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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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sie wollten mich nicht kennen. Ich erkannte keine befreundeten Gesichter.
    Zwei Hydes kämpften in einer Vertiefung, die schlampig in den Steinboden gemeißelt worden war. Die von Muskeln strotzenden Gestalten mit ihrer zu sehnigen Strängen gespannten Haut und den hervortretenden Adern prallten immer und immer wieder hart gegeneinander und droschen mit zu Krallen verkrampften Händen und gebleckten Zähnen aufeinander ein. Blut und Schweiß flossen in Strömen ihre hässlichen Körper hinab, und sie knurrten und fauchten wie wilde Untiere, während ein paar träge, unbeeindruckte Zuschauer sich dazu aufrafften, Wetten darüber abzuschließen, welcher Hyde überleben würde. Der tote Hyde würde dann wiederverwertet werden, um ja nichts von dem Rauschgift zu vergeuden. Junkies wussten, wie man eine Droge streckte.
    Ein Cyborg, der wohl aus der Zukunft stammte, spritzte sich gerade eine heftige, fiese Droge namens Blut. Technische Implantate ragten aus seinem grauen Fleisch und entluden sich in jähen statischen Explosionen. Seine Augen leuchteten golden, als sie in seinen Augenhöhlen nach oben rollten, und sein schlaffer Mund entblößte Zähne aus Metall. So sehr man die Zukunft auch mit High Tech füllte, Menschen blieben immer noch Menschen.
    Eine lange Reihe von Feldbetten stand an einer der Wände, und etwa ein Dutzend hübscher, junger Dinger starrten mit leerem Blick in die rauchige Luft und genossen den totalen Kick, sich wie außerhalb des eigenen Körpers zu fühlen, den sie der verbotenen afrikanischen Droge Taduku zu verdanken hatten. Losgelöst von den Fesseln ihrer Körper waren ihre Gedanken nun frei, um in die Zukunft, die Vergangenheit oder welche alternativen Dimensionen und Realitäten auch immer zu gleiten. Manchmal kamen sie zurück, manchmal nicht. Sie können sich sicher vorstellen, was mit den Körpern derer passierte, die nicht zurückkehrten.
    Bruder Frank experimentierte mal wieder mit Engelshauch, dem guten alten Schuss, und versuchte dabei, die verschiedenen Phasen seines Bewusstseins zu trennen, sodass er Unterhaltungen mit sich selbst führen konnte. In seiner Nähe sollte man vorsichtig sein. Er liebte es, einem Drink sozusagen das gewisse Etwas zu verleihen.
    Ein riesiger Käfig mit verstärkten Eisenstäben enthielt diejenigen, die sich dazu entschieden hatten, sich der ehemaligen Außerirdischendroge namens Umkehr hinzugeben. Eine fiese, tückische Droge, die die Evolution umkehren konnte und einen auf den Stand eines Neandertalers brachte – oder noch weiter zurück, falls man das aushielt. Zwischen den schweren, finster blickenden Kreaturen in dem Käfig waren noch andere, noch verstörendere Gestalten. Als letztes gab es noch eine kleine, eher heimliche Gruppe, die marsianisches, rotes Gras in Wasserpfeifen rauchte. Überzeugte Anhänger waren der Meinung, es helfe, in komplett neuen Bahnen zu denken. Rauchte man genug davon, dachte man wie ein Marsianer. Rauchte man zu viel davon, wurde man tatsächlich zu einem, und dann stand jeder um einen herum auf und prügelte einen zu Tode prügeln, denn selbst in der Nightside gab es gewisse Grenzen.
    Ein paar sanfte Geister durchstreiften Hand in Hand die dicke Luft und suchten nach etwas Vertrautem. Sie waren diffus, entrückt und halb transparent, ihre Existenz ermattet und ausgewaschen durch zu viele Reisen durch andere Dimensionen. Einst waren sie menschlich gewesen, waren jedoch zu weit gegangen und hatten zu viel gesehen, und nun konnten sie sich nicht mehr an den Weg nach Hause oder daran, wie ihr zu Hause gewesen war, erinnern. Die Einzelheiten ihrer Gesichter waren stufenlos und ungewiss, wie die Statuen von Friedhofsengeln, die die Zeit und die Elemente erodierten. Die Rauchgeister glitten hierhin und dorthin, suchten verzweifelt nach einem vertrauten Gesicht oder Akzent und fragten mit ihren sanften, fernen Stimmen nach Städten, Menschen und Welten, von denen niemand je gehört hatte. Die Kunden des Drachenschlunds stießen sie weg oder ignorierten sie komplett. Die sanften Geister hätten wissen sollen, dass sie hier vergeblich nach Hilfe suchten, doch die veränderten Zustände des Bewusstseins zogen sie an wie Licht die Motten. Einer von ihnen zupfte behutsam an meinem Ärmel, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, doch ich schüttelte ihn ab.
    Ich hatte meinen Elfen entdeckt.
    Ich ging gerade auf ihn zu, als mir jemand plötzlich den Weg versperrte. Ich blieb stehen, denn andernfalls hätte ich ihn umrennen müssen, und
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