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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit
Autoren: Colin Forbes
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Paris, blieben Menschen wie vom Blitz getroffen stehen. Vom Erdboden aus sahen die versammelten Minister des französischen Kabinetts einen schrecklichen Feuerball aufflackern, als der Treibstoff Sekunden nach dem Abbrechen des Vorderteils der Maschine Feuer fing. Nase und Kanzel der Concorde trudelten zur Erde. Der Feuerball verschlang den halben Flugzeugrumpf, während das Heck der Maschine abbrach, ebenfalls Feuer fing und als brennender Pfeil dreißig Kilometer weiter auf die Felder stürzte. Nach dem Aufprall des Feuerpfeils stieg schwarzer Rauch kerzengerade in den klaren Morgenhimmel auf. Ein Fragment des Rumpfendes landete nur wenige Dutzend Meter von den versammelten Ministern entfernt. Sie stoben auseinander. Bis zu diesem Moment hatten sie schweigend und vor Entsetzen reglos dagestanden. Alain Blanc kam als erster zu sich. Er rannte zu seinem Wagen. »Zurück nach Paris. Fahren Sie wie der Teufel«, befahl er.
     Das gesamte Dorf, von dem aus die Rakete abgeschossen worden war, wurde hermetisch abgeriegelt. Grelle leitete das Unternehmen persönlich. Von den Streifenwagen, die aus allen Richtungen auf Le Mesnil Arnelot zufuhren, überholten einige den Wagen des Polizeipräfekten, als dieser in Richtung Le Mesnil Amelot fuhr. Die Wagen hielten an. Grelle sprang als erster heraus.
     »Zurück in die Häuser … alle weg von der Straße … es kann jeden Augenblick zu Schießereien kommen …«
    Innerhalb von drei Minuten war das Dorf abgeriegelt. Weitere Polizeifahrzeuge kamen an. Grelle ordnete an, sämtliche Häuser zu durchsuchen, und wies seine Männer an, ja nicht schießwütig zu werden. »Ich habe gesehen, wie von diesem Dorf aus irgend etwas in den Himmel schoß«, sagte er zu dem Inspektor, dem die hier versammelten Polizisten unterstanden. 
    »Ich auch«, erwiderte der Inspektor aufgeregt. Über den Sprechfunk eines Streifenwagens nahm Grelle mit Boisseau Verbindung auf. »Sorgen Sie dafür, daß die Straßen von Paris leer bleiben. Es darf nicht zu Menschenansammlungen kommen. Setzen Sie notfalls die Männer der CRS ein. Es kann sein, daß jemand versucht, einen Aufstand anzuzetteln.«
    Nachdem er für Paris klare Anweisungen gegeben hatte, wandte Grelle sich wieder der Durchsuchung des Dorfes zu. Es war Punkt 10.55 Uhr - Grelle hatte sofort auf die Uhr gesehen , als er den Inspektor aus Leibeskräften schreiend die Straße entlangrennen sah. Sie hatten den Algerier gefunden.
     Abou Benefeika lag auf dem Dach der stillgelegten Fabrik, alle viere von sich gestreckt. Seine geöffneten Augen starrten blicklos in den Himmel. Er hielt seine eigene Magnum-Pistole in der Hand, aus der nur ein Schuß abgefeuert worden war. Die Waffe trug nur seine Fingerabdrücke. Er hatte sich offenkundig selbst in die rechte Schläfe geschossen. Neben ihm lagen die SAM-Abschußvorrichtung und eine zweite Rakete. Später, als man auch diese Waffe untersuchte, entdeckte man auch auf ihr die Fingerabdrücke des Algeriers.
     Am 7. Januar läuteten die mächtigen Glocken von Notre-Dame zum Staatsbegräbnis von Guy Florian. Teile seines Leichnams waren wie durch ein Wunder erhalten geblieben. Staatsoberhäupter aus allen Teilen der Welt waren anwesend, darunter auch der Staatspräsident der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Alain Blanc, der vor kurzem gewählte Ministerpräsident, führte den Trauerzug an.
     Am Heiligen Abend des Vorjahrs hatte Marc Grelle Alain Blanc das Schreiben überreicht, in dem er seinen Rücktritt als Polizeipräfekt von Paris erklärte. Alain Blanc hatte bis auf weiteres das Amt des Innenministers mit übernommen.
     Die beiden Männer zogen sich über eine Stunde lang in Klausur zurück. Anschließend trat Grelle vor eine eilig einberufene Pressekonferenz und verlas eine Erklärung. 
    »Da ich meiner Pflicht, das Leben des Präsidenten der Französischen Republik zu schützen, nicht genügt habe, habe ich meinen sofortigen Rücktritt erklärt. Ich habe um Versetzung in den Ruhestand gebeten.« Georges Hardy, Grelles langjähriger Freund und Polizeipräfekt von Lyon, übernahm das Amt des Polizeipräfekten von Paris.
     Am 8. Januar, einen Tag nach dem Staatsbegräbnis für den toten Präsidenten, das Grelle in seiner Wohnung auf der Ile Saint-Louis allein am Fernsehschirm verfolgt hatte, fuhr der ehemalige Präfekt Alan Lennox zum Flughafen. Der Engländer wollte nach London zurückfliegen. Lennox war noch immer Rekonvaleszent und schwer bandagiert. Er hatte André Boisseau
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