Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null

Null

Titel: Null
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
bestätigte ihr der Bankangestellte, dass auf ihrem Konto gerade eine Dreiviertelmillion Dollar eingegangen war. Sie gab eine Transaktionsnummer durch und signalisierte ihm damit, dass er die Instruktionen ausführen sollte, die sie ihm am Tag zuvor gegeben hatte. Nava wartete noch kurz seine Antwort ab und beendete dann das Gespräch. Als sie sich schließlich wieder zu Yi Tae-Woo umwandte, war ihr Geld (abzüglich einer Gebühr von 1,5   Prozent) auf den Cayman-Inseln in Sicherheit.
    «Ist alles, wie es sein sollte?», fragte er.
    «Ja. Danke», sagte Nava, die dringend aufbrechen wollte. Sie deaktivierte den Störsender und verstaute ihnwieder in ihrem Rucksack. Yi Tae-Woo stand zwischen ihr und der Tür. Er wollte gerade beiseite treten und Nava vorbeilassen, da hörte sie sein Headset piepsen. Yi Tae-Woo trat einen Schritt zurück, zog mit einer flüssigen Bewegung seine Waffe und richtete sie direkt auf Navas Brust.
    «Es gibt ein Problem», sagte er.
    «Und das wäre?», fragte Nava. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
    «Eine der Dateien ist nicht lesbar. Anscheinend stimmt mit der CD irgendetwas nicht», sagte Yi Tae-Woo. Er wies mit einer leichten Kopfbewegung auf den Laptop. «Überprüfen Sie das.»
    Nava drehte sich um und warf die CD aus. Sie hielt die kleine Scheibe vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte sie im schummrigen Licht hin und her. Sofort entdeckte sie einen winzigen Kratzer von der Größe einer Wimper. Er musste entstanden sein, als sie Wright unschädlich gemacht hatte.
    «Die CD hat einen Kratzer», sagte Nava.
    «Sie müssen das Geld zurückzahlen», sagte er.
    Nava erstarrte das Blut in den Adern. «Das kann ich nicht», sagte sie, ohne sich umzudrehen. «Ich habe strikte Anweisung gegeben, das Geld frühestens vierundzwanzig Stunden nach dem Eingang der Zahlung auf ein anderes Konto zu transferieren.» Als sie dem Bankangestellten am Tag zuvor diese Anweisung gegeben hatte, hatte sie das für klug gehalten. Nun sah sie das anders.
    «Dann haben wir ein sehr großes Problem.»
    Nava wusste, dass sie nur eine Chance hatte. Herumwirbelnd packte sie sein Handgelenk und riss es hoch, ehe er einen Schuss abgeben konnte. Mit der CD in der anderen Hand schnitt sie ihm die Wange auf, sodass sofort Blut floss. Durch den Schock der plötzlichen Verletzung gewannNava die Oberhand. Sie rammte ihm die Faust ins Gesicht und brach ihm damit die Nase. Er ließ die Waffe fallen und wich taumelnd zurück.
    Nava langte in ihre Jacke, um nach der Glock zu greifen, aber da flog die Tür auf und drei Männer in Schwarz platzten mit gezogenen Waffen herein. Sofort legte sie die Hände hinter den Kopf und kniete sich hin. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr, das war ihr klar. Einer der Männer trat ihr in die Magengrube. Unter Schmerzen sank sie zu Boden, und der Mann setzte ihr eine Stiefelsohle auf die Schädelbasis und rammte ihr die Mündung einer Uzi-Maschinenpistole in den Rücken. Der Mann sprach hastig auf Koreanisch und fesselte sie an einen Stuhl.
    Yi Tae-Woo beugte sich über sie, sodass sie einander in die Augen sahen.
    «Was wollen Sie?», fragte Nava.
    «Wir wollen, dass Sie das Geld zurückzahlen», sagte er mit nasaler Stimme. «Und zwar sofort.»
    «Ich habe Ihnen doch gesagt: Das kann ich nicht.»
    Er richtete sich wieder auf und zielte mit seiner Sig-Sauer auf ihren Kopf.
    «Tae-Woo, warten Sie. Binnen vierundzwanzig Stunden kann ich Ihnen die Daten besorgen. Ich muss nur zurück in die Dienststelle und sie herunterladen.»
    Yi Tae-Woo sprach kurz auf Koreanisch mit der Person, mit der er über sein Headset verbunden war. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Nava.
    «In vierundzwanzig Stunden werden Sie uns die restlichen Informationen übergeben
und
das Geld zurückzahlen.»
    «Das ist unf–» Der ernste Blick in Yi Tae-Woos Augen sorgte dafür, dass Nava den Satz nicht zu Ende sprach. Vielmehr sagte sie: «Danke, dass Sie so vernünftig sind.»
    «Gern geschehen.» Yi Tae-Woo nickte seinen Männern zu, die sie schnell losbanden und ihr hochhalfen. «Denken Sie dran: vierundzwanzig Stunden.»
    «Das werde ich», sagte Nava und rieb sich die Handgelenke.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ sie den Raum und ging die Treppe hinab. Sie entspannte sich erst ein wenig, als sie acht Blocks von dem schäbigen Mietshaus entfernt war, und dann überraschte sie sich selbst damit, dass sie stehen blieb, um sich an einem Haufen dunkelgrüner Müllsäcke zu erbrechen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher