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Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Titel: Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Autoren: Angela Fetzner
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nicht nur grundsätzlich ein Tabu für mich - auch scheinen diese mit Gründung einer Familie gleichzeitig jegliche erotische Anziehungskraft verloren und jeden Sexappeal aufgegeben zu haben: Da, eben setzt sich ein stolzes Familienoberhaupt an einen Tisch. Und was glauben Sie, trägt dieser Familienvater für Klamotten? Ich kann’s Ihnen sagen: unten, an den Füßen, Badelatschen - und nun gleitet mein Blick langsam weiter nach oben - eine knallorange Shorts - aua - aber als ich oben angelangt bin, trifft mich fast der Schlag - ein giftgrünes und gleichzeitig lustiges Shirt, bestickt mit einer Figur von Heidi, und dem Schriftzug „Heidi“ darunter. Dies ist kein Märchen aus der Schweiz, ich schwör’s Ihnen, das ist die bittere Wahrheit. Den aufkommenden Würgereiz unterdrückend, wende ich mich von der Seite mit den Familientischen ab und blicke in die andere Richtung.
    Auf der anderen Seite dann ältere und uralte Paare, sogenannte Scheintote, dem Tod oftmals schon näher als dem Leben. Auf dem Tisch darf das obligatorische Medikamentendöschen bei den Herren natürlich nicht fehlen, während die gestrenge Ehefrau die Einnahme der Arzneien überwacht. Und der Blick der Paare ansonsten einzig auf die Speiseempfehlung und die Weinkarte konzentriert.
    Na ja, selbst schuld und schön blöd - gestehe ich mir ein – was fährst Du auch nach Tirol, das gemeinhin als Rentnerparadies bekannt und verschrien ist. Hättest Dich lieber mal vorher informieren sollen, schimpfe ich mich selbst. Denn hier gibt es neben älteren Paaren – die sich ausschließlich an kulinarischen Genüssen zu erfreuen scheinen - nur zünftige und solide Wanderer, die lediglich an den Bergen und der bezaubernden Landschaft interessiert sind, nicht aber nach der Liebe ihres Lebens Ausschau halten. Kleinlaut senke ich den Kopf und gebe mich geschlagen.
     
    Auch Isabelles Idee mit der Jahrmarkt- und Rummelplatzgeschichte hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen. Die Vorstellung, auf selbigen Veranstaltungen zwar auf zahlreiche Männer zu stoßen - diese aber betrunken und schwitzend und daher jeder erotischen Anziehung entbehrend - ruft bei mir denn auch allenfalls ein müdes Lächeln hervor und lässt mich daher auch keineswegs zur Tat schreiten und einen Zusammenstoß mit einem männlichen Exemplar inszenieren.
     
    Und auch der Gedanke mit der Geisterbahn ist nicht neu und von mir bereits getestet – und mit dem Siegel „unbrauchbar“ versehen.
    Denn erst kürzlich besuchte ich mit einem nicht üblen Typen gar den Wiener Prater, wo doch schon beim Betreten des Geländes eine gewisse Aura von Romantik und Sinnlichkeit in der Luft liegt, der man sich nur schwer entziehen kann. Ich blicke meinen Begleiter herausfordernd an und schnurstracks steuere ich mit ihm auf die Geisterbahn zu. Und schon rauscht die Bahn durch tiefste Finsternis an Furcht einflößenden Geistern vorbei – das ist genau der richtige Moment, yippie, freue ich mich! Ängstlich und hilflos fange ich zu schreien an und klammere mich fest an den Arm des Mannes neben mir.
    Dieser aber ignoriert mein Geschrei völlig, denn er sorgt sich – glauben Sie es oder nicht - nur um seine Brille, die ihm von der Nase zu fallen und sich in den Abgründen der Geisterbahn zu verlieren droht. Ach ja, dann hat er auch noch panische Angst und schwitzt Blut und Wasser, dass der altersschwache und schon verdächtig knarrende Wagen - in dem ich mich an ihn zu schmiegen hoffte - seinem und auch meinem Gewicht nicht standhalten würde, und die Anspannung ist ihm förmlich im Gesicht zu lesen. So habe ich - verständlicherweise - von der Geisterbahn vorerst die Faxen dicke.
     
    Die Empfehlung, in den Alleen der Stadt zu promenieren und zu flanieren, halte ich zunächst für ganz passabel. Probieren geht über Studieren, denke ich, kleide mich sorgfältig vor dem Spiegel, um mein neues Kleid erstmals auszuführen. Dann schminke ich mich, Smokey Eyes für eine verruchte Ausstrahlung und Lipgloss für sinnliche Lippen, volles Programm also.
    Dann ziehe ich los, bin frohen Mutes. Und mit hüpfendem Herzen schreite ich durch die Stadt. Eins, zwei Runden, ums Karree - nichts, noch nichts, noch hat mich keiner angesprochen. Dann, bei meiner dritten Runde, spricht mich tatsächlich ein Mann an. Sind Sie schon gespannt, wer es ist?
    Ich will es Ihnen sagen: Es ist der Herr dort an der Ecke, mit dem Wachtturm in der Hand, der wohl schon seit geschlagenen Stunden wie eine Statue an der immer gleichen
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