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Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Titel: Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)
Autoren: Bettina Schuemann
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alles anfing
    Am Anfang war ich ein Ei, wie alle anderen auch, zusammen mit ihnen hing ich da im Klumpen.
    W ieder ist ein Monat vorbei, und es vollzieht sich »the same procedure as every time«…
    Â»Du bist dran!« »Was ich?« »Nee du!« »Du!«
    Â»Okay, bevor ihr hier noch länger alle rumzickt, geh ich«, sage ich, nehme meinen ganzen Mut zusammen und – springe! »Geile Rutsche!«, denke ich noch. »Warm, weich und ein bisschen schlüpfrig, aber cooool … !«
    Doch schon muss ich den Kopf einziehen, ein ganzer Schwarm Mini-Kaulquappen kommt direkt auf mich zu. Einer saust volle Kanne so in mich hinein, dass ich – Boing! – erst mal ausgeknockt bin. »Was für ein Zufall«, denke ich noch, bevor ich das Bewusstsein verliere. »War das nun der Schnellste? Schönste?« In all der Eile habe ich gar keine Zeit gehabt, mich umzusehen. »Na ja, auf jeden Fall war’s der Treffsicherste.«
    Als ich wieder zu mir komme, bin ich schon nicht mehr ich, sondern ich und er, dann verdoppelt und dann ganz viele und immer mehr! Hilfe, was passiert mit mir?!
    Wir/ich sitzen irgendwo, wo’s jedenfalls warm, weich und ein bisschen schlüpfrig ist. Das kenne ich ja schon, und so fange ich langsam
an, mich zu entspannen. Gar nicht so übel hier. »Nein, sogar wunderschön!«, denke ich zufrieden und beginne, mich nun voll und ganz auf mich zu konzentrieren. Denn ich merke, dass etwas Wunderbares mit mir passiert: Ich wachse! Ich habe begonnen zu leben!
    Entdeckungen
    Bumm-bumm, spüre ich schon mein Herz. Stundenlang bin ich nur da und lausche seinem Ton. Mamas Herz schlägt noch dazu, und so hab ich hier manchmal einen richtig coolen Stereo-Beat! Dann tobe ich, tanze und schlag Purzelbäume! Nur diese blöde Schnur stört immer. Mist, schon wieder Kabelsalat! Aber jetzt muss ich erstmal ’ne Runde pennen.
    Am liebsten schlafe ich, wenn’s draußen hell ist. Dann schaukelt Mama immer so herrlich. Aber jetzt grad nicht, was ist hier los? Oh nein, sie hat sich hingelegt! Hej, das ist ungerecht, doch nicht mitten am Tag. Unwillig blinzele ich unter meinen Augenlidern hervor, um sie im nächsten Moment überrascht aufzureißen: Was für eine Farbe! Alles um mich herum sehe ich in hellem, warmem Orange strahlen – das Wasser hier, ja, auch mich selbst, meine Finger, meine Zehen! Am allerschönsten leuchtet meine runde, weiche Höhlenwand, mein Zuhause.
    Bruder und Schwester – und Mama
    Â»John, chéri, sei so gut und gib mir doch bitte mal die Decke rüber, mir ist kalt«, bittet Jeanne Jacqueline, Nikis Mutter, ihren kleinen, knapp zweieinhalbjährigen Sohn. Sie hat sich draußen in die Sonne gelegt und lässt sie sich auf ihren Bauch scheinen, doch jetzt im Spätsommer ist es schon ein bisschen frisch. Stolz, der Mama helfen zu können, stapft der Kleine zu ihr hin, zieht die schwere Decke hinter sich her und schiebt sie konzentriert auf Mamas großen Bauch.

    Â»Oh, schade, nun ist das Leuchten wieder weg!« Mit ihren Händen streicht Niki an der Höhlenwand entlang, als wolle sie das letzte Schimmern grad noch einfangen.
    Â»Schau mal, John, schnell, das Baby bewegt sich«, sagt die Mutter da zu ihrem Sohn und legt seine kleine Hand auf ihre Bauchdecke, dorthin, wo sie sich gerade nach außen beult. Der Junge klatscht aufgeregt darauf herum: »Hallo, Baby, bist du da?«
    Â»Klar bin ich hier, Blödmann, wo soll ich sonst sein? Mach nicht so’n Krach«, denkt Niki frech und stößt zur Bekräftigung ihren Fuß gegen die Wand.
    Â»Mama, es hat mich gepufft!«
    So langsam ist Niki neugierig auf ihren Bruder, den sie die ganze Zeit schon hören kann. Zu gern wüsste sie auch, wie er aussieht. Sie kennt schon die Stimme ihres Vaters, die von Mama ja sowieso. Sie hat eine so musikalische Stimme, findet Niki. Dass Jeanne auch sehr anmutig anzuschauen ist, weiß Niki jetzt noch nicht – geschweige denn, dass sie selbst die Schönheit ihrer Mutter einmal erben wird.
    Wackeliger Familienfrieden
    Noch interessiert sie das auch nicht weiter, sondern sie genießt erst mal die Harmonie der Stunde und schlummert. Nicht immer nämlich ist alles so friedlich wie jetzt. Furchtbar streiten die beiden manchmal, Mama und Daddy. Dann wird Mamas Bauch hart, und für Niki wird’s in ihrer Höhle eng.
    Â»Hört auf«, schreit
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