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Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Titel: Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)
Autoren: Bettina Schuemann
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in ihren Träumen zurück.
    Doch dann versteht sie den Sinn ihrer Träume nicht.
    Â»Bin ich verrückt?«, fragt sie sich.
    Sie verhält sich rebellisch und weiß nicht, warum. Sie KANN nicht anders.
    Doch Vater und Mutter werden wütend auf sie, denn sie denken, die Niki, ihre Tochter, die WILL nicht anders.
    Und sie ertragen den Anblick ihrer Tochter nicht mehr.
    Dann steigt Niki, tapp, tapp, tapp, die Stufen hinab.
    Dort sitzt in der Küche die schwarze Cora und trinkt in Ruhe ihr Bier. »Na, kleines Fräulein? Haben sie dich wieder mal hergeschickt zu mir?«
    Â»Hm, es duftet so hier!«
Und Cora steht auf, hebt die Deckel hoch: »Magst du noch etwas essen?«
    Da strahlt Niki sie an, sagt nicht »Nein« zu ihr und stillt ihren Hunger nach Wärme und Geborgenheit hier, bei ihr, in der Küche der dicken schwarzen Cora.
    Brearley ist die beste Schule der Welt!
    Heiraten! Kürzlich redet Daddy mit mir vom Heiraten. Ich bin doch erst zwölf! Okay, dass er meint, ich kann heiraten, wen ich will – egal ob schwarz oder weiß, arm oder reich –, find ich cool. (Mama ist da natürlich ganz anderer Meinung …) Aber sonst ist mein Kopf grad mit ganz anderen Sachen voll: Theater, Shakespeare, Euripides, mit Gedichten, Büchern, Comics, Freundinnen, mit Erzählen und Welt begreifen! Dafür ist Brearley die beste Schule der Welt und ich bin SUPER FROH, hier zu sein.
    Â 
    Und so langsam füllt sie sich wieder mit Leben, Nikis magische Box, in die sie ihre Seele legt. Praktischerweise hat diese jetzt einen doppelten Boden: Ganz unten drin liegen die Erlebnisse mit Daddy, gut zugedeckt. Darüber ist über einem zweiten Boden der Platz für all das, was Niki nun neu entdeckt.
    Â 
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    Ganze Nächte liest sie durch unter ihrer Bettdecke, während sie Bonbons in sich reinstopft. Schmatzend verschlingt sie alles, was sie kriegen kann – von Jane Austen bis zu »Wonder Woman«, einer brandneuen Comicserie. Super sexy kommt »Wonder Woman« Diana in ihrem Minirock zu hochhackigen Stiefeln und roter Korsage daher. Und das Beste an ihr ist: Sie kann fliegen und ist übermenschlich
stark. Mit ihrem magischen Lasso zwingt sie ihre Gefangenen, die Wahrheit zu sagen. So kämpft Wonder Woman für Gerechtigkeit.
    Nikis Augen glänzen. Gedankenverloren schiebt sie das nächste Bonbon zwischen ihre Lippen. Dass es in Wirklichkeit keine Wunderlassos geben kann, weiß natürlich auch sie. Wunderdinge hatte aber zum Beispiel auch Jane Austen nicht, und trotzdem leistete sie Ungewöhnliches. Zwölf Jahre war sie alt, als sie anfing, mit ihren Texten die Gesellschaft aufs Korn zu nehmen.
    Â»Da war Jane ja so alt wie ich jetzt!«, denkt Niki. Heiraten? Pah! Sie beschließt, einmal so sexy und elegant zu sein wie ihre Mutter, so so kraftvoll und stark wie »Wonder Woman« und so schöpferisch und durchsetzungsstark wie Jane Austen. Und entdeckt in dieser Zeit, dass sie selber schreiben kann. Dass sie schauspielern kann. Und dass sie gerne zeichnet.
    Â 
    Uralt-Niki: AufBrearley wurde ich zur Feministin. Oh, wie konnte Mutter sich nur in diese kleine Frauenrolle fügen? Ich, ich wollte mich nicht fügen. Niemals!
    Onkel Fals neue Frau
    Â»Onkel Fal kommt zu Besuch«, kündigt Jeanne Jacqueline eines Tages an, »und stellt uns María Luisa Bombal vor. Er will sie heiraten.«
    Niki hört’s und strahlt. Onkel Fal ist ihr absoluter, faszinierender Lieblingsonkel. Sie freut sich riesig, dass er jetzt endlich wieder eine Frau gefunden hat. Wenn sie Onkel Fal gefällt, dann muss sie außergewöhnlich sein, das weiß Niki sicher. Denn seltsam und speziell ist auch er. Gerade deswegen mag Niki ihn so.
    Sie kuschelt sich in ihrem Zimmer in ihr Bett und öffnet ihre magische Box.
    Â»Ãœbermorgen kommt er mit ihr zu uns!«, berichtet sie ihr.

    Â»Freust du dich?«
    Â»Ja, wahnsinnig. Ich kann’s kaum aushalten, bis ich sie kennenlerne. «
    Ein bisschen ist über die familiäre Gerüchteküche über Onkel Fals neue Auserwählte schon durchgesickert.
    Â»Wunderschön soll sie sein.«
    Â»Ach, sie auch?«, wundert sich die Box.
    Â»Ja, aber ganz anders als Mama. Dunkel. Geheimnisvoll. Sie ist Chilenin, weißt du. – Und Schriftstellerin!«
    Â 
    Am 1. April 1944 wird Hochzeit gefeiert.
    John flüstert mir zu: »Sie ist eine
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