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Notlösung vorgesehen

Notlösung vorgesehen

Titel: Notlösung vorgesehen
Autoren: K. H. Scheer
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süd­afri­ka­ni­schen Step­pe her­aus­ge­ris­sen. Die glän­zend or­ga­ni­sier­te GWA hat zwar ei­nem lai­en­haf­ten He­cken­schüt­zen er­mög­licht, mich als Ziel­schei­be zu er­wäh­len, hat aber nicht dar­an ge­dacht, mir Klei­der zu ver­schaf­fen, die selbst an höchs­ter Stel­le Gna­de fin­den. Tag, Großer.«
    »Auch auf Sie ist ge­schos­sen wor­den?« frag­te Re­ling mich mit ei­nem lau­ern­den Aus­druck in sei­nen Au­gen.
    »Wenn nicht, wirst du so­fort als we­ni­ger pro­mi­nen­ter Schat­ten ein­ge­stuft«, er­klär­te Han­ni­bal mit ei­nem bos­haf­ten Grin­sen, wie nur er es zu­stan­de brach­te.
    Ich leg­te mei­ne Plas­tik­mas­ke zur Sei­te, da auch der Zwerg kei­ne mehr trug.
    »Es hat al­so ein welt­wei­tes Preis­schie­ßen ge­ge­ben«, stell­te ich nüch­tern fest.
    »Ins­ge­samt vier­zehn Fäl­le«, ant­wor­te­te Re­ling mit aus­drucks­lo­sem Ge­sicht, das bei ihm stets ein Zei­chen für in­ne­re Un­ru­he war. Er strich sich über das kurz­ge­schnit­te­ne, graue Haar, das hier und da be­reits von wei­ßen Sträh­nen durch­zo­gen wur­de. Ich durch­schau­te sei­ne Mie­ne.
    Ge­ne­ral Ar­nold G. Re­ling war nicht frei von Emo­tio­nen. Ganz und gar nicht. Da er sich aber be­müh­te, sich in die Ge­walt zu be­kom­men, ge­lang es ihm auch. Je­den­falls zu­nächst. Ich kann­te die­sen ener­gie­ge­la­de­nen und eis­kalt pla­nen­den Mann lan­ge ge­nug. Ich wuß­te, daß er bald zu­rück­schla­gen wür­de. Aber er wür­de es nicht haß­er­füllt tun wie ein Mann, der ei­ne Nie­der­la­ge er­lit­ten hat und sich rä­chen muß, um vor sich selbst be­ste­hen zu kön­nen. Er wür­de es wie ein Chir­urg ma­chen, der oh­ne in­ner­li­che Be­tei­li­gung einen ma­li­gnen Tu­mor ent­fernt.
    »Vier­zehn Fäl­le«, wie­der­hol­te ich.
    »Auf vier­zehn Stütz­punk­ten über­all auf nord- und süd­ame­ri­ka­ni­schem Bo­den und in Süd­afri­ka. Al­le oh­ne Er­folg«, be­stä­tig­te Re­ling.
    Ich at­me­te auf.
    »Und über­all das glei­che«, sag­te Han­ni­bal, wo­bei er an­ge­le­gent­lich auf den Fin­ger­nä­geln kau­te und sich auch nicht von Re­ling stö­ren ließ, ob­wohl die­ser ihn un­wil­lig an­blick­te. »Neh­me ich doch an … oder?«
    »Es sei denn, Sie be­rich­ten uns et­was an­de­res, Thor. In al­len Fäl­len rea­gier­ten un­se­re Schat­ten schnell ge­nug. Es hat nur einen Ver­letz­ten ge­ge­ben. Nicht ein ein­zi­ger der At­ten­tä­ter hat je­doch über­lebt.« Sein Ge­sicht ver­schloß sich. Nur müh­sam ver­barg er sei­nen Är­ger. »Al­le mach­ten den glei­chen Feh­ler. Sie schos­sen zu­rück und tö­te­ten den Schüt­zen, wo­bei von die­sem kaum noch et­was üb­rig­b­lieb, was uns hät­te wei­ter­hel­fen kön­nen. Be­rich­ten Sie.«
    Ich konn­te ver­ste­hen, daß un­ser all­mäch­ti­ger Chef ent­täuscht war. Nach dem Vor­fall hat­te ich mich be­reits aus­rei­chend über mich ge­är­gert. Ich hät­te nie­mals zu­las­sen dür­fen, daß der Schüt­ze sich selbst rich­te­te. Nur so hät­ten wir wich­ti­ge Hin­wei­se fin­den kön­nen. Ich schil­der­te den Vor­fall.
    »Al­so auch bei Ih­nen«, stell­te Re­ling fest. »Selbst­mord der At ten­tä­ter ins­ge­samt in sechs Fäl­len. Ih­re Re­ak­tio­nen und ih­re Ur­teils­fä­hig­keit schei­nen im Ur­laub ge­lit­ten zu ha­ben.«
    Han­ni­bal pfiff laut, schrill und falsch.
    »Der Su­per­boß hat ge­spro­chen«, sag­te er da­nach. »Als Psy­cho­lo­ge stel­le ich fest, daß er uns noch nicht ein­mal den ab­ge­bro­che­nen Ur­laub gönnt. Das nächs­te­mal wer­de ich mich auf der Ve­nus oder auf dem Ju­pi­ter er­ho­len. Dort fin­det mich so leicht kei­ner, wenn’s ir­gend­wo brennt.«
    »Sie ha­ben sich nicht ge­ra­de mit Ruhm be­kle­ckert, MA-23«, sag­te Re­ling sar­kas­tisch. »Ich wun­de­re mich nur, daß der At­ten­tä­ter bei Ih­rem An­blick über­haupt schie­ßen konn­te und sich nicht gleich tot­ge­lacht hat.«
    Der Ge­ne­ral wand­te sich an mich. Er zeig­te sein be­rühmt-be­rüch­tig­tes Lä­cheln, das mir deut­lich sag­te, was er von Han­ni­bals Ver­hal­ten hielt.
    »MA-23 hat ver­sucht, den Schüt­zen mit ei­nem Bu­me­rang zu tref­fen. Er traf al­ler­dings nur Oberst
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