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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie
Autoren: Nikki Benjamin
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Wie war Sean nur darauf gekommen, nicht zum Vater zu taugen? Er hatte mit seinen Eltern vielleicht keine guten Erfahrungen gemacht, aber er sorgte für Katie, als habe er sich schon sein ganzes Leben auf diese Aufgabe vorbereitet.
    „Wag es ja nicht, auch nur laut zu atmen“, hörte sie Sean plötzlich an ihrem Ohr murmeln. „Es sei denn, du bist scharf darauf, ein paar Dutzend Runden im Wohnzimmer mit ihr zu drehen.“
    „Nein, danke“, flüsterte Charlotte, drehte sich auf die Seite und küsste seinen Halsansatz.
    „Nett von dir … aber ich kann jetzt auf keinen Fall …“ Seans Stimme erstarb.
    Charlotte unterdrückte ein belustigtes Lachen, bevor auch sie wieder einschlief.
    Der Flug nach Frankfurt und weiter nach New Orleans verlief so reibungslos, wie eine lange und anstrengende Reise mit einem lebhaften Kleinkind nur verlaufen konnte. Es gab zwar ein paar heikle Situationen, aber zum Glück keine gravierenden Probleme – und vor allem keine Verspätungen.
    Charlotte stellte rasch fest, dass Katie zufrieden und glücklich war, solange sie regelmäßig gefüttert und unterhalten wurde – und sei es auch nur mit etwas so simplen wie dem Öffnen und Schließen des Rollos vor dem Flugzeugfenster neben ihr. Und sie lief gern. Jetzt, wo sie das Laufen beherrschte, konnte sie gar nicht genug davon bekommen. Sean und Charlotte wechselten sich daher damit ab, sie an der Hand durch den Flughafen oder zwischen den Sitzen des Flugzeugs hin und her zu führen, in der Hoffnung, sie damit zu ermüden.
    Meistens hatten sie mit dieser Taktik Erfolg. Sie lernten jedoch bald, dass dabei das richtige Timing besonders wichtig war. Ein quengeliges und übermüdetes Kind samt Kindersitz, Buggy, Wickeltasche und Handgepäck tragen zu müssen, erwies sich zum Beispiel als nahezu unmöglich.
    Da ihr Flieger erst sehr spät in New Orleans ankam, hatte Sean ein Taxi bestellt. Der Fahrer erwartete sie vor der Gepäckausgabe mit einem Pappschild, auf dem ihr Name stand. Unter Seans Anleitung stellte der Mann die Koffer auf einen Gepäckwagen und schob ihn zum Auto. „Soll ich Sie nach wie vor nach Mayfair fahren, Sir?“, fragte er, sobald Sean und Charlotte auf dem Rücksitz saßen, die schlafende Katie zwischen sich im Kindersitz.
    Charlotte sah Sean überrascht an. Sie war eigentlich davon ausgegangen, dass sie im Stadthaus übernachten würden, anstatt direkt nach Mayfair zu fahren.
    „Ja, bitte“, antwortete Sean. „Ich hielt es für ratsam, die Reise in einem Rutsch hinter uns zu bringen, damit ihr euch so schnell wie möglich in Mayfair eingewöhnen könnt“, erklärte er Charlotte. „Das siehst du doch bestimmt genauso, oder?“
    „Vermutlich hast du recht“, sagte Charlotte und blickte enttäuscht aus dem Fenster. Zugegeben, Katie hatte in den letzten Tagen schon genug Umbrüche erlebt. Wenn sie vor ihrem Einzug in Mayfair noch einen oder zwei Tage im Stadthaus verbrachte, würde sie das nur unnötig verwirren. Doch irgendwie hatte Charlotte den Verdacht, dass mehr als nur Rücksichtnahme auf sie und Katie hinter Seans Überlegung steckte. Und dass er ohne sie zu fragen, eine Entscheidung getroffen hatte, beunruhigte sie sehr.
    Charlotte hatte sich in den letzten Wochen daran gewöhnt, in ihm wieder ihren Freund und Geliebten zu sehen. Sein unerwarteter Rückzug ließ daher sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf schrillen. Es konnte nur einen Grund geben, warum er sich plötzlich von ihr distanzierte. Offensichtlich hatte er doch vor, die Scheidung einzureichen, jetzt, wo die Adoption unter Dach und Fach war.
    Blinzelnd zog sie ein Taschentuch aus ihrer Jacke, um die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, aufzuhalten. Sie hatte so sehr gehofft, dass ihr Mann im Laufe der letzten Wochen seine Meinung geändert hatte. Doch nun schien es, als hätte sie sich nur etwas vorgemacht. Dafür musste sie nun eben den Preis zahlen. Sean hatte schließlich nie gesagt, dass er sich nicht mehr von ihr scheiden lassen oder mit ihr und Katie zusammenleben wollte.
    Sie wandte den Kopf zu ihm und musterte ihren Mann verstohlen. Er starrte genauso angespannt aus dem Fenster wie sie gerade. Sein Gesichtsausdruck war ernst, und er hatte die Lippen fest zusammengepresst.
    Charlotte wünschte sich sehr, in diesem Moment seine Gedanken lesen zu können. Wog er noch immer seine Optionen ab, oder dachte er über eine bereits getroffene Entscheidung nach? Hatte er sich in den letzten vier Wochen nur verstellt? Spielten ihre Gefühle
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