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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet
Autoren: C.J. Daugherty
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stützte sich mit dem Rücken gegen Gabes Körper und zog die Füße an. Dann trat sie gegen das Fenster.
    Noch einmal.
    Bei jedem Tritt schrie sie vor Schmerzen auf, doch jeder Tritt stieß die Tür um ein paar Zentimeter weiter auf. Nach drei Tritten war der Spalt groß genug, dass sie sich hindurchzwängen konnte.
    Mit den Füßen voran kroch sie aus der Öffnung und fiel mit einem Schmerzensschrei auf die Knie. Eine Weile verharrte sie leise schluchzend im Schnee.
    Der Mond schien durchs Geäst der Bäume. Allie biss die Zähne zusammen, packte mit dem rechten Arm einen Ast und zog sich an ihm hoch.
    Verwirrt sah sie sich um. Keine Straße weit und breit.
    Das Auto lag mitten im Wald.
    Orientierungslos und der Ohnmacht nahe humpelte Allie zum Kofferraum, wo sie innehielt, um wieder zu Atem zu kommen. Dann folgte sie den Reifenspuren zwischen Sträuchern und Bäumen hindurch, eine Böschung hinauf zu einer schmalen Landstraße.
    Ihr linker Arm, der nutzlos hin und her schlenkerte, jagte ihr Angst ein. Sie hielt ihn mit der Rechten fest und stolperte unsicher die leere Straße entlang, so schnell es ging, denn irgendetwas sagte ihr, dass sie sich rasch von dem Auto entfernen musste.
    Sie entdeckte die Spuren, die der hin und her schlingernde Wagen hinterlassen hatte, ehe er von der Straße abgekommen war.
    Sie erreichte die Straße, konnte sie aber nicht richtig sehen. Etwas versperrte ihr die Sicht. Sie wischte sich über die Augen, und als sie die Hand wieder herunternahm, war sie blutverschmiert.
    Ich blute
, dachte sie emotionslos.
Wundert mich nicht.
    Plötzlich hörte sie Motorengeräusche, konnte aber nicht feststellen, aus welcher Richtung. Sie versuchte, schneller zu humpeln, doch ihr war bewusst, dass sie schwankte. Außerdem tropfte nun bei jedem Schritt Blut auf den Schnee und hinterließ eine scharlachrote Spur.
    Der Wagen kam direkt auf sie zu, aber sie war zu erschöpft, um Platz zu machen. Vor Schmerz leicht vornübergebeugt, stand sie da, starrte direkt in die Scheinwerfer und hielt die heile Hand hoch, als würde das genügen, um ihn aufzuhalten.
    Der Wagen machte eine Vollbremsung.
    Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, konnte im grellen Licht aber nichts erkennen. Der Augenblick schien ewig zu währen.
    »Wer ist da?«, versuchte sie durch die zusammengebissenen Zähne zu sagen, hätte aber nicht beschwören können, ob die Worte tatsächlich herauskamen.
    »Allie? Bist du das? Mein Gott!« Eine Männerstimme.
    Der Sprecher trat ins Licht, und sie erkannte sein entsetztes Gesicht.
    Raj Patel.
    In dem Moment, als er sie packte, verlor sie das Bewusstsein.

[zurück]

Zweiunddreißig
    Goldenes Licht. Weiche Decken. Wärme. Schmerzen.
    Allie hörte Stimmen, aber sie schien nicht wach werden zu können.
    »Wie geht es ihr?«
    »Immer noch bewusstlos.«
    »Ist es schlimm?«
    »Steht auf jeden Fall nicht gut. Sehen Sie sie doch an, Herrgott noch mal!«
    Jemand hielt ihre Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Ein Nadelstich.
    Stille.
     
    Allie schnappte nach Luft und öffnete die Augen. Die Lider fühlten sich schwer an, wie zugeklebt.
    Langsam wurden die Umrisse des Raums scharf – alles, was sie sah, war weiß. Das Bett, die Vorhänge, das Licht, das durch die Vorhänge fiel, die Wände.
    Alles tat ihr weh. Selbst ihre Lippen fühlten sich irgendwie nicht richtig an, als sie darüberleckte – geschwollen und rissig. Allie versuchte zu sprechen, doch ihr Mund war zu trocken.
    Sie hatte einen Riesendurst.
    Unter Mühen drehte sie den Kopf nach rechts. Die Bewegung verursachte Schmerzen. Sylvain schlief in dem Stuhl neben ihr, die Arme schützend vor der Brust gekreuzt. Er sah jung aus, verletzlich.
    Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, doch da durchfuhr sie ein derart heftiger Schmerz, dass sie aufjaulte. Sylvain riss die Augen auf; das Licht spiegelte sich darin wie Juwelen.
    »Allie?« Er beugte sich vor und nahm ihre Rechte. »Alles ist gut. Du bist in Sicherheit.«
    Sie fühlte sich eigenartig, wie in einem Kokon. Die Geräusche schienen von weit weg zu kommen.
    »Du hast einen Unfall gehabt«, sagte er.
    »Ich weiß«, flüsterte sie. Es hörte sich an, als hätte sie den Mund voll Gaze. »Ich war dabei.«
    Ein erleichtertes Lächeln überzog sein Gesicht, und er beugte sich herunter, um ihre Finger zu küssen.
    »Doktor!«, rief er über die Schulter.
    Eine Frau in weißem Kittel erschien hinter ihm und sah besorgt drein. »Hallo, Allie. Bleib bitte ruhig liegen.«
    Über Sylvain
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