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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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hinab, während ein kalter Wind mich traf. Ich wusste, wo ich war: Ich war hier schon einmal gewesen. Ich war auf dem Gipfel des Griffin Hill oder zumindest dem, was davon noch übrig geblieben war.
    Irgendwann einmal, und das war noch nicht so lange her, hatte dieser gesamte Berg und alles, was darauf gewesen war, einem einzigen Mann gehört: Jeremiah Griffin. Er hatte vieles in der Nightside besessen und auch sehr viele Leute, die dort wohnten. Damals hatte Griffin Hall auf dem h öchsten Gipfel des Griffin Hill gestanden – ein riesiges, wunderschönes Herrenhaus, Zuhause der unsterblichen Griffin-Familie. Aber alles, was dieser Mann besaß, hatte er einem Handel verdankt, den er vor langer Zeit mit einem uralten Feind geschlossen hatte, und ich war dort gewesen, als der Teufel aus der Hölle emporstieg, um Griffins Seele, seine Familie und selbst sein wunderschönes Herrenhaus für sich zu beanspruchen. Der Teufel hatte sie alle in die Hölle hinuntergezerrt, und es war nichts auf dem Gipfel des Griffin Hill zurückgeblieben als ein riesiges Loch im Boden, ein gewaltiger Höllenschlund voller Dunkelheit, der tiefer war, als ein menschliches Auge folgen konnte.
    Ich drehte der Aussicht auf die Nightside den Rücken zu und starrte gedankenverloren in den Höllenschlund. Der kalte Wind blies mir Staub ins Gesicht, der von dem kleinen Kreis toter Erde stammte, die den gewaltigen Krater umgab. Nichts sonst war übriggeblieben. Mir schien es, als sei der gesamte Ort seelisch kalt, als habe etwas die Essenz des Lebens selbst fortgeschafft, weggerissen und nichts zurückgelassen.
    Der Höllenschlund selbst sah aus, als ginge er bis in alle Ewigkeiten weiter nach unten, erfüllt von nichts als Finsternis. Das Licht des Vollmonds direkt über mir badete den Gipfel des Griffin Hill in einem glänzend blau-weißen Licht, reichte aber nur einige Meter in den Höllenschlund hinein, als wiche das Mondlicht selbst vor dem, was es hier fand, zurück. Der gezackte Rand und das Innere des Höllenschlunds waren verbrannt und geschwärzt, als wären sie unglaublicher, unmöglicher Hitze ausgesetzt gewesen. Irgendjemand wollte jeden daran erinnern, was mit Griffin geschehen war.
    Ich zitterte, und das hatte nichts mit dem kalten Wind zu tun.
    Ich sah in die andere Richtung, und da stand Walker, der eine ehrerbietige Entfernung einhielt und leicht schmunzelte. Die B öen schienen ihn kaum zu berühren, und ich wusste, dass al les, was vom Griffin Hill übriggeblieben war und mir gewaltige Angst einjagte, ihn nicht im Mindesten störte. Er hatte schon Schlimmeres gesehen, und im Moment hatte er nur Augen für mich. Seinen auserwählten Sohn, seinen Nachfolger.
    Also sah ich absichtlich weg, starrte die langen Ausläufer des Griffin Hill hinunter, wo sich einst ein gewaltiger, wunderschöner Garten erstreckt hatte, der voller verblüffender und unglaublicher Pflanzen, Blüten und Bäume gewesen war, von denen einige so selten gewesen waren, dass sie die letzten ihrer Art dargestellt hatten, während man andere speziell aus anderen Welten und Dimensionen hierher gebracht hatte. Die Blumen hatten gesungen, die Büsche waren gelaufen und die Bäume hatten geschwankt, selbst wenn kein Wind wehte.
    Jetzt … war es ein dunkler, verdorbener Ort, den das Schreckliche, das ihm zu nahe gekommen war, berührt und verändert hatte. Hoher, verzerrter Bewuchs geißelte die Luft mit krummen Ästen, während Dinge wie Rutenbündel die engen Pfade auf und nieder taumelten. Es gab dicke, fleischige Blüten, die so groß wie ein Haus waren und deren krankhafte Farben in der Nacht glommen. Große, langsame Wellen bewegten sich durch weite, grüne Meere, als z ö gen unter der Oberfläche verborgene Spezies in den Krieg. Das war kein Garten mehr.
    „Es ist ein Urwald“, sagte Walker, der meine Gedanken erraten hatte. „Niemand wagt sich mehr hinein. Die Autoritäten sprechen darüber, bewaffnete Truppen mit Flammenwerfern hierher zu senden, um alles niederzubrennen. Ehe etwas davon den Hügel hinuntergekrochen kommt … ich hatte schon immer eine Vorliebe für die Politik der verbrannten Erde. Aber dennoch eine Schande, finde ich … es gibt so viele Arten dort, die der Geschichte oder den botanischen Gärten unbekannt sind. Der Sammler hätte sie geliebt.“
    „Mark“, sagte ich. „Er hieß Mark.“
    „Oh nein“, sagte Walker. „Er war schon seit langem nicht mehr Mark. Waren Sie jemals hier oben, seit …?“
    „Nein“, sagte ich. „Wenn ein
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