Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
Waldes, führt mich zur Königin!«
    Von einem plötzlichen Entschluss gepackt, brachte sie den Hirsch zum Stillstand. Sie stürzte taumelnd von seinem Rücken und fiel nach wenigen Schritten in den Schnee.

    Mit bebenden Fingern zog Nill den Steindorn hervor.
    Bilder der Schlacht durchzuckten sie. Sie sah das unglaubliche Gemetzel. Hörte die Schreie. Die beiden Grauen Krieger, die sie getötet hatte, die vor ihren Augen gestorben waren. Das Blut, das in den Schnee strömte …
    All das konnte beendet werden, wenn die Königin starb! Wenn die Moorelfen von ihrem Bann freige-sprochen wären, dann endete diese irrsinnige Schlacht! Jetzt, endlich, musste Nill ihr Schicksal –
    und die Bestimmung des magischen Messers – erfüllen, damit das Grauen aufgehalten wurde!
    Sie schloss fest die Augen. Wenn sie ihre Aufgabe jetzt nicht erfüllte, waren die Dunklen Wälder verloren. Lange hielten die vereinten Stämme der Über-macht Korrs nicht mehr stand.
    »Ihr Geister des Waldes, hört mich jetzt, wie ihr
mich immer gehört habt! Ich brauche euch, hört mich! Bringt mich zum Weißen Kind. Bringt mich zur Königin! Wo ist sie? Ist sie in den Wäldern? Ist sie hier? Verratet es mir, sprecht mit mir, wie ihr es früher getan habt!«
    Verzweifelt erinnerte sie sich an alle Ahnungen, die ihr in der Stille der Wälder je zugeflüstert worden waren. Sie sah den Hühnerstall vor sich, der vor fünf Jahren im Sturm von einer Birke zerschlagen worden war, und aus dem man die Hühner rechtzeitig hatte retten können. Sie erinnerte sich an die vom Regen überfluteten Felder, von denen sie Agwin schon vier Tage zuvor erzählt hatte. Sie erinnerte sich an Grenjo, Grenjo tausendmal, wie das Raunen des Waldes sie zu ihm geführt hatte. Sie sah ihn beim Fischen am Fluss, Hunderte von Metern vom Dorf entfernt. Sie lief ihm entgegen, als er abends aus den Wäldern heimkehrte, und verfehlte nie die Richtung, aus der er auftauchte.
    »Sprecht mit mir, ihr Geister!«, hauchte Nill.
    Der Wind wisperte weit über ihr im Geäst. Die Zweige der Fichten und Tannen strichen rauschend vor und zurück. Nill senkte die Stirn gegen den warmen Steindorn und blieb reglos auf der Erde knien.
    Ihr Atem ging ruhiger. Der Wald breitete seine Stille über ihr aus wie weite, weiche Schwingen. Nill versank darin, wie sie es unzählige Male getan hatte, und glitt davon. Sie antwortete den Bäumen, wie sie es ebenfalls ihr ganzes Leben lang getan hatte. Doch nun war sie sich dessen das erste Mal bewusst. Bitte, flüsterte sie in Gedanken. Führt mich zum Weißen Kind.
    Und die Wälder hauchten: Hier …

    Sie hatten auf einer kleinen Lichtung Halt gemacht.
    Rings um Arane und Scapa stieg der Boden an, sodass sie wie in einer großen Mulde versteckt waren. Die Erde war durchädert von den Wurzeln der mächtigen Tannen, die sich rauschend und knarrend um sie schlossen.
    Sie hatten das rote Stoffdach hinter sich gelassen.
    Arane hatte auch ihre Leibgarde zurückgeschickt.
    Nach dem, was mit König Ileofres geschehen war, schien jede Furcht von ihr abgefallen zu sein. Die Krone Elrysjar machte sie unverwundbar, das hatte sie heute selbst gesehen. Sie hätte sich inmitten des Schlachtgetümmels zu erkennen geben können, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen! Jeder, der sie anzugreifen wagte, würde verbrennen.
    »Es ist so schön hier«, sagte Arane in die schneidend kalte Luft und drehte sich langsam im Kreis.
    Der Saum ihres Kleides schleifte über den Schnee.
    Ihre Pferde standen etwas abseits auf der Lichtung und schnaubten ungläubig über die plötzliche Stille nach ihrer Hetzjagd durch die Wälder.
    Arane atmete tief ein. »Hier werden wir unser Nachtlager aufschlagen. Und morgen früh gehört das Reich der Dunklen Wälder mir.«
    Scapa saß im Schnee. Sie waren lange durch die Wälder galoppiert, um diesen verborgenen Ort zu finden, und im Gegensatz zu Arane hatte er bei je-
dem Pfeil und jedem Krieger, an dem sie vorbeige-prescht waren, um sein Leben fürchten müssen. Aber jetzt, jetzt hatte er merkwürdiger Weise gar keine Angst mehr.
    Er ließ sich rücklings in den dünnen Schnee sinken. Über ihm flimmerte es weiß vor fallenden Flocken. Die Tannenspitzen wogten vor und zurück, als könnten sie jeden Augenblick auf ihn niederstürzen.
    Doch das taten sie nicht. Sie drohten bloß und unternahmen nichts. Es blieb ganz still …
    Arane stand über ihm. Sie sah auf ihn herab, doch sie lächelte nicht. Sehr nachdenklich wirkte sie und hatte jenen dunklen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher