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Nibelungen 03 - Die Flammenfrau

Titel: Nibelungen 03 - Die Flammenfrau
Autoren: Jana Held
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ihre Beine bis hinauf zu den Schenkeln. Sie löste ihr helles Haar, das ihr lang den Rücken hinabfiel, und tauchte kurz unter. Mit gleichmäßigen Zügen schwamm sie auf den Wasserfall zu. Der Mond schien immer noch silbern über dem See, als wäre es eine Nacht wie jede andere auch.
    Es ist verrückt, dachte Mirka. Dieser Pyros war gefährlicher, als sie geglaubt hatte. Er verführte selbst die Hohepriesterin der Gwenyar nur durch sein Dasein. Er brachte sie dazu, ohne daß er irgendeinen Zauber anwendete, sich völlig sinnlos für ihr Volk zu opfern.
    Mirka schüttelte den Kopf. Warum ging Camire nicht einfach mit in die Höhle zu den anderen? Warum versuchte sie mit der Liebe, den Meister der Verführung zu tieferen Gefühlen zu bewegen? So wie die Sache lag, war auch Lursa daran gescheitert. Vielleicht auch noch manch eine andere Frau. Sollte die Priesterin da wirklich eine Ausnahme sein?
    Mirka wandte sich um. Sie fühlte sich hilflos wie ein kleines Mädchen. Gewiß, das Lied der Liebe war einer der mächtigsten Zauber, den die Gwenyar besaßen. Mirka erinnerte sich jedoch an das Bild des Magiers, das sie am Strand gesehen hatte, als er von diesem roten Schimmern umgeben war. Sie zweifelte daran, daß die Liebe Pyros daran hindern konnte, Elinor aus der Höhle hinter dem Wasserfall zu befreien. Pyros würde die Priesterin verführen und sie töten. Mehr würde nicht geschehen! Es war töricht zu glauben, der Herr des Feuers ließe sich mit dem Herzen fangen. Mirka schaute noch einmal auf den See. Nur weil Camire ihre Sinne an den Magier verloren hatte, mußte das nicht heißen, daß alle Frauen ihm verfielen. Mirka dachte angestrengt nach. Wenn sie schon das Gewand der Hohepriesterin trug, warum sollte sie dann nicht auch eigenmächtig handeln? Sie konnte diesem Liebeszauber nicht zuschauen. Sie entschied sich für den Kampf!
    Entschlossen ging sie über den Hügelkamm zurück. Sie brauchte ihre Gefährtinnen.
    Die Flammen wüteten noch immer in dem Tempel. Mirka hatte Mühe, in dem Spiel von Licht und Schatten etwas zu erkennen. Wenigstens hatte das Donnern und Blitzen vor einer Weile aufgehört, so daß sie nicht fürchten mußte, daß noch mehr Feuer vom Himmel fiel.
    Die erste Priesterin, die ihr begegnete, hielt sie am Arm fest.
    »Warte«, sagte Mirka.
    Erstaunt hob die andere die Augenbrauen, als sie an Mirka das Gewand der Hohepriesterin bemerkte.
    »Frage jetzt nicht, dafür ist keine Zeit, sondern hole die anderen. Sage ihnen, sie sollen mit Pfeil und Bogen zum Wasserfall kommen. Wir werden kämpfen, so wie die Priesterinnen der Moira es vor Zeiten taten, um Pyros in einen Adler oder sonst ein Tier verwandeln zu können. Wenn sein Körper geschwächt ist, wird er Kräfte aufwenden müssen, die ihn am Zaubern hindern. Dann könnte es gehen!«
    Die junge Priesterin nickte gehorsam.
    »Sag ihnen auch, sie sollen die singenden Pfeile mitbringen.«
    »Aber, Mirka, die Pfeile waren im Tempel.«
    Mirka schaute traurig auf das brennende Haus. »Es ist schon gut«, sagte sie.
    Die andere verschwand leise im Dunkel der Nacht. Mirka lenkte ihre Schritte von dem Hügel zu den Höhlen. Wie sie Arma die Kriegerin kannte, hatte sie gewiß nicht nur einen einzigen guten Bogen. Arma sammelte Waffen. Wahrscheinlich würde sie in ihrer Höhle noch einen Bogen und Pfeile finden, mit denen sie dem Magier das Leben ein bißchen schwerer machen konnte. Denn es war kaum anzunehmen, daß Arma alle ihre Habseligkeiten mitgenommen hatte.
    Aber dann gab es dennoch eine Schwierigkeit. Wer sollte den Bannspruch über Pyros sprechen? Mirka war zwar jetzt die Hohepriesterin, und die anderen würden tun, was sie befahl, doch sie hatte solch geheime Verse nicht gelernt, und daß Camire ihr helfen würde, war unwahrscheinlich. Tief in ihrem Inneren bat sie flehentlich um die Kraft, das Feuer, das über dieses Tal hereingebrochen war, zu bannen.
     

     
    »Die Pfeile sind hinten in einer Kiste an der Wand.«
    Mirka fuhr herum, dann lächelte sie Arma erleichtert an. Sie hatte schon eine Weile in dieser Höhle herumgesucht, aber nur einen kleinen Bogen gefunden.
    »Danke«, sagte sie.
    Arma lehnte lässig am Höhleneingang, als wäre sie nie fortgewesen. Sie trug eine Lederrüstung und einen Langbogen und war bereit zum Kampf.
    »Es ist schön, daß du da bist, Kriegerin.« Mirka lächelte.
    »Nimm auch die Pfeile mit den weißen Federn. Sie werden ihm vielleicht ein wenig zu schaffen machen«, sagte Arma. In ihre grünen Augen
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