Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

No Sex in the City

Titel: No Sex in the City
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
vollkommen durchnässt.
    »Mist!«, brüllte sie und blickte in den Himmel. Das hier war die dümmste Methode, einen Tag Urlaub zu verschwenden, die sie je in ihrem Leben ausprobiert hatte. Sich für einen Job zu bewerben, nur weil man wütend war.
    Dem Horizont nach zu urteilen schien der Regen nicht nachzulassen, aber sie sah jetzt etwas anderes: einen weißen Punkt in einiger Entfernung. Sie starrte angestrengt in die Richtung und blinzelte, um das Wasser fernzuhalten. Der weiße Punkt wurde größer. Sie umklammerte mit beiden Armen ihren Oberkörper, trat einen Schritt vor und kniff die Augen zusammen. Der weiße Punkt verwandelte sich in eine bewegte Gestalt, dann in ein Auto, einen Landrover. Sie fixierte ihn, als er über den unebenen Boden auf sie zuholperte, mit wild arbeitenden Scheibenwischern. Ewigkeiten später hielt er vor dem Bahnsteig, und sie stieg langsam die Holztreppe hinunter.
    Der Motor ging aus, ein Mann beugte sich herüber, öffnete die Beifahrertür und winkte Katie herbei. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Dieser Mann könnte wer weiß wer sein. Andererseits könnte es auch der Mann sein, der sie hier abholen wollte. Wie viele mordlüsterne Vergewaltiger kamen schließlich an einer verlassenen Bahnstation vorbei und hofften, dass zufällig ein junges, nervöses Großstadtmädchen dort herumstand? Andererseits könnte natürlich die ganze Anzeige ein Trick gewesen sein, um jemanden hierherzulocken. Andererseits hätte eine solche Aktion für einen entfesselten mordlüsternen Vergewaltiger einen ganz schönen Aufwand bedeutet, so komplett mit Briefkopf und so. Außerdem war das schon eine Menge Andererseits. Dieser blöde Überfall hatte alles durcheinandergebracht.
    Katie beugte sich herab und schielte misstrauisch durch die Windschutzscheibe.
    »Steigen Sie ein«, sagte eine Stimme sauer.
    »Mmh, wer sind Sie denn?«
    »Ich bin der Duke of Buccleuch, was denken Sie denn, wer ich bin? Ich bin Harry Barr.«
    Er hatte einen sonderbaren Akzent, ein bisschen wie die Schotten im Fernsehen, aber auch ein bisschen skandinavisch. Sie war noch nie einem Highlander begegnet. Außerdem klang er ungeduldig und verärgert.
    »Ich bin Katie Watson«, sagte sie, holte tief Luft und stieg ins Auto.
    »War’s das schon?«, fragte Harry zu ihrer Überraschung. Er war groß und kräftig und so angezogen, als wäre er auf dem Weg zu einer rustikalen Highlander-Kostümparty: kariertes Hemd, Cordhose, Gummistiefel und Barbourjacke. Eine dicke Tolle schwarzer Haare hing ihm ins Auge. An irgendwen erinnerte er sie, aber sie kam nicht drauf.
    »Nun, ich habe vielleicht nicht viel Erfahrung auf diesem Gebiet, aber ich lerne schnell«, sagte Katie in der Annahme, das Bewerbungsgespräch habe begonnen.
    »Nein, ich meine ... sind Sie allein?«
    Katie sah sich um. Sie mochte es nicht, wenn man mit ihr redete wie mit einem ungezogenen Hund.
    »Lassen Sie mich nachschauen - ja.«
    Harry Barr sah sie argwöhnisch an. »Ich habe zehn Personen eingeladen.«
    »Ich habe sie getötet und verspeist«, sagte sie und bedauerte es sofort.
    »Was?«
    »Ich wollte sagen, vielleicht kommen sie noch. Wann trifft der nächste Zug ein?«
    »Dienstag.«
    Vielleicht war das eines dieser psychologisch raffinierten Bewerbungsgespräche, die den Bewerber einlullen sollen, dachte Katie. Oh Gott, was tat er nun? Er hatte sich zu seinen Füßen herabgebeugt und kramte dort herum. Er suchte sein Messer! Oder seine Pistole! Auf dem Land hatte jeder eine Pistole!
    »Hier«, sagte er, öffnete eine Feldflasche und goss ihr etwas ein, das wie extrem starker Tee aussah.
    »Danke«, sagte Katie erstaunt. Sie saßen schweigend da, während sie dankbar an ihrem süßen heißen Tee nippte.
    »Also, Sie sind die Einzige«, sagte Harry wieder.
    »Da hab ich den Job schätzungsweise«, sagte Katie hoffnungsvoll und um ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Schätz ich auch«, sagte Harry. Er schien nicht übermäßig begeistert.
    Katie starrte ungläubig in den strömenden Regen hinaus. Das konnte er nicht ernst meinen. Da saß sie im Wagen eines Fremden (einem dreckigen Wagen, der nach Hund roch), hatte eine holprige, siffige Zehnstundenfahrt hinter sich, glotzte durch den Scheißregen auf dieses gottverlassene Höllenloch am äußersten Rand eines vermaledeiten Niemandslandes, und er würde ihr nicht einmal die Standardfragen eines Bewerbungsgesprächs stellen.
    »Ich werde darüber nachdenken«, erklärte sie.
    Harry seufzte. »Also muss ich das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher