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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse
Autoren: M Bomm
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Leitung von Kriminalhauptkommissar August Häberle. Der galt als erfahrenster Ermittler weit und breit, hatte jahrelang beim Landeskriminalamt in Stuttgart die kompliziertesten Fälle bearbeitet und war schließlich wieder freiwillig in die schwäbische Provinz zurückgekehrt.
    Noch immer hatten alle das Heulen von Martinshörnern im Ohr. Jetzt traf die Bundespolizei aus Ulm ein, deren Beamte sich ebenfalls ein Bild von der Situation verschaffen wollten. Während sich auf dem Bahnhofsvorplatz immer mehr Neugierige versammelten, nahm auch die Zahl der Einsatzkräfte auf dem Bahnsteig zu. Streifenbeamte hatten alle Hände voll zu tun, die Passagiere, die keine Zeugenaussage machen konnten, aber trotzdem ausgestiegen waren, in den Zug zurückzuverweisen.
    Linkohr, der inzwischen wieder bei Fludium und den drei wichtigsten Zeugen stand, notierte deren Personalien und machte sich kurze Notizen von den Aussagen. Unterdessen erschien einer der mit weißen Overalls bekleideten Kollegen der Spurensicherung an der Waggontür und erläuterte:
    »Es war ein Schuss. Direkt in die Brust.« Für einen kurzen Moment sahen sie sich schweigend an. Schmittke ergriff als Erster wieder das Wort: »Hat er Papiere bei sich? Oder Gepäck? Weiß man, wer er ist?«
    Der Spurensicherer schüttelte den Kopf.
    »Wer er ist, wissen wir nicht. Hat keine Dokumente dabei, nur seine Fahrkarte, ausgestellt von Ulm nach Mannheim, ein Rückfahrticket. Außerdem gibt’s ein abgeschaltetes Handy, einen alten Geldbeutel mit knapp 200 Euro, einen Schlüsselbund mit VW-Autoschlüssel und Hausschlüssel und ein Notizbuch mit unzähligen Telefonnummern.«
    »Ist doch immerhin etwas«, stellte Schmittke mit gewisser Erleichterung fest. »Und das Projektil?«, hakte er sofort sachlich nach.
    »Steckt im Leder vom Sitz. Aber eine Hülse haben wir bis jetzt nicht gefunden.« Hinter ihm tauchte sein ebenfalls weiß gekleideter Kollege auf. »Noch etwas«, sagte dieser und hielt einen kleinen Schein zwischen den behandschuhten Fingern:
    »Eine Parkkarte vom Parkhaus ›Deutschhaus‹ in Ulm. Eingefahren um 8.32 Uhr heut früh.«

5
    Häberle hatte sich die Situation schildern lassen und danach mit sonorer und beruhigender Stimme die Fahrgäste über die bordeigene Lautsprecheranlage informiert. Er bat um Verständnis für den Aufenthalt und erklärte, was im Erste-Klasse-Waggon am Ende des Zuges geschehen war. Anschließend forderte auch er alle Fahrgäste auf, sich als Zeugen zu melden, falls sie Verdächtiges beobachtet hatten oder möglicherweise den getöteten Mann kannten. Unterdessen ließ Schmittke prüfen, ob der Tatortwaggon abgekoppelt werden konnte. Er vermutete, dass dies innerhalb des Geislinger Bahnhofbereichs, in dem es noch Überholgleise gab, möglich sein musste. Häberle hatte dies vorgeschlagen, um den Wagen nach allen Regeln der Kriminalkunst, vor allem aber der Technik, untersuchen lassen zu können. Wer jedoch die Entscheidung zum Entkuppeln des Zuges treffen durfte, vor allem aber, was dann mit den Passagieren dieses Waggons geschehen sollte, vermochte der Chefermittler nicht zu sagen. Dies würde ohnehin den Bahnverantwortlichen obliegen. Inzwischen war die Schar der Neugierigen, die sich auf dem Vorplatz außerhalb der polizeilichen Absperrung drängten, auf annähernd 100 Personen angewachsen. Darunter erspähte der Kriminalist den örtlichen Polizeireporter Georg Sander, dem das Spektakel natürlich nicht entgangen war und der dem Ermittler über die Gleise hinweg zuwinkte. Er blieb jedoch hinter dem rot-weißen Plastikband und wartete geduldig, bis Häberle einen Uniformierten anwies, ihn zu holen.
    Sander und der Chefermittler kannten sich seit Jahrzehnten. Sie schüttelten sich freundschaftlich die Hände. »Wieder ein Fall in der Provinz«, stellte der Journalist fest und konnte eine gewisse Begeisterung für ein schlagzeilenträchtiges Ereignis nicht unterdrücken.
    »Man könnte meinen, hier tobt so langsam das Verbrechen«, entgegnete der Kriminalist, um dann aber gleich abzuwehren: »Ich geh mal von einem überörtlichen Fall aus. Wir sind wohl eher zufällig zum Tatort geworden.«
    Sander, der ebenso wie Häberle mit Land und Leuten bestens vertraut war, die Mentalität der Menschen kannte und vor allem eine profunde Ortskenntnis besaß, hatte lediglich erfahren, dass am Bahnhof ein ICE stand und ein Großaufgebot an Einsatzfahrzeugen ausgerückt sei. »Worum geht’s denn?«, fragte er deshalb.
    »Wir haben eine Leiche im
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