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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne!
Autoren: Kristina Steffan
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auszubrechen.

Kapitel 2
    Ich habe auf fünf Tests verschiedenster Hersteller gepinkelt. Das hat insgesamt fast drei Stunden gedauert, weil ich ja im Vorfeld für ausreichend Blasenfüllung sorgen musste. Ich habe also Eistee, Apelsap und Cola in rauen Mengen in mich hineingeschüttet und jeden Tropfen, der unten wieder rauskam, sinnvoll genutzt. Ich habe mich zusammengerissen und kurzzeitig mit dem Heulen aufgehört, damit nichts an Flüssigkeit für eine so sinnlose Tätigkeit verschwendet wird.
    Das Ergebnis: Ich bin definitiv schwanger. Ich verfüge jetzt über eine stolze Sammlung von doppelten rosa Linien und blauen Pluszeichen. Ein Test sagte mir sogar wortwörtlich: Schwanger! Ich rufe Andrea an, die nach der Lautstärke im Hintergrund zu urteilen immer noch – oder schon wieder – an vorderster Front kämpft, und berichte ihr von den vielen positiven Ergebnissen. Die Kampfhandlungen in ihrem Wohnzimmer halten sie leider davon ab, ein ausführliches Gespräch mit mir zu führen, und sie beauftragt mich mit leicht gehetzter Stimme, in mich zu gehen und mir zu überlegen, wie ich weitermachen will.
    Matt sitze ich auf meinem Sofa, während der Novemberregen gegen die Scheiben trommelt. Ich würde so gern mit jemandem reden, aber ausgerechnet in dieser Situation, in der ich dringend Beistand bräuchte, ist die Auswahl mehr als begrenzt. Verzweiflung macht sich breit, und ich gönne mir, nachdem ich meine Körperflüssigkeiten nun wieder maßlos verschwenden kann, eine weitere Runde Tränen.
    Meine beste Freundin Justine versucht seit zwei Jahren schwanger zu werden und fällt als Gesprächspartnerin in diesem Fall definitiv aus. Die Muttis unter meinen Freunden und Bekannten werden mir gratulieren und mich in ihrem Kreise herzlich willkommen heißen. Dass ich ja überhaupt nicht schwanger sein möchte, könnte dort auf Missfallen stoßen. Meine weise Freundin Jutta ist für zwei Wochen auf den Malediven und hat demonstrativ ihr Handy zurückgelassen. Und Mara, meine karrierebewusste, Manolo Blahnik tragende Freundin, würde ohne viel Federlesens meinen Gynäkologen anrufen und den Abtreibungstermin höchstpersönlich in meinem Kalender eintragen. Dann würde sie mir auf die Schulter klopfen und mir freundlich mitteilen, dass das Problem gelöst sei.
    Leider ist es nicht ganz so einfach, wie ich feststelle. Und leider habe ich auch keinen Notfallplan in petto. Ich habe mir nämlich noch nie in meinem Leben die Frage gestellt, was ich tun würde, wenn ich schwanger wäre. Vielmehr habe ich das schlicht und einfach ausgeschlossen. Paula Schmidt wird doch nicht schwanger. Schon gar nicht ungewollt. Schließlich bin ich die Meisterin der Verhütung: Meine Pille und ich sind echte Freundinnen. Niemals vergesse ich, sie mir abends um Punkt 21.30 Uhr in den Mundwinkel zu schieben. Nur ein einziges Mal in meinem Leben wurde mein Verhütungstrieb durch andere Dinge überlagert.
    Vor ungefähr vier Wochen war ich nämlich beruflich in New York. Und Zeitverschiebung sowie Schlafmangel haben tatsächlich dazu geführt, dass ich die kleine weiße Pille in meinem Kulturbeutel vergessen habe. Zwei Abende hintereinander. Und auch noch die ersten beiden aus der neuen Packung.
    Grundsätzlich ist das kein Problem … wenn frau keinen Sex hat. Es wird zu einem großen Problem, wenn frau kurz davor doch Sex hatte und aufgrund der heimeligen Sicherheit, in den vergangenen Jahren die Pille immer ordnungsgemäß eingenommen zu haben, vergisst, dass sie sie vergessen hat.
    Irgendwo in meinem Hinterkopf gab es wohl immer die Annahme, dass ungewollte Schwangerschaften nur die blödesten unter uns Schwestern treffen und das Problem mit einer Abtreibung schnell wieder in den Griff zu bekommen ist.
    Jetzt gehöre ich selbst zu den blödesten unter uns Schwestern, und der Gedanke an eine Abtreibung jagt meinen Puls in die Höhe. Irgendeine bisher unbekannte Instanz in meinem Hirn souffliert mir seltsame Dinge wie: Es zu bekommen wäre eine Alternative. Und vielleicht auch ganz schön!
    Hier ist nichts schön, verdammt! Und eine Alternative zu was? Karriere machen? Diese seltsame Stimme aus dem Off scheint mich nicht gut genug zu kennen: Ich mag keine Kinder! Energisch setze ich sie über diese Tatsache in Kenntnis, aber sie quatscht unverdrossen weiter. Erzählt was von Verantwortung dem ungeborenen Leben gegenüber, dass ich ja schon zweiunddreißig Jahre alt bin und so ein kleiner Mensch …
    Blabla! Hallo?! Ich habe dem Spermaspender
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