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nmp08

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Titel: nmp08
Autoren: Unknown
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jagt
den nächsten! Sie haben sich damals bestimmt auch in Lucie Ponceau verliebt,
stimmt’s? Hat doch so gut wie jeder...“
    „Ich dachte, sie wär längst
tot.“
    „Dann wissen Sie’s jetzt
besser. Sie war völlig in der Versenkung verschwunden. Ungefähr fünfzehn Jahre
ohne Engagement. Jetzt taucht sie wieder auf. Der kleine Jacques Dorly ist ein
Idealist. Hat sich in den Kopf gesetzt, ihr eine letzte Chance zu geben. Und
sie soll ihn nicht enttäuscht haben. Experten meinen, ihr Comeback wird eine
Sensation.“
    „So ganz jung kann die doch
nicht mehr sein, hm?“
    „Das nicht gerade, aber sie
steckt die kommende Generation noch allemal in die Tasche... Also, ich muß
jetzt gehn... ich laß Sie mit Ihrem Liebeskummer alleine.“
    Er stand auf.
    „Scheiße!“ entfuhr es mir.
    „Sagen Sie, Burma: wollen Sie
heute abend mit mir zu den Versteckten Drohungen ins François I. gehen? Ich kann Ihnen wohl noch ‘ne Karte besorgen... Dann
müßten wir uns nicht erst für hinterher zum Saufen verabreden...“
    „...und hätten mehr Zeit
dafür“, lachte ich. „Einverstanden, mein Lieber. Hab zwar in Cannes schon
kilometerweise Zelluloid verschlungen, aber so furchtbar viel hab ich gar nicht
mitgekriegt. War mit den Augen öfter bei meiner Klientin als auf der Leinwand.
Der Beruf geht vor. Jetzt könnte ich mir ja mal einen Film ansehen, ohne
abgelenkt zu werden... Also, abgemacht. Verkleidung angesagt?“
    „O ja! Abendanzug erwünscht.
Aber daran müßten Sie ja so langsam gewöhnt sein.“
    „Mehr oder weniger.“
    „Dann bis heute abend.“
     
    * * *
     
    ...Beinahe unbewußt drückt
Sheila auf den Abzug... Der Mann bricht zusammen... Sheila schießt mechanisch
weiter... Ihr Gesicht spiegelt einen stummen Kampf unterschiedlichster Gefühle
wider... Dann verschwimmt Sheilas leidenschaftliches Gesicht... der Rauch aus
der Automatik, die sie immer noch betätigt, wie im Traum, entzieht es nach und
nach dem Blick des Zuschauers... Ein paar Takte Musik... ENDE.
    Die riesigen Buchstaben
bedeckten die gesamte Leinwand. Das Licht im Kinosaal des François I. gingen wieder an. Soeben war Versteckte Drohungen einem geladenen Publikum gezeigt worden. Ein Mondialux-Film von der Rampo
Consortium. Anhaltender Beifall brandete auf. Stürme der Begeisterung. Alle
Premierengäste standen auf, so als hätte ein Orchester die Nationalhymne
angestimmt. Ich folgte dem allgemeinen Beispiel. Der Saal hatte zwar eine
Klimaanlage, aber trotzdem kriegte man Durst. Um so mehr, da mein steifer Kragen mir so langsam die Kehle zuschnürte.
    Neben mir saß eine hübsche
Blondine mit wunderschönen Schultern. Das Profil kam mir irgendwie bekannt vor.
Als sie sich ebenfalls erhob, fiel ihr eine winzige Handtasche von den Knien.
Ich wollte mich bücken, um das Täschchen aufzuheben; aber sie war schneller.
Für meine erfolglosen galanten Bemühungen wurde ich allerdings reichlich
belohnt. Ihr asymmetrisches Dekolleté bedeckte keusch ihre rechte Brust,
während es links einen schwindelerregenden Einblick gewährte. Ich ließ es
gewähren. In der Mitte der schmerzensreichen Freuden baumelte ein Goldkreuz an
einem Kettchen. Der Kunstgenuß dauerte nicht lange an. Aber immerhin hatte ich
genug Zeit, um an der rechten Brust etwas Ungewöhnliches zu bemerken. Die
hübsche Blondine nahm ihr Täschchen und richtete sich auf. Ich tat so, als
hätte ich nichts gesehen, und bahnte mir einen Weg zum Mittelgang. Im Foyer des
François I. suchte ich Marc Covet, von dem mich eine resolute Platzanweiserin
getrennt hatte. Endlich erwischte ich ihn.
    „Wohin geht man?“ fragte ich
unternehmungslustig.
    „Sagt Ihnen der Camera-Club
zu?“
    „O.k.! Auf zum Camera-Club.“
    Wir gingen die Champs-Elysées
hinunter. Ein Leben herrschte hier! Wie am hellichten Tag, glitzernd von der
Leuchtreklame und den hellerleuchteten Schaufenstern der Geschäfte. Beim
Rond-Point, zwischen Jours de France und Le Figaro , überquerten
wir die Avenue und gingen dann unter dem Blätterdach der Avenue Matignon
weiter. Hier in einer Villa befand sich der Camera-Club. Nach Mitternacht traf
sich hier alles, was beim Film Rang und Namen hatte. Der Club war sehr luxuriös
ausgestattet, ein Fest für die Sinne. Spiegel wie Seen an den Wänden, überall
Gold Verzierungen. Selbst der boy hätte nicht zugegeben, auch nicht
unter Folter, daß er aus Belleville war. Dabei war er ein Lakai wie tausend
andere... die keine Livree trugen. Im Restaurant funkelten auf
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