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Nuancen der Lust (German Edition)

Nuancen der Lust (German Edition)

Titel: Nuancen der Lust (German Edition)
Autoren: Lilly Grünberg , Antje Ippensen , Emilia Jones , Sira Rabe , Jasmin Eden
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Aber dann werfen sie dir ständig vor, dass du keine Zeit für sie hast.«
    »Tja, und was schlägst du zur Lösung dieses Problems vor?« Als Inhaber eines Geschäftes für exquisite Herrenbekleidung kam Marvin jeden Tag spät nach Hause. Eine schlechte Voraussetzung für eine glückliche Partnerschaft oder Familiengründung. Gewiss, er hatte zuverlässige Mitarbeiter, worüber er sehr froh war. Dennoch war es besser, sich selbst um alles zu kümmern, vor allem in den Abendstunden und am Samstag Präsenz zu zeigen. Es gab Kunden, die vertrauten auf seine persönliche Beratung. Sein Erfolg war hart erarbeitet und die Konkurrenz schlief nicht.
    »Was uns fehlt sind Frauen, die ähnliche Arbeitszeiten haben. Die muss es geben, nur haben die sich bislang vor uns versteckt«, entgegnete Steffen und schaute sich um, als wären diese seltenen Exemplare an einem anderen Tisch des Lokals zu entdecken.
    Als Programmierer in einer kleinen Werbeagentur richteten sich Steffens Arbeitszeiten nach der Dringlichkeit der Aufträge. Daran war seine letzte Beziehung gescheitert. Zu oft hatte er angerufen und gesagt, er komme später nach Hause. Irgendwann war Iris einem Mannbegegnet, der mehr Zeit für sie und ihre individuellen Bedürfnisse hatte und zog aus.
    »Ah, unser Essen. Ich habe Hunger wie ein Wolf.« Marvin schenkte Marina ein Lächeln, als sie den Teller vor ihm abstellte, aber sie hatte nur Augen für Steffen. Vergebens.
    Für einige Minuten herrschte Schweigen. Beide konzentrierten sich darauf, das Essen zu genießen, bis eine penetrante Melodie erklang. Stirnrunzelnd sah Marvin zu, wie Steffen sein Handy aus der Jackentasche fischte.
    »Entschuldige«, murmelte dieser, bevor er den Anruf entgegen nahm. »Hallo?«
    Seine Miene wurde verschlossener, während er der Stimme lauschte. »Nein, nein, auf keinen Fall. Heute kann ich nicht.« Es folgte eine Entgegnung, die offenbar seinen Unwillen erregte. »Nein«, erwiderte er energischer. »Es geht nicht. Heute habe ich keine Zeit.«
    Der Anrufer schien hartnäckig zu sein. Die Stimme quäkte mit dem Tempo eines Maschinengewehrs.
    »Meinetwegen, morgen Abend.« Steffen legte auf und schaltete sein Telefon diesmal aus, ehe er es wegsteckte.
    »Entschuldige.« In einer stillen Übereinkunft machten sie ihre Mobiltelefone aus, wenn sie sich trafen. Nichts sollte ihren Abend stören. Diesmal hatte er nicht daran gedacht.
    »Ein Job? Du stehst unter Zeitdruck, oder?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Ärger?«
    »Ja und nein. Ist nicht so wichtig.«
    »Also ein weiblicher Kunde?«, mutmaßte Marvin. »Komm schon, ich kenne dich lange und gut genug um zu merken, wenn etwas ganz und gar nicht stimmt.«
    Steffen stieß einen tiefen Seufzer aus, hob sein Glas, um Marvin durch die Luft zuzuprosten und nahm einen langen Zug, ehe er antwortete. »Die Dame zahlt gut, nervt aber.«
    Wie geheimnisvoll. Marvin zog neugierig die Augenbrauen hoch. »Erzähl. Woran arbeitest du? Website plus klassische Werbemittel?«
    »Nein, es hat nichts mit der Arbeit zu tun. Lass uns von etwas anderem reden.«
    »Komm schon, verrat’s mir.« Das abweisende Verhalten seines Freundes war ungewöhnlich. »Wenn ich kann, helfe ich dir. Das weißt du.«
    Steffen verzog das Gesicht, als wäre ihm die Angelegenheit ein wenig unangenehm und starrte auf das Glas, das er immer noch festhielt. »Na ja, ich bin da in so eine Sache reingeschliddert. Nichts Illegales. Es ist ja auch nur wegen den Schulden für mein neues Auto.« Er stellte sein Glas so ruckartig ab, dass der Wein gefährlich nahe bis zum Rand hinauf schwappte.
    »Aha, was heißt das im Klartext?«
    Marvin hatte seinem Freund davon abgeraten, sich den schönen, aber teuren Golf GTI zu kaufen, auch wenn es sich dabei um seinen Traumwagen handelte und dieser als Jahreswagen zu fairen Konditionen angeboten wurde. Irgendwie hatte er sich dabei doch ein wenig übernommen. Sein Gehalt reichte kaum für Miete, Versicherungen, Lebensunterhalt plus Autoraten.
    »Also, ich verdiene mir ein bisschen Geld nebenbei. Gutes, schnell verdientes Geld. Das ist alles.«
    »Aha. Na, das sind doch interessante Neuigkeiten. Was ist das für ein Job?«, bohrte Marvin, als sein Freund nicht weiter sprach und stattdessen unschlüssig mit der Gabel die Tagliatelle drehte, ohne sie zum Mund zu führen. Was zum Teufel war an der Sache so unangenehm, dass es ihn in Verlegenheit brachte? »Was ist los mit dir? Wir hatten doch noch nie Geheimnisse voreinander. Ist es
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