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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen
Autoren: Susann Remke
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Eier zum Frühstück. Am besten amerikanische Eier. Sunny side up. Auf der Stelle, jetzt, sofort gleich! Hatte die halbe Sekretärin sie nicht vor ihrer Abreise aufgefordert, eine Einkaufsliste für New York aufzusetzen? Das hatte Zoe zwischen dem Erwerb von einem Pfund Kressesamen und dem Aussuchen ihrer neuen Geek-Brille völlig vergessen. Missmutig schälte sie sich aus dem Bett und ging in die Küche. Sie schwitzte immer noch – oder schon wieder, das war nicht genau zu unterscheiden – und ihre Füße schmatzten bei jedem Schritt auf dem glänzenden Parkettboden.
    Immerhin stand auf der Küchentheke eine Espressomaschine samt Milchschäumer und vieler bunter Kaffeekapseln in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Stärken. Was Zoes Laune minimal steigen ließ, denn ohne Kaffee am Morgen ging gar nichts im Hause Schuhmacher. Als sie die Doppeltüren des Edelstahlkühlschrankes öffnete, der mühelos die Vorräte einer achtköpfigen Familie beherbergen konnte, und nach Milch fahndete, entdeckte sie eine Flasche Champagner. Stay hungry, stay foolish, xoxo Al , stand auf einem Post-it geschrieben, das neben dem Veuve-Cliquot-Etikett klebte. Zoe musste lachen. Wenn Allegra jetzt hier wäre, würden sie die klappernde Witwe sofort köpfen. Sie drehte sich vor dem angenehm kühlen Kühlschrank einmal um die eigene Achse, nahm die Flasche heraus und fand dahinter Eier, Speck, Butter und sogar Frühstücksbrötchen zum Aufbacken vor. So eine halbe Sekretärin war ab und an halt doch ein ganzes Dankeschön wert.
    Zoe wärmte korrekt nach Packungsanweisung den Backofen auf 350 Grad vor, was irgendwie mächtig heiß klang, aber in dem verdammten Fahrenheit vermutlich richtig war. Dann suchte sie eine Pfanne für die Eier und den Speck. Sie stellte den Gasherd an, schnitt ein Stück Butter ab, ließ es in der Pfanne zerlaufen und knackte zwei Eier hinein. Der Speck kam hinterher. Kochen war ebenfalls eine heiße Angelegenheit. Zoe wischte sich mit einem Kleenex-Küchentuch den Schweiß von der Stirn. Sie kam sich vor wie in einer industriellen Großküche irgendwo in Indien. Aber alles besser als Klimaanlagenzugfrost.
    Als sie sich der Espressomaschine zwecks Kaffeeauswahl zuwenden wollte, wurde sie urplötzlich von einem ohrenbetäubenden Geräusch aus ihrem Entscheidungsfindungsprozess gerissen.
    Eine kreischende Sirene! Kombiniert mit hektischem rotem Blinken! Und das alles genau über ihrem Kopf.
    Was war das für ein weißes rundes Plastikding da oben an der Decke? Ein Feuermelder? Es musste ein Feuermelder sein!
    »Nur Amis können auf die irre Idee kommen, einen Feuermelder in einer Küche zu installieren«, rief Zoe, wurde aber von der kreischenden Sirene locker übertönt. »In! Einer! Küche! Wo gekocht wird! Und wie soll ich das Ding jetzt bitte ausschalten?«
    Sie sprang mit einem beherzten Satz auf die Küchentheke und stand langsam aus der Hocke auf, wobei sie sich abwechselnd mit der einen Hand, die sie gerade nicht zum Stabilisieren brauchte, zumindest ein Ohr zuhielt. Der Lärm dieses kleinen runden Dingens da oben war im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetäubend. Aber auch auf der Küchentheke stehend fehlten Zoe noch gute eineinhalb Meter bis zur Decke.
    Jetzt begann es in der Wohnküche auch noch komisch zu riechen. Irgendwie angekokelt. Verbrannt. Aus ihrer Vogelperspektive blickte Zoe zum ersten Mal runter zur Pfanne auf dem Herd, die sie ganz vergessen hatte. Und sah, wie die Eier und der Speck darin zu kleinen braunen Klumpen geschmort waren, aus denen Flämmchen züngelten.
    Mist, ganz großer Mist, war das Einzige, was ihr noch ihn den Kopf kam, bevor sie mit einem Satz von der Küchentheke sprang, zur Wohnungstür sprintete, diese aufriss und hinaus in den Gang rannte. Die nächste Tür war 47A, und Zoe schlug mit beiden Fäusten dagegen.
    »Hallo, aufmachen. Ist da jemand? Bei mir brennt’s. Ich brauche Hilfe!«
    Rauchschwaden waberten jetzt aus 47C auf den Flur hinaus, und der Feuermelder quietschte immer noch, als die Tür von 47A so schnell aufgerissen wurde, dass sie mit der Klinke innen gegen die Wand donnerte und mit Sicherheit eine Delle hinterließ.
    » What the fuck !«, schimpfte ein sehr verschlafener junger Mann, der nur mit einer dieser langen, nicht gerade unansehnlichen amerikanischen Pyjamahosen bekleidet war. Er hatte den Oberkörper eines Schwimmers, den Zoe aber leider nicht gebührend bewundern konnte. Sie hatte schließlich andere Sorgen.
    Zoe gestikuliere gen
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