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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2
Autoren: I Scott
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war. Unsere Kajaklehrer hatten uns extra darauf hingewiesen, dass die Gewässer des Puget Sunds nur etwa zehn Grad hatten und man bereits nach zehn Minuten unterkühlt war. Danach hatte man kaum noch eine Chance, es lebend aus dem Wasser zu schaffen.
    »Lass uns gehen«, sagte ich. »Wir kehren zurück auf unser Boot, und ihr könnt auf eurem bleiben.« Ich musste mich an der Reling festhalten, denn mir schwanden allmählich die Kräfte.
    »Das kann ich leider nicht tun«, sagte Jack. Anna stöhnte, ihr Kopf fiel nach vorn.
    Meine Geduld war erschöpft. »Jack, hör sofort auf!« Ich bebte vor Wut und Erschöpfung. So weit ich konnte, schob ich ihn über die Reling.
    Anna kippte aufs Deck; plötzlich spürte ich ein fürchterliches Gewicht auf meinem Rücken. Ich brach zusammen, etwas drückte auf meine Lungen. Ich drehte den Kopf zur Seite, schnappte nach Luft. »Jack«, keuchte ich, »hör auf.«
    »Du solltest vielleicht wissen, dass ich nicht schwimmen kann«, rief Jack über dem Wasser. »Meinst du, du verkraftest es, wenn du mich umbringst?«
    Mir wurde schwarz vor Augen. Ich rang innerlich mit mir, dann kam ich zur einzig vernünftigen Entscheidung. Ich schloss die Augen und verabschiedete mich stumm von dem Jungen, den ich einst gekannt hatte.
    Dann ließ ich ihn mit einem Platscher ins Wasser fallen.
    Gemeinsam gelang es Trevor und der angeschlagenen Anna schließlich, die Ballerina zu überwältigen. Cam half mit, sie an die Reling zu binden, Hände und Füße wurden fest verschnürt und der Mund zugeklebt. Thaddeus hatte einiges abbekommen; nachdem er von mir herumgestoßen worden war, hatte sich auch noch der blindwütige Cam auf ihn gestürzt. Eigentlich war von ihm nichts mehr zu befürchten, aber sie banden ihn trotzdem fest, sicher war sicher.
    Nachdem es nun ruhig war, drückte Cam mich an sich, und wir hielten uns lange zitternd im Arm. In diesem Augenblick rückte alles in weite Ferne: der Tsunami, die Irin und sogar Jack im eisigen Wasser – und ich konnte so tun, als wären wir irgendwo allein auf einem Boot, in der Ferne ein Sandstrand und über uns der blaue Himmel.
    »Ich hatte Angst, die bringen dich um«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich wusste mir nicht zu helfen. Was würde ich nur … « Er verstummte und presste meinen Kopf an seine Brust.
    Ich spürte seinen langsamen, gleichmäßigen Atem und gab mich ganz diesem Moment hin. Worte wollten mir nicht über die Lippen kommen, aber das spielte keine Rolle. Er wusste, was ich dachte.
    »Nie wieder lass ich zu, dass sie dir was tun, hörst du?«, sagte Cam entschlossen. »Nie wieder.«
    »Die weiß sich ganz gut allein zu wehren«, sagte Trevor trocken. »Dancia, vielleicht können wir beide in Zukunft ein Team bilden?«
    »Kommt gar nicht infrage. Du hast schon Cam. Dancia ist jetzt meine Partnerin«, schaltete sich Anna ein. »Sie hat mir den Weg geebnet für einen prima Tritt in die Weichteile.« Sie zeigte auf Thaddeus. »Das kann nur ein Mädchen. Dafür sind Jungen viel zu zimperlich.«
    Das brachte uns zum Lachen. Da mir schon alles wehtat, war das ziemlich schmerzhaft und wohl auch unangebracht, wo doch die Wellen, die sanft gegen das Boot schwappten, gerade jemanden verschluckt hatten, den ich einmal gut gekannt hatte. Jemanden, an dem ich gehangen und den ich irgendwann vielleicht sogar geliebt hatte. Dennoch spürte ich im Moment vor allem Erleichterung, dass wir alle zusammen waren und gemeinsam lachen konnten.
    Als wir das nächste Mal Atem schöpften, hob Anna die Hand. »Hört ihr das?« Im Wasser war ein Planschen zu hören. Anna sah über die Reling. »Die Kleine, die du über Bord geworfen hast, Dancia. Offenbar hält die Elektrizität sie warm.«
    Cam erschauderte. »Was sollen wir mit ihr machen?«
    Nach kurzem Zögern sagte ich bestimmt: »Wir holen sie an Bord. Wir können sie nicht einfach im Wasser lassen.«
    »Aber die Welle«, sagte Anna. »Die wird sicher bald hier sein.«
    »Dann müssen wir uns eben beeilen«, sagte ich. »Ich lass sie nicht im Wasser zurück. Nicht, wenn wir sie retten können.«
    Cam sah uns verständnislos an. »Was für eine Welle?«
    Ihm war eine Menge entgangen. »Es hat ein Erdbeben gegeben«, sagte ich und suchte mit den Blicken unentwegt den Horizont ab. »Während du bewusstlos warst, haben sie einen Tsunami angekündigt. Deshalb müssen wir die Rettungsaktion auch schnell über die Bühne bringen. Wir werfen ihr eine Leine ins Wasser, daran kann sie dann rausklettern.«
    Von Jack
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