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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post
Autoren: Evan Kuhlmann
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Junge.
    Inzwischen schaute Nick mich komisch an.
    » Êtes-vous d’accord?«, fragte er. » Alles okay?«
    Wahrscheinlich sah ich so bleich und komisch aus, wie ich mich fühlte. Also klatschte ich mir ein paarmal ins Gesicht, um die Durchblutung anzukurbeln, lächelte, als ob alles in Ordnung sei, und schaute mich um, weil ich checken wollte, ob das vielleicht nur ein verrückter Traum war. Aber für einen Traum sah alles zu normal und langweilig aus. Alles, bis auf das in sechs Teile zerbrochene Roboterkind aus Frankreich.
    » Mir geht’s gut«, antwortete ich. » Aber was ist mit dir? Du bist kaputt!«
    » Qui«, erwiderte Nick, » und ich kann’s kaum erwarten, dass man mich wieder zusammensetzt, s’il vous plaît? «
    Ich starrte auf den oberen Teil des Jungen und die Körperteile, die ich gerade aus der Kiste gezogen hatte. » Du bist ein Roboter, stimmt’s?« fragte ich.
    Die Augen des Jungen zuckten, als denke er angestrengt nach. Später erfuhr ich, dass Nick im Kopf kein Gehirn hat, sondern einen hochentwickelten Axiom 96-Quad-Core-Prozessor und im ganzen Körper viele Mikroprozessoren und Sensoren. Aber es ist noch nicht später.
    » Non, kein Roboter«, sagte er.
    » Ein Android?«
    » Non, kein Android.«
    » Ein Cyborg?«
    » Non, kein Cyborg.«
    Mir fiel nichts mehr ein.
    » Excusez-moi,« sagte der Junge. » Fragen Sie mich bitte, ob ich eine künstliche, gentechnisch optimierte, kybernetisch integrierte, bionisch modifizierte Lebensform bin.«
    O-kayyy…« Bist du eine künstliche, genetisch… na ja, was du gerade gesagt hast?«
    » Oui!«, antwortete er und lächelte schief, weil die linke Seite des Mundwinkels nach oben wanderte, die rechte sich aber kaum bewegte. » Modell Nummer NR M 2000-B, gerne zu Diensten.«
    » Cool«, sagte ich. » Also, hm, hallo, Modell Nummer NR … äh, was hast du gesagt?«
    » Modell Nummer NR M 2000-B, gerne zu Diensten«, wiederholte er.
    » Bisschen lang!«, sagte ich. » Kann ich dich anders nennen? Wie wär’s mit…« Ich dachte nach, und der einzige Name, der mir spontan einfiel, war: » Nick? Übrigens, ich bin Ben.«
    » Freut mich, dich kennenzulernen, Ben«, sagte der Roboter. » Mon frère.«
    Wie ihr schon gesehen habt, bin ich nicht der Schlauste, aber ich weiß, dass mon frère » mein Bruder« bedeutet. Mein Bruder? Dieser verrückte Roboter war wohl falsch programmiert! Wenn man Schrottdaten eingibt, kommt auch Schrott raus, sagt mein Pa immer.
    Aber ob falsch programmiert oder nicht, jedenfalls war Nick bestimmt ein cooles Spielzeug, wenn ich ihn erst mal zusammengebastelt hatte. Vielleicht konnte ich ihm sogar beibringen, mir Comichefte oder meinen I-Pod zu holen. Und mir beim Fernsehen Sandwichs zu bringen. Wow! Wow-Wow-Wow! Und meine Hausaufgaben zu erledigen– wenigstens meine Mathesachen, die mir meist ziemlich Kopfzerbrechen bereiten! Und tausend andere Dinge!
    Ich hatte schon immer gedacht, wie toll es wäre, so reich zu sein, dass man sich einen eigenen Butler leisten kann. Ein Roboter-Butler namens Nick musste eben reichen.

5.
    Ich fand Nicks Montageanleitung in der Kiste, aber nur auf F ranzösisch. Fast keins dieser Worte war mir geläufig, bis auf die, die aussahen wie englische Worte, zum Beispiel attention – Achtung, was auf Französisch wahrscheinlich ganz ulkig ausgesprochen wird: a-teng-sjong.
    Und endlich begriff ich, warum meine Ma unbedingt wollte, dass ich dieses Jahr Französisch belegte. Ich hab bisher immer protestiert und behauptet, in ganz New York gebe es vielleicht zwanzig Leute, die französisch sprächen. Spanisch sei angesagt, und ob wir nicht lieber bis nächstes Jahr warten wollten, wenn mein Gehirn gewachsen sei? O Mann, wenn sie Nick kennenlernte, würde ich was zu hören kriegen (Ich hab’s dir doch gesagt …) Mehr Französisch zu können, wäre jetzt superpraktisch gewesen.
    Ich starrte auf die Montageanleitung, als würden sich diese komischen Worte dann schon irgendwann selbst entschlüsseln. Und plötzlich fiel mir ein, dass Nick es mir ja übersetzen konnte. Ich hielt ihm die Montageanleitung vors Gesicht.
    » Kannst du mir das mal vorlesen?«, sagte ich zu ihm.

    » Oui!«, sagte der Roboter. » Félicitations pour l’arrivée de votre nouveau ….«
    » Nein! Ich meinte, übersetze es mir bitte«, sagte ich.
    Nick blinkte mit den Augen, verzog den Mund, ließ die Schultern kreisen und übersetzte dann die Montageanleitung. Der erste Schritt bestand darin, dass ich die Kabel, die aus seinem
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