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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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Leszeks Zimmer noch alles zu entdecken gibt. Die im Zimmer verbliebenen Polizisten stehen noch immer um den geöffneten Bettkasten. Gerade will einer von ihnen sich bücken, um die Gegenstände, die vor ihm liegen, näher zu inspizieren, als der Leiter der Kommission unmißverständlich zu verstehen gibt: »Nichts anfassen, wir müssen erst einen Staatsanwalt holen. Er will sich sicher zuerst ein Bild machen, von dem was hier herumliegt.«
    Der Leiter der Aktion ist sichtlich nervös. Die Angelegenheit scheint ihm zu heikel, als daß er ohne Staatsanwalt agieren möchte. Er begreift sofort, daß dies ein außergewöhnlicher Fall ist. der außergewöhnliche Entscheidungen erfordert. Er will die Verantwortung für das weitere Vorgehen nicht allein übernehmen. So wartet er ab, bis der Staatsanwalt, den man über Funk verständigt hat, eintrifft. Ruhig geht dieser nach seiner Ankunft die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf und fragt sich, ob sich die Aufregung wirklich lohne. Als er sieht, was vor ihm liegt, schlägt er beide Hände vors Gesicht: der gesamte Bettkasten ist gefüllt mit Damenunterwäsche und Damen-Oberbekleidung. Es sind unzählige Einzelteile. Kleine und große Höschen in allen Farben und Schnitten, Büstenhalter, Blusen. T-Shirts. Alle Kleidungsstücke sind erdverschmiert und voller Blutflecken. Es sind weit über einhundert Einzelteile. Geschockt verläßt er den Raum, gibt noch die Anweisung, die ganzen Gegenstände einzusammeln und in das Büro der Staatsanwaltschaft zu bringen.
    Dort herrscht kurz nach seinem Eintreffen helle Aufregung.
    Ein Stein war ins Rollen gebracht; jetzt gilt es, schnell und richtig zu handeln.
    »Holen Sie den Oberstaatsanwalt her. Sagen Sie, es wäre sehr wichtig«, ruft er ins Vorzimmer. »Und bringen Sie mir die Akte von … na. Sie wissen schon.«
    »Sie meinen von Sylwia R.?«

    »Ja, natürlich«, er kann seine Aufregung nicht mehr verbergen. Als er die Akte auf dem Schreibtisch hat, sucht er sofort einen ganz bestimmten Bericht: Die Beschreibung der Polizei, wie man das Opfer aufgefunden hat. »Die Verletzungen, die starken Schläge sind ja fast identisch«, stellt er kopfschüttelnd fest. Und: man fand keine Unterwäsche …
    »Wieso sah niemand diesen Zusammenhang?« Der Staatsanwalt schüttelt den Kopf. Er, dessen Unterschrift unter dem Abschlußbericht steht. Seine Bemerkung: »Täter nicht auffindbar. Ermittlungen einstellen«, läßt ihn nicht zur Ruhe kommen. Er fühlt sich schuldig.
    Kurz darauf wird Leszek Pekalski ins Polizeirevier geführt.
    Ahnungslos setzt man ihn in das Vernehmungszimmer. Dort bleibt er vorerst allein. Als sich eine Polizeikommissarin vorstellt, staunt er. Noch nie hat er eine Frau bei der Polizei gesehen. Alicja W., so stellt sie sich vor, will ihn vernehmen.
    »Mich, wegen was denn?« fragt er in sehr freundlichem Ton.
    Die Beamtin weiß zunächst nicht genau, wie sie ein Verhör mit diesem Leszek Pekalski aufbauen soll, da die gefundenen Wäschestücke noch nicht analysiert sind. Sie kann nur darauf hoffen, daß dieser einfältige Mann bereit ist, mit ihr zu sprechen. Daß sie ihn über sein Aussageverweigerungsrecht aufklären müßte, vergißt sie. Ihre Versuche, ihm Aussagen über Sylwia R. zu entlocken, schlagen fehl.
    »Über eine Sylwia weiß ich nichts!« ist sein ganzer Kommentar. Die Kommissarin beschließt, die Vernehmung abzubrechen und im Büro des Staatsanwaltes fortzusetzen.
    Auch hier ist Leszek stets freundlich: »Guten Tag Herr Staatsanwalt«, mit diesem Gruß betritt er das Büro.
    »Setzen Sie sich«, sagt er zu Leszek und deutet auf den bereitgestellten Stuhl. »Sie bleiben hier«, ordnet er die Anwesenheit der beiden Polizisten, die Leszek vorgeführt haben, an. Es ist ihm sichtlich wohler, die beiden Beamten hinter Leszek stehen zu sehen.

    »Sie sind also Leszek Pekalski?«
    »Ja, das bin ich«, antwortet der.
    »Dann wissen Sie bestimmt schon, warum Sie hier bei mir sind?«
    »Nein, zu mir sagt ja keiner was. Man spricht nur immer von einer Sylwia, die ich gar nicht kenne.«
    »Soso … wer Sylwia R. war, wissen Sie also nicht?«
    »Nein, ich kenne niemanden, der so heißt. Müßte ich das?«
    Die arglose Miene, die Leszek dabei aufsetzt, macht dem Staatsanwalt zu schaffen. Er denkt an die Wäschestücke, die vielen Blutflecken, die Ohnmacht, die ihn beim Anblick des Fundes überkam. Es schien ihm, als sei er zu spät gekommen, ganz gleich, was da passiert war. Es schien ihm. als habe er Fehler gemacht, als
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