Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
der aus seiner Stimme sprach. »Dann hat er noch gesagt, dass er mir etwas schenken will, etwas, das ich in Zukunft vielleicht ganz gut gebrauchen könnte.«
    »Und?«
    »Keine Ahnung, was er damit gemeint hat. Als er mir die Hand auf den Kopf gelegt hat, hat es sich angefühlt, als wollte er mich in den Boden drücken. Mit unglaublicher Kraft.«
    »Er hat etwas auf dich übertragen«, sagte Sophie besorgt. Dann rief sie: »Nicholas!«
    Doch es kam keine Antwort, und als sie sich suchend umschaute, sah sie, dass der Alchemyst, Saint-Germain und Johanna wie gebannt auf die Kathedrale blickten.
    »Sophie«, sagte Nicholas gefasst, ohne sich umzudrehen, »hilf deinem Bruder auf die Beine. Wir müssen sofort hier weg. Bevor es zu spät ist.«
    Sein ruhiger, sachlicher Ton machte ihr mehr Angst, als wenn er geschrien hätte. Sie fasste ihren Bruder mit beiden Händen unter den Achseln und zog ihn hoch. Dass ihre Auren dabei heftig knisterten, ignorierte sie. Dann drehte sie sich um. Ihnen gegenüber standen drei gedrungene, ansonsten aber höchst ungleiche Monster.
    »Ich glaube, es ist bereits zu spät«, sagte sie.
    Im Lauf der Jahrhunderte hatte Dr. John Dee gelernt, wie man Golems Leben einhaucht. Außerdem war es ihm gelungen, Simulacra und Homunculi zu erschaffen und nach seinen Befehlen agieren zu lassen. Zu den ersten Künsten, die Machiavelli beherrscht hatte, gehörte das Erschaffen einer Tulpa. Die Vorgehensweise war ähnlich, was ihn überrascht hatte; im Grunde lag der Unterschied nur im Material. Jedenfalls konnten beide Männer Unbelebtes zum Leben erwecken.
    Jetzt standen der Magier und der Italiener Seite an Seite auf dem Dach der Kathedrale und konzentrierten sich.
    Und einer nach dem anderen wurden die Wasserspeier und Fratzengesichter von Notre Dame lebendig.
    Die Gargylen – die Wasserspeier – regten sich als Erste.
    Einzeln und in Paaren, dann im Dutzend und plötzlich zu Hunderten lösten sie sich von den Kathedralenwänden. Sie krochen aus versteckten Plätzen – uneinsehbaren Dachvorsprüngen, vergessenen Regenrinnen – und schlitterten an der Frontseite der Kathedrale hinunter: steinerne Drachen und Schlangen, Ziegen und Affen, Katzen, Hunde und Ungeheuer.
    Dann erwachten die grässlichen steinernen Statuen diverser Schreckenswesen schwerfällig zum Leben. Löwen, Tiger, Affen und Bären rissen sich von ihren Podesten, auf denen sie seit dem Mittelalter gestanden hatten, und kletterten an der Fassade hinunter.
    »Das ist jetzt wirklich ganz schlecht«, murmelte Saint-Germain.
    Ein grob aus dem Stein gehauener Löwe landete direkt vor dem Portal der Kathedrale auf dem Boden und kam auf sie zugesprungen. Seine Klauen klackten auf dem glatten Kopfsteinpflaster.
    Saint-Germain streckte schnell die Hand aus, und den Löwen umgab ein Feuerball, der keinerlei Wirkung zeigte, außer dass er den Staub und Vogeldreck wegbrannte, der sich über die Jahr hunderte auf dem Steintier angesammelt hatte. Der Löwe kam näher. Saint-Germain versuchte es mit verschiedenen Arten von Feuer – Feuerpfeile und Flammenwände, Kugeln und Blitze –, doch ohne Erfolg.
    Immer mehr Gargylen landeten auf dem Boden. Ein paar bra chen beim Aufprall auseinander, aber die meisten hielten stand. Sie verteilten sich auf dem ganzen Vorplatz und rückten dann näher; immer enger wurde der Kreis. Einige der Wesen sahen noch immer aus wie frisch von Künstlerhand aus dem Stein geschnitten, andere hatten Wind und Wetter zu formlosen Steingebilden geschliffen. Die größeren Wasserspeier trotteten langsam daher, während die kleineren Fabelwesen hierhin und dorthin flitzten. Doch alle bewegten sich beinahe völlig lautlos. Das einzige Geräusch, das man hörte, war das Knirschen von Stein auf Stein.
    Ein Wesen, das halb Mensch und halb Ziege war, löste sich aus der Menge, ließ sich auf alle viere nieder und griff Saint-Germain mit gefährlich gebogenen Steinhörnern an. Johanna ging dazwischen und versetzte ihm mit ihrem Schwert einen Hieb in den Nacken. Funken sprühten, doch aufhalten konnte sie den Ziegenmann nicht. Im letzten Moment gelang es Saint-Germain, sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit zu bringen. Dann machte er allerdings den Fehler, dem Biest auf die Hinterbacke zu klatschen, als es an ihm vorbeigaloppierte. Seine Hand blieb kleben. Der Ziegenmann versuchte anzuhalten, rutschte aber auf dem Kopfsteinpflaster aus. Als er zu Boden ging, krachte eines seiner Hörner ab.
    Flamel zog Clarent und wirbelte herum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher