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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber
Autoren: Justyna Polanska
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für Mr. Chaos und Frau Kiste. Darauf stand jeweils auf Bayerisch »Donk Da«, was wohl so viel heißt wie »Danke«.
     
    Eine halbe Stunde später klingelte ich an der Tür von Mr. Chaos. Das Erste, das er sagte, als er öffnete, war:
     
    »Okay, du musst das endlich kapieren. Ich habe schon einen Freund und bin nicht an dir interessiert.«
     
    Er sagte es extra laut, dass es alle im Treppenhaus hören würden. Wenn denn da jemand gewesen wäre.
     
    Ich lachte und stieß ihn in die Wohnung hinein, während ich ihm in den Flur folgte.
     
    »Blödmann. Ich freue mich auch, dich zu sehen. Hier, ich habe Geschenke für dich.«
     
    »Oh, Kaffee und ein Lebkuchenherz. Von einer Polin. Jetzt kann ich endlich meine Augen schließen …«
     
    Ich setzte mich auf seine Couch. Auf dem Kissen neben mir lag ein weißer Umschlag. Er nahm gegenüber auf dem Sessel Platz.
     
    »Okay, dem Kaffee und dem Lebkuchenherz nach zu urteilen warst du nicht in Berlin, nicht in Hamburg und nicht in Köln.«
     
    »Wie unglaublich scharfsinnig du doch bist.«
     
    »So bin ich.« Nun setzte er eine ernsthaftere Miene auf. »Und?«
     
    »Es waren zwei tolle Tage in München. Und ja: ›Sie‹ hat das Buch bekommen.«
     
    Für einen Moment schloss er die Augen und blickte mich danach lange an. Dann sagte er:
     
    »Ich hatte gehofft, dass du dich für ›sie‹ entscheiden würdest. Ich gratuliere dir. Und ich freue mich.«
     
    Ich blickte auf den weißen Umschlag neben mir. Ohne lange darüber nachzudenken, nahm ich ihn in die Hand und öffnete ihn. Als ich das Papier aufklappte, las ich einen Namen. Den Namen, den Mr. Chaos vor gar nicht allzu langer Zeit aufgeschrieben und den er bis oder besser gesagt für diesen Tag in seiner Schublade verwahrt hatte.
     
    Natürlich war es ihr Name.
     
    »Übrigens, es gibt wirklich noch einen kleinen Haken an der Sache«, ich versuchte, betont ernst zu gucken, »du und ich, wir sind aus der Geschichte noch nicht ganz raus.«
     
    Mr. Chaos nahm einen tiefen Schluck aus seinem Rotweinglas, setzte es ab und sagte:
     
    »Und was bitte verlangst du jetzt noch von mir? Diese Polen: kleiner Finger, ganze Hand!?«
     
    »Ich habe den Vertrag noch um eine kleine Klausel erweitern lassen heute …«
     
    »Oh Gott, wenn Polinnen sich in Erwachsenendinge einmischen! Was um Himmels willen hast du denn jetzt wieder angestellt?«
     
    Theatralisch schlug er die Hände überm Kopf zusammen.
     
    »Du und ich«, ich machte eine kleine Unterbrechung, nahm einen Schluck aus seinem Rotweinglas, setzte es in aller Seelenruhe wieder ab, streckte mich und fuhr fort: »Du und ich, wir bekommen unseren eigenen Gastauftritt in ihrem Film.«
     
    Mr. Chaos fiel die Kinnlade herunter. Dann begann er zu grinsen.
     
    »Du bist einfach total verrückt.«
     
    »Ich weiß. Ich dich auch.«

Epilog
    W ieder einmal war die reinste Hektik um mich herum ausgebrochen. Wieder einmal war mir viel zu warm.
    Und wieder einmal war ich bis zur Unkenntlichkeit verkleidet worden. Dieses Mal aber glücklicherweise eher der Männer mordende Vamp als die inkontinente Großmutter.
     
    Die Scheinwerfer des Fernsehstudios verwandelten die dunkle Halle in ein strahlendes Meer aus Kabeln und Stahlgerüsten. In dessen Mitte befand sich eine Insel, bestehend aus einem roten Teppich, zwei weißen Ledersesseln und einem beigefarbenen Hintergrund aus lackiertem Sperrholz.
     
    In einem der Sessel saß ich.
    Und wartete, dass es endlich losging.
     
    Mit welcher der so oft in der letzten Zeit gehörten Fragen würde die Moderatorin wohl anfangen?
     
    »Was findet man denn nun unter deutschen Betten?«
     
    oder
     
    »Wie war die Reaktion Ihrer Kunden auf das Buch?«
     
    oder
     
    »Wurden Sie erneut sexuell angemacht?«
     
    Egal was sie mich fragen würde. Ich hätte auf alles eine Antwort. Denn ich schien auf alles vorbereitet zu sein. Es konnte gar keine Frage gestellt werden, die ich nicht schon gehört und beantwortet hatte. In den letzten Monaten, Wochen, Tagen.
     
    Aber heute war kein guter Tag. Ich hatte miserabel geschlafen. Das Hotelbett glich einer Folterliege. Ich konnte jede einzelne Sprungfeder spüren. Und das Kopfkissen war für meinen Geschmack viel zu klein gewesen. Der Kaffee hatte mir auch nicht geschmeckt an diesem Morgen. Ich hatte Heimweh und hoffte, dass das heute alles kurz und schmerzlos über die Bühne gehen würde. Damit ich bald meinen Heimweg antreten konnte.
     
    Morgen müsste ich bei einer Familie den
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