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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Autoren: Katie McGarry
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aber sogar er konnte sich zusammenreimen, dass deine Mom dir das angetan hat.«
    Sollte ich wütend sein? Erleichtert? Ich entschied mich für stur. »Sie ist nicht geisteskrank«, murmelte ich, obwohl ich wusste, dass alles, was ich über meine Mutter sagte, sowieso auf taube Ohren stieß. »Sie hat Probleme.«
    Lila legte sanft, aber bestimmt ihre Hand auf meine und drückte sie. Um mir damit zu sagen, dass sie mich immer gernhaben würde. »Wir finden, du solltest es einfach erzählen. In die Offensive gehen, weißt du, anstatt dich ständig zu verstecken. Und wenn Noah es dann doch noch herumerzählt, kennen alle schon die Wahrheit, und er sieht wie der letzte Idiot aus.«
    Ich starrte auf Aires’ Werkbank. Mein Vater fasste nie irgendein Werkzeug an. Wenn etwas kaputtging, rief er einen Handwerker, um es reparieren zu lassen. Aires hatte immer selbst herumgebastelt. Er hatte jede freie Minute in dieser Garage verbracht. Gott, wie er mir fehlte! Wie ich ihn gebraucht hätte, damit er mir sagte, was ich tun sollte.
    »Bitte sag was, Echo.« Lila klang so geknickt, dass es mir fast das Herz brach.
    »Wessen Idee war das?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort sowieso schon kannte. »Grace?« Sie hatte sofort gewollt, dass ich der ganzen Schule erzähle, was passiert war.
    »Das ist nicht fair, Echo«, sagte Lila mit einem Seufzer. »Wobei Grace natürlich zu dir auch nicht fair war. Sie hat versprochen, mit ihrer komischen Heimlichtuerei aufzuhören, sobald die Cheerleader-Wahl vorbei ist. Aber mal ehrlich, Echo, sie will bloß, was wir alle wollen – dass alles wieder normal wird. Solange alle denken, du würdest dich ritzen oder hättest dich umbringen wollen, wirst du immer eine Außenseiterin bleiben. Vielleicht ist das mit Noah ja am Ende noch ein Segen.«
    Zum ersten Mal, seit Lila mir die Neuigkeiten erzählt hatte, schaute ich ihr direkt in die Augen. »Meine Mom ist tabu.«
    »Bitte!«, bettelte sie.
    »Was soll ich denn sagen? Alle werden die Einzelheiten wissen wollen, dabei kenne ich sie selbst nicht mal.«
    »Wir unterstützen dich. Sogar Grace. Sie wünscht es sich so sehr – wir alle tun das. Grace, Natalie und ich haben dich in der Nacht im Krankenhaus gesehen. Wir haben die Polizisten gesehen und gehört, wie dein Vater deine Mutter angeschrien hat.«
    »Weil eine verrückte Mutter zu haben, die mich umbringen wollte, und mich nicht daran erinnern zu können, was überhaupt in der Nacht passiert ist, so viel besser wäre, als wenn alle denken, dass ich mich ritze oder einen Selbstmordversuch gemacht hätte?«
    Lila sprach ganz leise. »Alle werden Mitleid mit dir haben.«
    Eine Wut packte mich und ließ den zarten Geduldsfaden reißen. »Ich will aber kein Mitleid, und ich will auch nicht, dass die schlimmste Nacht meines Lebens in der ganzen Schule Gesprächsstoff Nummer eins wird. Wenn ich jemals jemandem erzähle, was passiert ist, dann will ich wenigstens die Wahrheit sagen können und nicht wie ein Idiot aussehen, der sich an nichts erinnern kann.« Ich schlug mit dem Hinterkopf gegen die Nackenstütze und starrte an die Decke des Wagens.
Tief durchatmen, Echo. Tief durchatmen
.
    Ich konnte mich an nichts erinnern, was in dieser Nacht passiert war. Mein Dad, Ashley und meine Mutter kannten die Wahrheit. Mit meiner Mutter durfte ich nicht sprechen. Dad und Ashley glaubten den Therapeuten – dass ich mich erinnern würde, wenn meine Psyche die Wahrheit verkraften konnte.
    Die hatten gut reden. Sie lagen nicht nachts wach und zermarterten sich das Hirn darüber, was passiert war. Sie wachten nicht schreiend auf. Sie kannten nicht diese Furcht, wahnsinnig zu werden.
    Sie fühlten nicht diese Hoffnungslosigkeit.
    »Echo …« Lila zögerte. Sie holte tief Luft und starrte durch die Windschutzscheibe. Das musste wirklich schlimm für sie sein – Lila konnte einem immer in die Augen schauen. »Hast du schon mal daran gedacht, ob du selbst nicht auch deinen Teil zu dem Ganzen beigetragen hast?«
    Ich zuckte zusammen und musste mich anstrengen, meine Wut im Zaum zu halten. »Wie bitte?«
    »Natürlich war das hart, im September in die Schule zurückzukommen, nach dem, was zwischen dir und deiner Mom passiert war, aber hast du dir mal überlegt, wie es gelaufen wäre, wenn du einfach weitergemacht hättest wie vorher? Glaubst du nicht, dass auch die anderen es einfach irgendwann abgehakt hätten? Mal ehrlich, du hast dich doch total abgekapselt.«
    Die Wut wich einem Gefühl von Verletztheit.
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