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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen
Autoren: Susann Remke
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großen wie mit kleinen. Und Cornflakes waren gewissermaßen Bennis wunder Punkt, weil sie zum ersten großen Streit im Haushalt Schuhmacher-Nigmann geführt hatten. Als Zoe ihn nämlich einmal in den Supermarkt schickte, um noch schnell die vergessene Packung Cornflakes zu holen, war Benni nach einer guten Stunde völlig frustriert und mit leeren Händen wieder heimgekommen.
    »Was hat denn so lange gedauert?«, hatte sie ihn damals verwundert gefragt.
    »Ich stand fünfundvierzig Minuten vor dem Regal und habe von allen verfügbaren Sorten die Nährwertinformationen verglichen«, hatte er sich verteidigt, aber es hatte fast ein bisschen wie eine Anklage geklungen. »Wie soll man sich bei so viel Auswahl denn entscheiden? Normale Cornflakes schmecken lahm, Frosties haben siebenunddreißig Gramm Zucker pro hundert Gramm, Froot Loops beinhalten Brennnessel als Farbstoff, und Choco Pops kaufe ich grundsätzlich nicht wegen des dämlichen Affen auf der Packung. Ich bin ja schließlich keine sechs mehr.«
    So ging Zoe fortan eben selbst in den Supermarkt und kam sich dabei ein bisschen wie Bennis Therapeutin vor, oder – noch viel schlimmer – wie seine Mutter. Denn wenn die Cornflakes oder Froot Loops erst einmal zu Hause in der Küche standen, wurden sie auf wundersame Weise doch verzehrt. Nur hatte Zoe Benni jetzt für sein (und ihr!) restliches Leben die Qual der Entscheidung abgenommen.
    Während Zoe ihr Gepäck beim Check-in-Schalter aufgab und ihre Bordkarte erhielt, war sie in Gedanken immer noch bei Frühstückscerealien.
    »Dein lieber BNN gehört der Generation YEPPIES an, der Young Experimental Perfection Seekers«, hatte Allegra nach dem Cornflakes-Gau diagnostiziert, weil sie von dem Phänomen in irgendeinem Ratgeber gelesen hatte. Demnach lebten diese nach 1975 geborenen YEPPIES grundsätzlich unter Vorbehalt und drückten sich vor jeglicher Entscheidung, weil ja immer etwas Besseres daherkommen könnte.
    »Der macht es mit dir genauso wie mit den Cornflakes«, hatte sie gewarnt. »Er parkt dich einfach in einer dauerhaften Warteschleife, weil er sich vor lauter Nachdenken und Reflektieren auf der Metaebene seines Lebens total verheddert hat.«
    Und genauso war es gekommen.
    BNN, der jede noch so kleine Befindlichkeit in Wort und Bild (»Hawaii-Toast! In der Kantine! Wie retro!«) auf Twitter, Pinterest, Instagram und Facebook postete, hatte über Letzteres den Kontakt zu »einer alten Schulfreundin« wiedergefunden. Erst wurden Messages ausgetauscht, dann Adressen – und schließlich ganz einspunktnullig Körperflüssigkeiten. Zoe wurde erst davon unterrichtet, als Benni »eine Bauchentscheidung« getroffen hatte, wie er sagte, und sich zu seiner »ersten großen Liebe, die ich damals mit fünfzehn nie ausleben konnte« bekannte. Die Hochzeit würde noch dieses Jahr stattfinden.
    »Du hast noch ein bisschen Zeit, bis das Boarding beginnt. Lass uns doch etwas trinken gehen«, riss Allegra sie aus ihren Gedanken.
    Die beiden Freundinnen bogen in den Lavazza Coffee Shop ab.
    »Guten Morgen, schöne Damen. Kaffee, Espresso, Cappuccino?«, startete der Barmann sein Italo-Kellner-Flirtprogramm.
    »Zwei Champagner, bitte«, antwortete Allegra und ließ die Wimpern klimpern.
    »Oh là là. Gibt es was zu feiern?«
    »Und ob. Meine Freundin ist wieder solo.«
    Der Kellner grinste vielsagend, bevor er hinter seinem Tresen verschwand.
    Zoe stieß Allegra mit dem Ellbogen in die Rippen. »Al! Das musst du doch nicht jedem auf die Nase binden.«
    »Wieso denn nicht? Man kann nie wissen. Vielleicht ist der durchaus attraktive Manuele hier ja der Sohn des Lavazza-Imperium-Eigentümers und somit eine richtig gute Partie.«
    »Keine Beziehungen mit Männern! Erinnerst du dich?«
    »Stimmt. Keine Beziehungen mit Männern. Nicht einmal mit dem Barista?«
    »Nicht einmal mit dem Barista!«
    Der durchaus attraktive Manuele brachte zwei Champagnerflöten an den Tisch. »Also, wenn die Freundin heute Abend noch nichts vorhat, wüsste ich da einen zauberhaften Italiener in Mitte«, nahm er das Gespräch mit Allegra wieder auf, als sei Zoe gar nicht anwesend.
    »Meine Freundin speist heute Abend bedauerlicherweise in New York«, antwortete Allegra trocken und zuckte ein »Da kann man leider nix machen« mit den Schultern.
    Manuele trottete davon.
    Zoe und Allegra hoben die Champagnerflöten, sahen sich betont tief in die Augen (der lahme Spruch aus Studentenzeiten mit den sieben Jahren schlechter Sex war irgendwie hängen
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