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nmp08

Titel: nmp08
Autoren: Unknown
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Spesenrechnung
sonst da“, bemerkte Raba-stens.
    Er bestellte für den Fotografen
einen Whisky. Uns ließ er unser Lieblingsgetränk nachfüllen. Fred Freddy
schluckte seinen Whisky wie Medizin runter, auf ex . Wie ein kleiner Abgeordneter aus
der Gegend von Bercy.
    „Und jetzt verdufte ich aber“,
sagte er und wischte sich elegant mit dem Handrücken über den Mund.
„Scheißberuf! Man macht immer die gleichen Fotos. Salut, Leute.“
    Er verlor sich in der Menge.
    „Ja, ein Scheißberuf“, seufzte
Rabastens und zerwühlte seinen roten Schopf. „Alles, was ich schreibe, seit ich
‘ne Feder halten kann, hab ich schon hundertmal widergekäut. Entschuldigen Sie
die Syntax. Aber irgendwann ist man mit seinem Latein am Ende. Und dann nie die
Sensationsmeldung kriegen, mit der man groß rauskommt...“
    „Fang nicht wieder an! Immer
willst du mir die Schau stehlen“, schimpfte Covet.
    „Schluß jetzt“, mischte ich
mich ein. „Zwischen euch komm ich mir vor wie heiße Ware.“
    Rabastens fluchte und trank
sein Glas und das seines Nachbarn aus. Dann bestellte er eine neue Runde.
Nebenan fiel der Name Denise Falaise. Unser Rotschopf sah gequält zur Decke.
    „Die gehen mir mächtig auf den
Wecker“, sagte er, „mit ihrer Denise Falaise...“
    Ich schnippte mit den Fingern.
    „Was?“ fragte Covets Kollege.
    „Ach nichts“, wich ich aus.
„Sie saß neben mir, im François I. Wußte doch gleich, daß ich sie schon mal
gesehen hatte. Der Name fiel mir nicht ein. Jetzt hab ich ihn.“
    „Ja“, lachte Marc Covet.
„Neuerdings erkennt man sie am Gesicht wieder. Hat anscheinend die Taktik
geändert. Sie will einfach ihren Busen nicht mehr zeigen. Dabei war der ein
Bombenerfolg, in Stop, Grenze .“
    „Alles drehte sich nur darum“,
ergänzte Rabastens. „Von oben, von unten, Großaufnahme, Fahraufnahme usw. Aber
in ihrem neuesten Film sieht sie aus wie ‘ne Mumie. Eingewickelt bis zum Hals. Mein
Herz fliegt, vor zehn Tagen rausgekommen. Man will das Publikum verarschen.
Anders kann ich mir’s nicht erklären. Soll übrigens ein Reinfall sein. Zu
Recht. Wenn diese Denise so weitermacht, dann wird sie bald nur noch
Nebenrollen spielen, und nicht mal sehr gescheite...“
    „Da ist sie“, unterbrach ich
ihn.
    Ich wies mit Kinn und Pfeife
zum Eingang. Ein Paar betrat die Bar, begrüßt von bewunderndem Gemurmel. Den
Mann hatte ich schon im Cosmopolitan gesehen. Ein Fettsack mit
schweißglänzender Glatze. Er schwankte neben Denise Falaise her, der hübschen
Blondine mit den hinreißenden Schultern und dem asymmetrischen Dekolleté. Ihr
galt das Gemurmel. Sie lächelte. Ein gezwungenes Lächeln, verkrampft, müde. So
müde, daß es nicht mal den Versuch machte, bis zu den Augen zu gelangen. Ihr
Blick war so abwesend wie ein zahlungsunfähiger Schuldner am Fälligkeitstag.
Zwei- oder dreimal blitzte es auf.
    „Champagner für alle“, dröhnte
der Fettsack.
    „Was hab ich Ihnen gesagt?“
knurrte Rabastens. „Links sieht man etwas, und rechts gar nichts. Eine
Schande!“
    Er trank sein Glas leer. Durch
seine Entrüstung wurde er so langsam richtig blau.
    „Noch mal das gleiche“, sagte
er angewidert zum Barkeeper.
    „Ich hätte sofort daran
gedacht, Monsieur“, sagte der Mann mit der weißen Weste so steif wie sein
Kragen.
    Er sammelte unsere Gläser ein
und stellte drei Schalen vor uns hin.
    „Was soll das denn?“ fragte der
Rothaarige.
    „Haben Sie nicht gehört,
Monsieur? Monsieur Laumier gibt Champagner aus.“
    „Ach ja? Na schön, nur zu! Ist
er uns auch schuldig.“
    „Laumier, ist das der Dicke mit
der Glatze?“ erkundigte ich mich.
    „Ja.“
    „Produzent? Regisseur?“
    „Beides“, belehrte mich Marc
Covet. „Der Regisseur hat kein Talent, und der Produzent ist pleite. Trotzdem:
zum Wohle! Vielleicht hat er hier Kredit.“
    Mit der Sektschale in der Hand
steuerte Rabastens auf Laumier zu. Der Dicke schwankte gefährlich, obwohl er an
der Theke lehnte. Er schwitzte und keuchte wie ein Ochse, während er dem Kreis,
der sich um ihn gebildet hatte, von seiner nächsten Produktion erzählte. Mit
einem gelben Seidentuch wischte er sich über Glatze, Nacken und Hängebacken.
Offensichtlich hatte er den Kanal ganz schön voll.
    „... Der Tod ernährt seinen
Mann “, lallte er mit belegter Stimme. „Ist das ein Titel, hm? Gestern
Beginn der Dreharbeiten...“
    „Werden Sie den Film beim
nächsten Festival zeigen?“ fragte Rabastens.
    Seine Stimme stand der von
Laumier um nichts
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