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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Autoren: Judith Lawrenz
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zu erreichen, die an der Vermietung beteiligt waren.
     
     
     
    70.
     
    Auf der Geburtstagsfeier von Claire hatte sich keine Gelegenheit geboten, mit Frédéric zu sprechen. Sie hatte nur die Gelegenheit gehabt, um einen Termin bei ihm in der Bank zu bitten.
     
    Um zur Dichte der Luxuskarosserien auf Monte Carlos Straßen beizutragen, war Juliette Lambert in ihrem Bentley vorgefahren.
    Sie war auf dem Weg zur Bank, die Frédéric leitete. Auch noch mit seinen 75 Jahren ging er täglich ins Büro, hatte eine Konferenz nach der anderen und reiste in aller Herren Länder. Er hoffte, eines Tages an seinem Schreibtisch zu sterben, denn zuhause hätte er nicht gewusst, was er dort anstellen sollte.
     
    Juliette Lambert hatte ihren Bruder immer bewundert. Er war schon als junger Mann sehr zielstrebig gewesen, wusste sehr früh, was er werden wollte, hatte in kurzer Zeit sein Studium absolviert, kurz, er war der Musterknabe, das Vorbild. Und dennoch war er kein Streber, keiner, der andere nicht abschreiben ließ. Im Gegenteil, er teilte gerne sein Wissen, gab Ratschläge, wenn er konnte. Aber vor allem, er war ein guter Typ, man könnte sagen, ein gutaussehender Mann. Kein Wunder, dass er eine Blitzkarriere gemacht hatte. Irina fand, er lache zu wenig. Banker lernen früh, eine Maske zu tragen.
     
    In letzter Zeit war Frédéric noch verschlossener geworden als schon zuvor. Nahm er sich zu Herzen, dass das Image der Banken schwer gelitten hatte? Hatte auch er Anweisungen gegeben, Papiere zu verkaufen, von denen er wusste, dass sie bald nichts mehr wert waren.
    Machte er sich Gedanken darüber, dass Leute große Teile ihres Vermögens oder mühsam Erspartes verloren, weil sie sich Dinge aufschwatzen  ließen, die sie nicht verstanden, dem Banker aber vertrauten. Die Verkäufer waren angeblich nur an ihren Boni interessiert. Frédéric sprach nie über seine Arbeit.
     
    Juliette betrat die Bank, sie hatte etwas Sakrales, durch die hohen Decken und das Licht, das von oben einfiel. Juliette kam sich jedes Mal sehr klein vor, wenn sie diese Bank betrat. Die Empfangsdame führte sie sofort in das Reich von Frédéric, einem riesengroßen Raum, mit repräsentativem Schreibtisch und einer Couchgarnitur aus antikem Leder, die Platz für mehrere Besucher bot. Bilder bekannter Künstler schmückten die Wände.
    Frédéric stand auf und begrüßte seine Schwester, ein wenig steif, wie immer. Er lud sie zum Lunch ein, in den blauen Saal, der für V.I.P. Gäste der Bank gedacht war. Hier wurde ihnen ein drei Sterne Menu in ungestörter Atmosphäre serviert, hier sprach man nicht von Geld, sondern von Werten.
    Bei bestem Wein und Jacobsmuscheln auf erlesenen Salatblättern als Vorspeise, erklärte Juliette Lambert ihrem Bruder den Fall Drachmann.
    „Ihr begebt Euch da in gefährliche Gewässer“, warnte der Bruder.
    „Ich nicht“, erklärte Juliette, „Irina ist die Hauptakteurin.“
    „Sie haben das Geld sicherlich in der Welt herumgeschickt, bis niemand mehr sagen konnte, woher es kam. Oder schlimmer noch, sie haben Ein- und Auszahlungen über Exchanger getätigt. Da ist eine anonyme Nutzung bei Angabe falscher Daten möglich. Liberty Reserve ist auf diesem Gebiet im Internet tätig und steht unter Verdacht, weltweit Geldwäsche zu betreiben. Angeblich haben sie an die 5 Milliarden Euro illegal in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust“, Frédéric war sichtlich beunruhigt. „Ob Piet Drachmann ein Konto in Monaco hat oder hatte,  kann ich rausfinden.“
    Juliette fragte nicht wie.
     
     
                 
    71.
     
    Eine Mail aus Kenia und die Auskünfte von Juliettes Bruder, Irina Honig wartete ungeduldig, auf die zwei Angaben war sie angewiesen, um ihre Theorie zu untermauern.
    Endlich traf die Mail aus Kenia ein. Das abgebildete Projekt, war in Kenia nie gebaut worden, die Organisation „Brunnen für die Welt“, war unbekannt. Sie würden die Organisation verklagen, da sie mit unlauteren Prospekten Propaganda machten und die Gelder der Sponsoren sicherlich veruntreut hatten.
     
    Piet Drachmann war also ein Meister der Fälschung geworden,  mit wessen Hilfe auch immer. Alles war getürkt, die Buchhaltung, die Bilanzen, die Prospekte. Alles andere lief wie gehabt, die Gelder flossen, sie wurden verbucht, zunächst auf ein Konto in Amerika, dann sicherlich auf ein Konto in dem Land, in dem das angebliche Projekt finanziert werden sollte. Von dieser Bank in Kenia, Somalia oder dem Sudan war es sicherlich
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