Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
Grenze des Landes der ewigen Finsternis gelangte, stellte er fest, daß sie sich mit einem Dämmerlicht ankündigte, welches sich allmählich zu einer umfassenden Finsternis vertiefte. Er wußte nicht, in welcher Richtung er weitergehen sollte, ihm fehlte jegliche Orientierung, so daß er möglicherweise letztlich immer im Kreise ging. Er hörte ringsum Bewegungen im Dunkel, und anscheinend kannten sich andere Geschöpfe da aus. Aber – waren sie freundlich gesinnt? Könnte man sie anreden, ohne Schaden zu nehmen? Voller Verzweiflung setzte er sich am Ende im Dunkeln hin und wartete schweigend, bis er eine Bewegung in seiner Nähe wahrnahm. Er sagte: »Ich habe mich verirrt und weiß nicht mehr aus noch ein. Kannst du mir helfen?«
    Er hörte, wie das Geschöpf innehielt und nach einer kurzen Pause in einer fremdartigen, doch verständlichen Sprache fragte: »Wieso hast du dich verirrt? Wo kommst du her und wohin willst du?«
    »Ich komme aus einem Land, in dem es Tageslicht gibt«, antwortete El-ahrairah, »und ich habe mich verirrt, weil ich nichts sehen kann und nicht an die Dunkelheit gewöhnt bin.«
    »Aber du kannst doch riechen, wohin du läufst. Das kann doch jeder.«
    El-ahrairah wollte gerade erwidern, daß es ihm an Geruchssinn ermangele, entsann sich aber der Warnung des Fürsten Regenbogen. Also sagte er nur: »Ja, ja, aber die Gerüche sind hier so anders, sie bringen mich ganz durcheinander.«
    »Dann hast du also keine Ahnung, was für eine Art von Kreatur ich zum Beispiel bin?«
    »Nicht die mindeste. Du scheinst jedenfalls nicht so ein Wilder zu sein. Das ist schon einmal ein Segen.«
    El-ahrairah hörte, wie sich dieses Geschöpf hinsetzte. Nach einer Weile sagte er: »Ich bin ein Glanbrin. Gibt's da auch welche, wo du herkommst?«
    »Nein, tut mir leid, ich habe noch nie von einem Glanbrin gehört. Ich bin ein Kaninchen.«
    »Also ich habe noch nie von einem Kaninchen gehört. Ich will dich mal beschnüffeln.«
    El-ahrairah saß mucksmäuschenstill, als das Geschöpf, das sich pelzig anfühlte und etwa so groß schien wie er, ihn sorgfältig von Kopf bis Fuß beschnüffelte. Schließlich sagte es: »Also mir kommt's vor, als wärst du so ziemlich von derselben Sorte wie ich. Du bist kein Raubtier, und du hast offenkundig ein sehr starkes Gehör. Was frißt du?«
    »Gras.«
    »Gibt's hier nicht. Im Dunkeln wächst kein Gras. Wir fressen Wurzeln. Aber ich glaube, du und ich sind uns sehr ähnlich. Willst du auch mal bei mir schnüffeln?«
    El-ahrairah tat so, als beschnüffelte er den Glanbrin von oben bis unten. Dabei stellte er fest, daß der keine Augen hatte oder, anders gesagt, das, was seine Augen hätten sein können, das war hart, klein und eingesunken, fast in seinem Kopf verloren. Dennoch dachte El-ahrairah: Also, wenn das keine Abart von Kaninchen ist, dann heiße ich Dachs. Laut sagte er: »Ich glaube nicht, daß es viele Unterschiede zwischen uns gibt, außer daß ich eben ...« Er wollte gerade sagen »daß ich eben nicht riechen kann«, doch er beherrschte sich und endete mit »daß ich eben in dieser Dunkelheit völlig verwirrt und verloren bin.«
    »Aber wenn deine Heimat ein Land im Licht ist, warum bist du dann hergekommen?«
    »Ich will mit den Ilips reden.«
    Er hörte, wie der Glanbrin erschreckt auffuhr. »Hast du gesagt, ›mit den Ilips‹?«
    »Ja.«
    »Aber niemand wagt sich in die Nähe der Ilips. Die murksen dich ab.«
    »Warum sollten sie?«
    »Zum einen sind das Fleischfresser, und zum anderen sind sie grausam und böse. Und von allen gefürchteten Kreaturen in diesem Land sind sie die wildesten. Sie beherrschen die Schwarze Magie und kennen schlimme Zaubersprüche. Warum willst du mit ihnen reden? Da kannst du genausogut gleich in den Schwarzen Fluß springen.«
    Nun schien es El-ahrairah unumgänglich, dem Glanbrin mitzuteilen, warum er zum Land der Finsternis gekommen war und was er für sein Volk erreichen wollte. Der Glanbrin hörte ihm schweigend zu und sagte schließlich: »Immerhin bist du mutig und warmherzig, das muß ich dir lassen. Aber was du vorhast, ist unmöglich. Am besten kehrst du gleich um.«
    »Kannst du mich zu den Ilips führen?« fragte El-ahrairah. »Ich bin jedenfalls entschlossen, dort hinzugehen.«
    Nach längerem Hin und Her gab der Glanbrin endlich nach und willigte ein, El-ahrairah so nahe an die Ilips heranzuführen, wie er es wagen durfte. Es sei eine Zweitagereise, sagte er, durch ein fremdes Land, das er nicht kannte.
    »Woher willst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher