … willst du dann vielleicht bei den Freien Elfen bleiben? Bei mir?« Bei Letzterem versagte ihm fast die Stimme, Nill hatte es bestimmt gar nicht gehört.
    Einige Momente lang blieb es still zwischen ihnen,
während Kaveh äußerst interessiert seine Fingernägel betrachtete. Dann trug der Wind ein Geräusch mit sich, das wie eine Melodie klang. Fein und zart hing es in der Luft und dann erkannten Nill und Kaveh das Lied aus dem Elfendorf:

    »… Sollt unser Volk einmal vergehen, wird tief im Schlaf Erinnerung bestehen, die als Legende einst erwacht;
    drum tanz für hundert Jahre,
    Feuer der Dämonennacht …«

    Helles Kinderlachen schwebte dem Lied nach. Kaveh runzelte die Stirn: Die Dämonennacht war so schnell wiedergekommen! Er sah auf. Ein zögerliches Lä-
    cheln lag auf Nills Gesicht. Und plötzlich lachte sie.
    Der Wind brauste übermütig über sie hinweg und trug die ersten Düfte des Sommers mit sich.
    »Ja, wer weiß, was noch passieren wird. Und ob ich bleibe«, sagte Nill und eine ungewohnte Freude blühte in ihr auf. »Mal sehen – mal sehen …«

Epilog
    In Kesselstadt hatte einst ein Meisterdieb gelebt. Den Legenden nach hieß es, er sei ein verstoßener Sohn adliger Eltern gewesen, aber das sagte man über fast alle Helden und großen Schurken. Viel eher war er wohl in der Gosse zur Welt gekommen, wo er auch gelebt und gestorben war. Unter ihm vereinten sich
die mächtigsten Banden Kesselstadts, die Rivalitäts-kämpfe der Clans kamen zum Erliegen und Organi-sation wurde in das Dunkel der tiefsten Viertel gebracht. Der Name des Mannes war Jakos Torron.
    Torron nahm sich auch einen Lehrling: Es war ein dicklicher, untersetzter Gauner namens Kaav Volrog.
    Als Jakos Torron eines Tages durch Kesselstadt ging, traf ihn von hinten ein Wurfmesser und tötete ihn augenblicklich. Den Mörder fand man nie, aber es gab auch niemanden, der sonderlich nach ihm gesucht hätte. Nicht der Tod Torrons war wichtig, sondern seine Hinterlassenschaft. Obgleich es Kaav Volrog gelang, den größten Teil seines Geschäfts zu übernehmen, zerfiel das Bündnis der Banden, und alles zerstreute sich wieder wie zuvor.
    Auch Volrog nahm sich einen Lehrling: Es war ein viel versprechender Junge namens Vio Juness, den so viel Kälte auszeichnete, dass er sogar die abgebrüh-testen Halsabschneider Kesselstadts übertraf. Er war ehrgeizig – ehrgeiziger als Volrog. Vio wollte das schaffen, was Jakos Torron einst gelungen war: Alle Banden unter sich zu einen und der mächtigste Mann der Stadt zu werden. Als Volrog diesem Ziel im We-ge stand, tötete Vio seinen Meister. Doch der Mord geschah in einer finsteren Gasse, die Leiche, die er in einen Kanal warf, wurde nie gefunden – man hätte ebenso gut sagen können, dass Volrog schlichtweg verschwunden war. Das Einzige, das auch jetzt zähl-te, war Volrogs Hinterlassenschaft.
    Vio eignete sich den Namen seines Vorbilds an,
als dessen wahren Erben er sich empfand, und wurde als Vio Torron zu einem gefürchteten und verehrten Mann. Mehr als zehn Jahre war Vio Torron der Herrscher über die dunklen Stadtviertel. Kaum einer zuvor hatte es geschafft, so lange diese Machtposition zu halten, und auch danach sollte es nur wenigen ge-lingen. Das Leben eines Banditen währt kurz.
    Torron nahm keinen Lehrling. Er traute niemandem genug, um ihm sein Wissen zu lehren, darum blieb er auch für zehn Jahre mächtig. Aber aus demselben Grund, eben weil er niemandem etwas verriet, sollte man seinen Namen vergessen.
    Dann schloss sich eine Gruppe mutiger Straßenkinder unter einem Diebespaar zusammen. Gemeinsam schafften sie das Unmögliche, überwältigten die mächtigsten Männer der Stadt in einer einzigen Nacht und übernahmen die Herrschaft über die dunklen Viertel. Der Junge, der als Herr der Füchse am Himmel von Kesselstadts Unterwelt aufging wie ein Komet – und ebenso kurz nur erstrahlen sollte – hieß Scapa. Drei Jahre lang galt er als Fadenzieher sämtlicher Einbrüche, Raubüberfälle und Hehlereien, wobei seine Diebe stets Kinder waren. Er wurde zu einem Schatten, den man in jeder
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