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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
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Abenteuer die Rede sein könne, wenn man im Bus auf der Autobahn dahinzockelte, weil der eigene Wagen vor Bristol den Geist aufgegeben hatte. (Die Wahrheit brauchte ja niemand zu wissen.)
    Dann fing Renee mit diesem Beziehungsding an. Ich fuhr mir ängstlich mit der Zunge über die trockenen Lippen, doch der Wein hatte das Seine schon getan. Er beschützte mein schmerzendes Herz. Nur noch ein bisschen. Fay hingegen genoss es. Andy Warhols Spruch von den »fünfzehn Minuten Berühmtheit« schien auf sie gemünzt zu sein.
    »Wissen Sie«, sagte sie mit großem Augenaufschlag und Kleinmädchenstimme zu Renee. »Es war seit dem Unfall mit Troy wirklich hart.«
    Troy! Was für ein Name!
    »Kleines.« Renee kam zu ihr und drehte sich dabei graziös, sodass die fliederfarbenen Fledermausflügel ihrer Weste schwangen. Fay sah neben ihr ganz klein aus. »Willst du darüber reden, Liebes? Kannst du uns erzählen, warum?«
    Da konnten sich einem ja die Zehennägel aufrollen. Zumindest an meinem heilen Fuß. Fay atmete mit einem Seufzer aus. Renee ergriff ihre Hand. »Lass dir ruhig eine Minute Zeit, Fay. Wir haben’s nicht eilig.«
    Charlie hingegen sah dauernd nervös auf die Uhr. Wieder seufzte Fay.
    »Alles in Ordnung? Komm, erzähl’s Tante Renee.« Ganz sanft holte sie alles aus ihr raus.
    »Es ist nur … nun, er ist … so unglaublich besorgt. Viel zu besorgt. Er lässt mich fast nicht mehr aus den Augen. Er macht sich solche Sorgen, dass mir wieder etwas passieren könnte.«
    Ich rutschte unbehaglich auf meinem Sessel hin und her. Sofort nahm Renees Radar die Bewegung auf. Sie rauschte wieder in die Mitte der Bühne und fiel über mich her.
    »Maggie, haben Sie uns etwas zu sagen? Wie sieht es mit Ihrem Partner aus? Wie kam er mit dem Unfall zurecht?« Renee sah mir direkt in die Augen. Sie wusste verdammt genau, was mit meinem Partner los war. Das hatte doch sicher schnell die Runde gemacht. Ich erwiderte ihren Blick.
    »Ich bin im Moment Single, Renee.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Genau wie Sie.«
    Sie lächelte zurück, ihr Gesicht war zur Maske erstarrt, doch aus allen Poren schien sie nun Gift zu sprühen - aus den feinen Linien um die Augen, dem glossigen Mund und den Haarextensions, die sie sich für teures Geld von ihrem Star-Friseur hatte machen lassen, der die Haare vorher für ein paar Cent von hungrigen Osteuropäerinnen kaufte, die sie wiederum von asiatischen Straßenkindern hatten. Aber Renee lächelte unermüdlich weiter.
    »Haben Sie denn einen Rat für unsere Fay, Maggie?« Renees Hand krallte sich in meine Schulter.
    »Nicht wirklich«, murmelte ich.
    Wieder hörte ich Charlie hüsteln, dieses Mal etwas lauter. Renees Acrylnägel malträtierten meine Haut. Ich beugte mich.
    »Nun ja, Fay, wie …« Ich drehte mich in meinem Sessel um und sah dem Mädchen in die Augen. Sie lächelte mich ermutigend an. »Wie geht es Ihnen denn mit Troys Beschützerinstinkt?«
    Einen Augenblick lang dachte sie über die Frage nach. »Ich weiß nicht recht, Maggie.«
    Allmählich wirkte das Ganze wie eine der schlechteren Shows von Oprah Winfrey. Ich betete, dass niemand, den ich kannte, die Sendung sah.
    »Aber wir überlegen, ob wir nicht einen Therapeuten aufsuchen sollten, um über unsere Schwierigkeiten hinwegzukommen.«
    Vermutlich war Troy begeistert, das im Fernsehen zu hören.
    »Ich meine, ich habe so Sachen gelesen. Von Beratungsstellen und so. Die meinen ja immer, man muss nicht unbedingt zusammenbleiben. Zumindest raten das die Spezialisten nicht immer. Wenn … wissen Sie … wenn nicht alles in Ordnung ist.«
    »Nun, ich will ja nicht unhöflich sein, aber das ist doch klar, nicht wahr. Jeder Berater, der was auf sich hält, würde Ihnen das sagen.«
    Sie sah mich an. »Wirklich?« Ihr Gesichtsausdruck war unglaublich fesselnd. »Denken Sie das tatsächlich?«
    »Nun, ich sagte ja, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber wenn Sie ihn … erdrückend … finden, warum sollten Sie dann bei ihm bleiben?«
    »Da haben Sie vermutlich Recht«, sagte sie langsam. »Ich hatte das so noch nicht gesehen. Ich dachte, er wolle einfach nur, Sie wissen schon, nett sein.«
    »Ich glaube gern, dass er nett ist. Aber das heißt ja noch nicht, dass er das Richtige tut, wenn er sich so besorgt verhält. Manche Männer sind einfach so, oder etwa nicht? Sie haben gerne alles unter Kontrolle.« Zum ersten Mal an diesem Tag spürte ich eine gewisse Leidenschaft in mir aufsteigen. Ein bisschen zumindest. »Sie
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