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Nur Dumme machen keine Fehler

Nur Dumme machen keine Fehler

Titel: Nur Dumme machen keine Fehler
Autoren: Andreas Schlueter
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der Regel tauchten sie in der Gestalt auf, die dem Zwanghaften eines Menschen entsprach. Sehr oft als Uhren bei überpünktlichen Menschen. Oder als Telefone bei Menschen, die glaubten, sie wären unentbehrlich. Tresore bei Sicherheitsfanatikern, Schlüssel bei Ängstlichen und so weiter. An Alexander hatte Mörfi eine Uhr und ein Telefon gesehen.
    „Das sind nur die ersten Zeige-Zengel“, fuhr Mörfi fort. „Es werden mehr kommen. Garstig und gefährlich.“
    Es fiel Johanna schwer, das, was Mörfi sagte, nachzuvollziehen.
    „Kennst du das nicht?“, fragte Mörfi. „ Unglücksserie! Pechsträhne ! Nie gehört?“
    Doch, das kannte Johanna. Aber sie hatte bisher nie gedacht, dass unbekannte Wesen wie Zengel dahinterstecken könnten.
    „Pech! Pech!“, jammerte Mörfi. „Das Pech hat einen Namen und der ist: Zengel. Ein Unglück kommt selten allein, und ein Zengel eben auch nicht!“
    Johanna ließ sich mehr und mehr überzeugen. Wenn sie die Einzige war, die Mörfi sehen konnte, dann konnte sie sich auch damit abfinden, die Einzige zu sein, die von den Zengeln wusste. Nur: Was sollte sie gegen diese garstigen Wesen unternehmen? Was musste sie tun, um Alexander vor weiteren Unglücken zu bewahren?
    „Einfach! Ganz einfach“, behauptete Mörfi und fügte sogleich an. „Und ganz schwer!“
    Johanna kräuselte die Stirn. Was dieses Fehlerteufelchen manchmal redete! Was war es denn nun, einfach oder schwer?
    Mörfi wies noch einmal auf das Wesen der Zengel hin: Sie gediehen in Umgebungen, in denen die Menschen perfekt sein wollten. Um Alexander zu schützen, musste man ihn also nur dazu bringen, einen Fehler zu machen. Ganz einfach!
    „Einen Fehler?“, schrie Johanna auf. „Was denn für einen Fehler?“
    „Einen fantastischen Fehler“, erklärte Mörfi.
    Fantastische Fehler, erinnerte sich Johanna, waren solche, aus denen man lernte. Bevor man aber aus einem Fehler lernen konnte, war es nötig, erst einmal einzusehen, dass man überhaupt einen gemacht hatte.
    Das klang sehr einfach. Für Johanna. Sie selber beging ständig Fehler, von denen sie zugab, dass es ihre eigenen waren. Aber für Alexander?
    „Das klappt nie!“, warf sie ein. „Alexander hat noch nie einen Fehler zugegeben! Er gibt immer mir die Schuld.“
    Das Fehlerteufelchen nickte. Es wusste, worin das Problem bestand. Es war natürlich möglich, Alexander einige Fehler unterzujubeln, aber damit war es nicht getan. Um die scheußlichen Zengel zu besiegen, musste Alexander sich selbst den Fehler eingestehen und mehr noch: Er musste aus diesem Fehler lernen und sich deshalb im Nachhinein über ihn freuen.
    „Einfach und schwer zugleich!“, wiederholte Mörfi. Es hatte es ja gleich gesagt.
    Beide ließen die Köpfe hängen. Wie sollte so ein Fehler aussehen?
    Es war aussichtslos. Alexander schien den gehässigen Gemeinheiten der Zengel schutzlos ausgeliefert zu sein.
    Die zwei beschlossen, nach Alexander zu sehen. Langsam schlich Johanna ins Wohnzimmer. Kaum hatte sie den ersten Schritt ins Zimmer getan, schüttelte Mörfi schon wild denKopf: „Ui, ui, ui, ich sehe schon drei Zengel im Anmarsch!“
    „Wo?“, fragte Johanna verblüfft. Sie sah keine Zengel, obwohl sie die grüne Maske trug.
    Mörfi zeigte auf den Wohnzimmertisch. Johanna sah dort nur Alexanders Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug. Kaum zu fassen, Alexanders erste Handlung, nachdem er sich zurückgeschleppt hatte, war offenbar gewesen, seine Zigaretten auszupacken. Doch dann sah sie, dass die Zigarettenschachtel sich bewegte.
    Johanna musste zugeben, dass dieser Zigarettenschachtel-Zengel zu dem ewig qualmenden Alexander gut passte. Trotzdem war es ein eigenartiges Gefühl, eine lebendige Zigarettenschachtel vor sich zu haben.

    Mörfi zeigte Verständnis für Johannas Unbehagen. Es hatte bei einem Standesbeamten schon Zengel gesehen, dieaussahen wie Gebührenmarken, erzählte das Fehlerteufelchen
    „Wie Gebührenmarken?“, kicherte Johanna. Sie stellte sich ein Wesen vor, das aussah wie eine Gebührenmarke!
    „Ja!“, bestätigte Mörfi. „Oder so!“ Es zeigte auf den dritten Zengel, den Johanna übersehen hatte. Er sah aus wie ein Aktenkoffer mit Augen!

    Johanna quiekte auf und sprang zwei Meter zurück.
    „Sie greifen an, die grässlichen Geister!“, befürchtete Mörfi. „Oh je, oh je, oh je! Aufpassen!“
    „Kann denn Alexander all diese Zengel nicht sehen?“, wunderte sich Johanna.
    Mörfi erinnerte Johanna, dass sie genau aus diesem Grund die Maske
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