Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Autoren: Christos Tsiolkas
Vom Netzwerk:
Veranda und zündete sich eine Zigarette an.
    Hinter ihm im Haus wurde gezankt, dann weinte ein Kind. Rosie stürmte an ihm vorbei.
    Hugo stand in der Küche und war nicht zu beruhigen. Rosie nahm ihn hoch und hielt ihn fest an sich gedrückt. Der Junge brachte kein Wort heraus, nicht einmal ausatmen konnte er.
    Hector ging ins Wohnzimmer, wo die vier Jungs schweigend und ängstlich auf dem Sofa saßen. Melissa hatte auch geweint, wischte sich aber schon die Tränen weg. Angeliki sagte als Erste etwas.
    »Er wollte die DVD nicht gucken.«
    Plötzlich brach es aus allen hervor.
    »Wir wollten
Spiderman
sehen … «
    »Er hat mich gehauen … «
    »Wir haben gar nichts getan … «
    »Er hat mich gekniffen … «
    »Wir haben gar nichts getan … «
    Aisha kam ins Wohnzimmer. Augenblicklich verfielen die Kinder in Schweigen.
    »
Spiderman
ist ab zwölf. Das dürft ihr heute nicht sehen.«
    »Mum!« Adam war wütend.
    »Was habe ich gerade gesagt?«
    Adam verschränkte die Arme, hütete sich aber davor, weiter zu protestieren.
    »Ihr lasst Hugo sehen, was er will. Das ist ein Befehl!«
    »Er will
Pinocchio
gucken.« Sava klang nicht gerade begeistert.
    »Dann seht ihr eben alle
Pinocchio

    Hector folgte Aisha in die Küche. Hugo war jetzt still und nuckelte zufrieden an Rosies Brust.
    »Warum rauchst du im Haus?«, wollte Aisha wissen.
    Hector blickte auf seine Zigarette. »Ich bin nur reingekommen, um zu sehen, was los ist.«
    Seine Mutter kam auf ihn zu, nahm ihm die Zigarette aus dem Mund und hielt sie unter den Wasserhahn. »Vorbei«, erklärte sie verächtlich und warf die nasse Kippe in den Abfall. »Kinder streiten ständig wegen nichts. Kein Grund zur Aufregung.« Sie konnte den Blick nicht von dem saugenden Kind abwenden. Es war ihr extrem zuwider, dass Rosie Hugo in diesem Alter noch die Brust gab. Hector war vollkommen ihrer Meinung.
     
    Als Nächster kam Brendan. Connie war nicht bei ihm. Hector schüttelte ihm die Hand und hieß ihn willkommen. Fast hätte er ihn gefragt: Wo ist sie? Warum ist sie nicht mitgekommen?
    Brendan küsste Aisha zur Begrüßung. »Connie kommt später nach. Sie wollte noch nach Hause, sich umziehen.«
    Connie würde kommen. Pure Freude durchströmte Hector. Er hätte am liebsten laut gerufen und gesungen und den ganzen Garten umarmt, das ganze Haus – selbst Rosie und ihr missratenes Balg.
     
    »Das Zeug ist tatsächlich gut«, flüsterte er Ari zu.
    »Ich hab immer was da, falls du etwas brauchst.«
    Hector grinste breit und sagte nichts. Nach heute Abend, dachte er, brauche ich nichts mehr. Ich nicht, mein Freund, ich habe es noch nie gebraucht.
     
    Aishas Bruder Ravi aus Perth war inzwischen auch da. Er hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen und war in einem schicken Hotel in der Stadt abgestiegen. Er hatte abgenommen und trug ein enganliegendes hellblaues Kurzarmhemd, in dem man seine neuerdings muskulösen Arme bewundern konnte. Sein dunkles Haar war kurzgeschoren.
    »Du siehst gut aus, Mann.«
    Ravi umarmte seinen Schwager und ging dann direkt zu Koula und Manolis, umarmte auch sie und küsste Koula auf beide Wangen.
    »Schön, dich zu sehen, Ravi.«
    »Danke, gleichfalls, Mrs. S., wie immer. Wann kommen Sie mich mal in Perth besuchen? Meine Eltern fragen ständig nach Ihnen.«
    »Wie geht es ihnen?«
    »Gut, gut.«
    Was auch immer Hectors Mutter gegen ihre Schwiegertochter hatte, in deren jüngeren Bruder war sie ganz vernarrt. Irgendwann am Abend würde sie sich zu Hector setzen und ihm auf Griechisch zuflüstern: Dein Schwager ist ja so was von gut aussehend. Und seine Haut ist so hell. Sie würde es nicht weiter ausführen, aber was sie meinte, war klar. Nicht so wie deine Frau.
    Adam und Melissa kamen rausgerannt und stürzten sich auf ihren Onkel. Er hob seine Nichte hoch und packte seinen Neffen an der Schulter. »Kommt mal mit zum Wagen.«
    Ravi verwöhnte die Kinder. Hector hörte sie auf dem Weg zum Auto rufen und lachen. Beide kehrten mit einem großen Paket in den Händen zurück. Die anderen Kinder liefen nach draußen auf die Veranda und sahen zu, wie Adam und Melissa sich auf ihre Geschenke stürzten.
    »Was ist das?« Sava kniete neben Adam. Unter der Verpackung kam ein neues Computerspiel hervor. Melissa, die geduldiger war, zog vorsichtig das Klebeband ab und faltete das Papier ordentlich zusammen. Ravi hatte ihr ein rosa-weißes Puppenhaus mitgebracht. Sie umarmte ihren Onkel, nahm dann Sonja an die eine Hand, die Schachtel in die andere und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher