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Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Autoren: Tate Hallaway
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gewesen, ihn zu fragen, wie lange er schon tot war.
    »Stimmt«, entgegnete er und warf einen Blick nach draußen, denn am Fenster zog eine Horde betrunkener Studenten vorbei, die offensichtlich auf Kneipentour waren. »Ich wurde nach dem Heiligen benannt.«
    »Ich kenne mich nicht so gut mit den christlichen Heiligen aus«, sagte ich. »Was war er für einer?«
    »Ein Prätorianer und Märtyrer. Er wurde der Legende nach mit Pfeilen durchbohrt, obwohl ihn das letztlich wohl nicht umgebracht hat.«
    »Jetzt verwirren Sie mich aber.«
    Sebastian lächelte. Eigentlich hätte ich eine solche Reaktion in diesem Moment – also nachdem ich mich für blöd erklärt hatte – als herablassend empfunden, doch Sebastians Lächeln wirkte vielmehr selbstironisch und fast ein wenig schüchtern.
    »Ja, das kann ich gut«, entgegnete er. Diese Bemerkung wiederum hätte ich bei anderen Männern für arrogant gehalten, aber so, wie er es sagte, klang es irgendwie nett und witzig. »Er hat die Pfeile überlebt. Er wurde mit einem Stock zu Tode geprügelt. Aber wissen Sie, was ich wirklich sonderbar finde? Der arme Kerl wurde von Dutzenden Pfeilen durchbohrt, und wissen Sie, was aus ihm wurde? Der Schutzpatron der Bogenschützen. Kommt Ihnen das nicht auch total widersinnig vor?«
    »Allerdings«, entgegnete ich lachend.
    Sebastian nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Er hatte sich eine große gelbe Tasse mit einem tiefschwarzen Gebräu mitgebracht. Es roch nach einer ziemlich dunklen Röstung. Die meisten toten Wesen, die mir bislang begegnet waren, waren in der Lage, Getränke zu sich zu nehmen, wenn sie wollten, sogar Zombies – anfangs jedenfalls. Es überraschte mich also nicht, dass Sebastian es konnte. Ich wunderte mich nur über die Wahl, die er getroffen hatte.
    »Sie machen gerade ein ziemlich verdutztes Gesicht«, sagte er zu mir.
    »Sie trinken ganz normalen Kaffee«, entgegnete ich.
    »Das tue ich«, sagte er. »Dieser hier ist allerdings aus biologischem Anbau, im Schatten gezogen, fair gehandelt und mit dem Fahrrad transportiert.«
    Aber ausgerechnet dafür sein Geld auszugeben?, dachte ich. Der Typ war tot und gönnte sich nicht einmal einen Latte Macchiato oder irgendetwas anderes Leckeres. Was für eine Verschwendung von kostbaren Verdauungssäften! Ich meine, ich war durchaus für ganz normalen Kaffee zu haben, aber wenn man ein Café besuchte, dann ließ man es sich doch gut gehen. Und wenn man tot war … nun, dann sollte man es erst recht krachen lassen.
    »Nehmen Sie daran Anstoß?«, fragte er vorsichtig.
    »Nein! Es ist nur … Haben Sie nicht Lust auf etwas Besonderes?«
    »Warum?«
    »Zur Feier des Tages.« Die Art, wie Sebastian die Augenbrauen hochzog, rief mir in Erinnerung, dass er meine Gedanken nicht kannte. Wahrscheinlich klang ich für ihn wie ein kompletter Idiot. »Ich meine, normalen Kaffee kann man sich auch zu Hause aufbrühen.«
    »Schon, aber zu Hause kostet mich das Vergnügen keine drei Dollar.«
    »Genau meine Rede«, entgegnete ich lächelnd.
    »Sie sind eine sonderbare Frau, doch Sie haben ein hinreißendes Lächeln«, sagte er. »Es hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Es ist regelrecht bezaubernd.«
    Wie deine Augen, hätte ich fast gesagt. Aber ich riss meinen Blick von den bernsteinfarbenen Tiefen los und starrte meine Serviette an, die ich zu einem winzigen Dreieck zusammengefaltet hatte. »Also, äh … und was ist das für ein Name, von Traum? Woher kommt er?«
    »Aus Österreich«, entgegnete er ein wenig gelangweilt, als wäre er schon häufig danach gefragt worden.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht auf sein Kompliment eingegangen war, aber ich wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Es war nun einmal Tatsache, dass er tot war. Mausetot. Und eine Affäre mit einem Toten war nicht lustig. Ich habe ein Mal versucht, eine Beziehung mit einem Toten zu führen, und es war schrecklich gewesen. Der kalte Körper war im Schlafzimmer doch ziemlich abtörnend, wie ich festgestellt hatte. Und man kann nicht ewig in der Wanne oder unter der Dusche bleiben, und selbst da war ich nie so richtig warmgelaufen, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Ich verbannte diese Gedanken mit einem Schluck von meinem Latte. Der süße Geschmack von Milch und Honig breitete sich auf meiner Zunge aus, und die aromatische Espressonote rundete das Ganze perfekt ab. Izzy hatte wirklich Ahnung von Kaffee! Als ich aufsah, lächelte sie mir von der Theke aus zu.
    Sebastian schaute
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