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Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Titel: Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)
Autoren: Bettina Schuemann
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sich in ihrem Land mittlerweile unbehaglich. Amerika ist intolerant geworden. Die ganze Welt erstarrt seit 1945 im Kalten Krieg. Angespanntes Misstrauen herrscht zwischen dem diktatorisch-kommunistischen Ostblock und dem demokratischkapitalistischen Westblock. Misstrauisch belauern sich die Führungsmächte Sowjetunion und USA, stets bereit, auf den kleinsten Vorfall zu reagieren – wenn nötig, mit Krieg.
    Ein gigantisches Wettrüsten hat begonnen. Fieberhaft wird an der Entwicklung neuer Atomwaffen geforscht, intensive Spionage auf beiden Seiten betrieben. So bildet sich auch Misstrauen gegen das eigene Volk: Verdächtig sind von Haus aus die amerikanischen Kommunisten – wenn auch ihre Partei in den USA nicht offiziell verboten ist. Inoffiziell aber müssen sie vor dem »Komitee für unamerikanische Umtriebe« Rede und Antwort stehen. Schnell ist da beim bloßen Verdacht ein Leben zerstört. Denunziantentum greift um sich, Bürgerrechte werden mit Füßen getreten. Besonders hart trifft es die Künstler und die denkenden Köpfe, während die Angepassten überleben. Eine Umgebung, um sich zu entfalten, sieht anders aus.
    Paris, wir kommen!
    Zum Beispiel so wie Paris.
    Und so ziehen die beiden 1952 nach Harrys Harvard-Abschluss mit Laura in die europäische Metropole der Künstler-Avantgarde an die Seine. Es geht auf zu neuen Ufern, endlich!
    Babysitter sind leicht zu bekommen, und voller Verlangen stürzt Niki sich ins öffentliche Leben. Herrlich ist es hier in Paris, einfach herrlich! Es ist die Stadt der Künstler und Exilausländer, der modernen Literaten, der Jazz-Liebhaber und Chansoniers, des innovativen Kinos und der Hinterhofbühnen. In den Straßencafés
sitzen sie, die Berühmtheiten, und in jeder Gasse atmet man hier die Luft geistiger Freiheit.
    Niki tauscht ihren Pinsel gegen die Bühne und nimmt mit Erfolg Schauspielunterricht. Harry studiert Dirigieren.
    Dramatische Szenen an der Côte d’Azur
    Ein Jahr später lockt es sie ans Mittelmeer. Menton, haben sie gehört, soll ein schönes Städtchen sein. Wie schön die roten Dächer der kleinen Stadt vor dem tiefen Blau des Meeres leuchten! Niki versteht sofort, warum es schon so viele Künstler zum Malen hierher, ins intensive Licht Südfrankreichs, zog.
    Und doch verdüstert sich für sie bald schon der Himmel. Freunde meinen ihr einen Gefallen zu tun, indem sie ihr verraten, dass Harry schon wieder eine Affäre hat. Aha!
    Sie seufzt und zieht ihre magische Box heraus. Eine weitere Haarnadel wandert hinein.
    Â»Wehr dich doch endlich!«, sagt die Box eindringlich zu ihr.
    Ja, aber wie?
    Niki beginnt eine Affäre mit dem Ehemann von Harrys Liebschaft. Das ist aber kaum das richtige Rezept gegen Nikis Schmerz.
    Ihre magische Box kann all die spitzen Gegenstände bald nicht mehr aufnehmen, die sie braucht. Ab in die Handtasche damit.
    Nachts kann sie nicht schlafen.
    Ein Messer unter der Matratze gibt ihr Sicherheit.
    Â 
    Schon beginnt Harry sich zu wundern.
    Â»Niki, hast du meine Papierschere irgendwo gesehen?«
    Â»Nein, liegt sich nicht auf deinem Schreibtisch?«
    Â»Wo hab ich sie nur hingetan?«, lässt Harry suchend seinen Blick schweifen.
    Â»Ich muss dann los«, sagt Niki nur noch. Sie geht zum Arzt, um Schlaftabletten zu besorgen. Doch die Tabletten will dieser sich teuer
bezahlen lassen, denn er beginnt, Niki zu befummeln. »Elender, widerwärtiger Schuft!«
    Aufgebracht und gedemütigt verlässt Niki seine Praxis, rennt atemlos nach Hause und – trifft dort ausgerechnet Harrys Geliebte an. Gut so, denn Niki ist grad so richtig in Fahrt. Ein Stoß landet in der Magengrube der gehassten Geliebten, eine Batterie von Schlägen bekommt sie obendrauf.
    Nach dem Abendessen versteckt Niki sicherheitshalber noch ein weiteres Messer unter ihrer Matratze. Bestürzt beobachtet Harry sie dabei. Das hat er nicht gewusst! Er nimmt sie zärtlich in seine Arme. Niki willigt ein, noch am selben Abend nach Nizza zum Psychiater zu fahren. Sie nimmt ihre prall gefüllte Handtasche mit und kippt dem Arzt ihr gesamtes Waffenarsenal auf den Tisch.
    Â»Vielen Dank«, sagt dieser ruhig und blickt ihr in die Augen. Er versteht ihren Hilferuf. Kurz darauflässt Niki sich ins psychiatrische Krankenhaus zur stationären Behandlung aufnehmen.
    Niki umarmt die Kunst
    Doch die Elektroschocks helfen ihr nicht spürbar.
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