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Night Academy 2

Night Academy 2

Titel: Night Academy 2
Autoren: I Scott
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stets das Richtige zu tun? Wird sie ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer Menschen zurückstellen?«
    Cam nickte. »Ich glaube, die Kandidatin wird genau das tun. Ich glaube, sie wird dem Hohen Rat und der Night Academy zur Ehre gereichen.«
    Ich wusste, dass die Antwort zur Zeremonie gehörte. Doch aus Cams Mund klang es wie etwas Besonderes. Ich bekam eine Gänsehaut, und mit einem Mal wurde mir bewusst, welch große Bedeutung die Zeremonie hatte. Damit verpflichtete ich mich rückhaltlos dem Programm. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Nun gab es kein Zurück mehr.
    Gemessenen Schrittes ging ich zu Mr Judan. In seinem schwarzen Haar mit den schneeweißen Schläfen spiegelte sich das Feuer, und er schenkte mir sein Filmstarlächeln.
    »Dancia, bist du erst einmal ins Programm aufgenommen, gehörst du für immer einer Organisation an, die sich für Frieden und Stabilität in der ganzen Welt einsetzt. Du wirst sorgfältig ausgebildet, um das gesamte Potenzial deiner Begabung auszuschöpfen, im Gegenzug wirst du der Menschheit mit deinen großen Kräften dienen.« Theatralisch senkte er die Stimme. »Bist du bereit, dich dem Programm zu verschreiben?«
    Verstohlen sah ich zu Cam, denn bei Mr Judans Anblick bekam ich weiche Knie. Aufmunternd nickte Cam mir zu. Er wusste, dass ich aufgeregt war, weil ich anders als die übrigen Kandidaten war.
    Ich wusste mehr als sie über das Programm. Den Zehntklässlern, die neben mir in der Reihe standen, hatte man nur erklärt, es ginge darum, Frieden und Glück zu verbreiten. Natürlich war ihnen klar, dass es draußen nur so von Bösen wimmelte – Serienmörder, Bankräuber, die üblichen Verdächtigen eben – und ihnen war auch klar, dass es zum Programm gehörte, die Bösen zu bekämpfen, um die Unschuldigen zu schützen. Des Weiteren hatte man ihnen erzählt, dass sie sich als Absolventen auch in der Medizin, Kunst oder Politik bewähren könnten. Sie hatten gleichfalls von den Wächtern erfahren – den Schülern und den Profis – , aber sie hatten sie noch nie im Einsatz erlebt.
    Ich schon. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie professionelle Wächter mit gezückten Pistolen auf einen Freund von mir losgegangen waren, und nur meiner Gabe war es zu verdanken, dass er noch am Leben war.
    Mich wunderte es nicht, dass Mr Judan sich diesem Aspekt nicht allzu ausgiebig widmete. Schließlich musste ja niemand Wächter werden, und die Wächter waren auch nicht das Wichtigste am Programm. Der Hohe Rat hatte noch viele andere Aufgaben für die Absolventen.
    Dennoch war es so, dass ich, im Gegensatz zu den anderen Kandidaten, um die Schattenseiten des Programms wusste. Ich redete mir ein, dass ich verstand, warum sie es auf Jack abgesehen hatten. Sie hatten nur ihre Pflicht getan. In ihren Augen stellte er eine Bedrohung dar. Sie mussten immerhin befürchten, dass er andere Menschen in Gefahr brachte. Außerdem hatten sie Jack nicht so gekannt wie ich, und er hatte ihnen nichts bedeutet. Doch jedes Mal, wenn ich mir Jacks gehetzten und verängstigten Blick ins Gedächtnis rief, als er über unseren Gartenzaun verschwunden war, packte mich die Wut.
    Cam nickte mir abermals zu, diesmal etwas auffälliger, und richtete den Blick auf Mr Judan. Ich straffte die Schultern. Nachdem Jack abgehauen war, hatte Mr Judan alles mit mir besprochen. Er hatte mir erklärt, dass die Wächter nur den Frieden bewahrten, und wie sie der Gedanke beunruhigt hätte, dass Jack mithilfe der Bücher, die er aus der Geheimbibliothek gestohlen hatte, zu einer großen Gefahr werden könnte. Schenkte man Mr Judan Glauben, hatte sich Jack alles selbst zuzuschreiben, letztlich hätten ihn seine eigenen Entscheidungen in die Flucht getrieben. Nicht die Wächter.
    »Ich bin bereit«, sagte ich.
    Ach ja? , höhnte eine leise Stimme in mir. Bist du dir auch ganz sicher?
    Mr Judan runzelte die Stirn, als hätte er die Stimme gehört. Rasch brachte ich sie zum Schweigen, nur für den Fall, dass er tatsächlich meine Gedanken lesen konnte. Cam hatte zwar gesagt, Mr Judans Gabe läge im Überzeugen, nicht im Gedankenlesen, aber auf der Night Academy konnte man nie ganz sicher sein, wer welche Fähigkeiten besaß.
    »Dann wollen wir mit der Aufnahme beginnen. Dancia, du verfügst über eine mächtige Gabe, du kannst die Kräfte der Natur beeinflussen. Allein mit deinem Willen veränderst du die Schwerkraft. Schon jetzt hast du eine starke Begabung dritten Grades, eines Tages wirst du vielleicht Berge versetzen.
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