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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy McNab
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nach Panama City zu gelangen. In den Rucksäcken war kein Proviant gewesen, deshalb hatte ich mich an meine Uberlebensausbildung erinnern und unterwegs Wurzeln ausgraben müssen. Aber immerhin konnte ich mich auf den Rucksäcken ausstrecken, statt im Schlamm liegen zu müssen, und obwohl die Klamotten, die ich darin fand, mir nicht sonderlich gut passten, halfen sie wenigstens, meinen Kopf und meine Hände nachts vor den Moskitos zu schützen.
    Sobald ich in der Stadt war, legte ich die gut zweihundert Dollar, die ich den Kerlen in Carries Haus abgenommen hatte, zum Trocknen in die Sonne. Dann kaufte ich mir neue Klamotten und nahm das schäbigste Hotelzimmer in der Altstadt, wo sich niemand für meinen Ausweis interessierte, solange ich cash zahlte.
    Bis zum Dienstag — vor vier Tagen — war meine Kreditkarte nicht gesperrt worden, woraus ich schloss, dass der Jasager mit mir zufrieden war. Als ich mich wieder unter Leuten sehen lassen konnte, ging ich zu einer Bank und hob für eine unverschämt hohe
    Wechselgebühr den Höchstbetrag von 12150 Dollar ab, bevor ich mein Rückflugticket nach Miami benutzte. Von dort aus fuhr ich mit dem Zug nach Baltimore, Maryland, weiter. Dafür brauchte ich bei Benutzung von vier Zügen zwei Tage, und um keinen Verdacht zu erregen, kaufte ich keine Fahrkarte, die teurer als hundert Dollar war. Wer zahlt schließlich cash für eine Reise, die hunderte von Dollar kostet? Nur Leute, die keine Spuren hinterlassen wollen, Leute wie ich. Deswegen wird der Kauf von Flugtickets gegen Barzahlung immer registriert. Ob der Jasager erfuhr, dass ich Panama City in Richtung Miami verlassen hatte, war mir egal. Allerdings: Wer wusste schon, was sich in den letzten drei Tagen ergeben hatte? Vielleicht waren Sundance und Laufschuhe schon als Touristen in Washington; vielleicht hatten sie bereits mit der Halbschwester telefoniert und ihr angekündigt, sobald etwas Geschäftliches erledigt sei, würden sie nach New York kommen und sie besuchen.
    Ich hörte, wie der Türgriff sich bewegte, und sah Josh an der Fahrertür seines schwarzen Dodge stehen, eines Benzinsäufers mit Doppelkabine. Mit einer Hand zog er die Tür auf, mit der anderen hielt er einen Starbucks und eine Coladose an sich gedrückt.
    Ich nahm ihm den Kaffee ab, als er sich ans Steuer setzte, und murmelte »Danke«, während ich den Pappbecher in die Halterung auf der Mittelkonsole stellte. Meine Fingernägel und die Fingerrillen waren noch immer voller Dschungelschmutz, als hätte ich mir die Hände in Altöl gewaschen. Nach meinem Urlaub von
    Wasser und Seife würde es noch ein paar Tage dauern, bis sie wieder ganz sauber waren.
    Josh’ Blick blieb auf die Einfahrt des Parkhauses für Langzeitparker gegenüber unserem Gelände für Kurzzeitparker gerichtet. Vor dem Parkhaus wartete eine Schlange von Autofahrern darauf, vorrücken und einen Parkschein aus dem Automaten ziehen zu können. »Dauert noch eine halbe Stunde, bis sie kommen«, sagte er. »Wir trinken unser Zeug hier.«
    Ich nickte und zog den Verschluss der Coladose auf, während er seinen heißen Kaffee probierte. Heute war mir alles recht, was er sagte. Er hatte mich vom Bahnhof abgeholt, war zwei Stunden lang mit mir herumgefahren und hatte sich meine Vorschläge angehört. Und jetzt waren wir hier auf dem Baltimore International Airport, auf dem ich vom Flughafen Charles de Gaulle kommend hätte eintreffen sollen, und er hatte mir sogar eine Cola gekauft.
    Josh sah unverändert aus: glatt rasierter brauner Schädel, goldgeränderte Brille, die ihn eher bedrohlich als intellektuell wirken ließ. Von meinem Platz aus war die Narbe, die seine linke Gesichtshälfte entstellte, nicht zu sehen.
    Der Starbucks war noch zu heiß, deshalb hielt er ihn vorerst nur zwischen den Händen. Nach einiger Zeit wandte er sich mir zu. Mir war klar, dass er mich hasste; das zeigte sein Gesichtsausdruck ebenso deutlich wie sein Tonfall. An seiner Stelle wäre es mir nicht anders ergangen.
    »In Zukunft gibt’s Regeln«, sagte er. »Verstehst du,
    was ich sage?«
    Ein weiterer Jet schwebte über uns zur Landung ein, und Josh musste schreien, um den Krach zu übertönen, während er mich bei jedem zweiten Wort mit dem Zeigefinger aufzuspießen versuchte.
    »Als Erstes bringst du diesen Scheiß in Ordnung, in den du uns alle gebracht hast, Mann. Worum es geht oder was du zu tun hast, ist mir scheißegal — du bringst ihn einfach in Ordnung, okay? Dann — aber wirklich erst dann —
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