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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert
Autoren: Marian Keyes
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Einladung per Kurier geschickt. Es ist Ihnen und Ihrem fabelhaften neuen Buch zu verdanken, dass ich wieder dabei sein darf.«
    »Wie gemein von ihnen. Wie unhöflich. Und Sie gehen hin? Ich würde ihnen die kalte Schulter zeigen.«
    »Ich muss«, sagte sie, und plötzlich verdunkelte sich ihre Miene.
    Ich sagte nichts, aber auch ich hatte die Gerüchte gehört. Irgendwas mit einer Affäre, die sie mit ihrem Chef hatte, und dass sie gehen musste, weil er sie sitzen gelassen hatte, oder so was.
    Dann kam auch schon ihre Kusine, und die beiden machten sich auf den Weg.

Gemma
    Den ganzen Donnerstag war ich im Büro ein bisschen aufgekratzt  – das war die Aufregung. Weil ich endlich Johnny sehen würde. Aber alles verschwor sich gegen mich, denn ich musste bis halb sieben arbeiten und dann Dad von der Tagesklinik abholen. Er hatte einen kleinen Prostataeingriff machen lassen (ich wollte das wirklich nicht genau wissen), und weil er eine Narkose gehabt hatte, durfte er nicht allein fahren. Aber er brauchte Ewigkeiten, bis wir aufbrechen konnten, er verabschiedete sich von den Krankenschwestern, als wäre er sechs Monate da gewesen, und als wir aus dem Krankenhaus kamen, war es Viertel vor acht. Johnny machte die Apotheke um acht Uhr zu, also traf ich eine Entscheidung.
    »Dad, bevor ich dich nach Hause fahre, muss ich noch mal bei der Apotheke vorbei.«
    »Was brauchst du denn?«
    »Heftpflaster.«
    »Hast du dich geschnitten?«
    »Oder Taschentücher.«
    »Bist du erkältet?«
    »Meinetwegen Aspirin«, sagte ich gereizt.
    »Ah, du hast Kopfschmerzen?«
    »Jetzt, ja.«
    Ich parkte vor der Apotheke, und er löste seinen Sicherheitsgurt. Leicht nervös sagte ich: »Dad, bleib doch im Auto sitzen, du bist noch etwas klapprig.«
    Von wegen. Er hatte spitz gekriegt, dass ich etwas vorhatte. »Ich muss auch noch was besorgen.«
    »Was denn?«
    »Ehm.« Er guckte in die Auslage im Schaufenster. »Nachtkerzenöl«, sagte er und folgte mir, die Hand am Schritt, ins Geschäft.

Lily
    Nachdem Jojo und ihre Kusine gegangen waren, ging ich zu Fuß zurück, brachte Ema ins Bett und atmete tief durch. Jetzt war der Moment gekommen, da ich Antons Brief lesen musste.
    Ich hatte keine Wahl. Ich wusste, er würde nicht verschwinden.
    Ich legte mich aufs Sofa und nahm die drei handgeschriebenen Seiten heraus.
     
    Meine liebste Lily,
    wann wirst du den Brief lesen? Sechs Monate nach unserer Trennung? Ein Jahr danach? Aber wann du ihn auch liest, danke, dass du ihn liest.
    Eigentlich möchte ich in diesem Brief nur sagen, wie Leid es mir tut, dass ich dir so viel Unglück gebracht habe, aber weil ich bin, wer ich bin, brauche ich dazu wahrscheinlich ein paar Seiten.
    Im Moment fühlst du dich abgestoßen von unserer Zeit zusammen, du möchtest dich davon entfernen und bist überzeugt, dass alles, von Anfang bis Ende, ein großer Fehler war.
    Als wir uns kennen lernten, musstest du dich entscheiden – zwischen Gemma und mir –, und das war schrecklich. Ich habe versucht zu verstehen, ich dachte auch, ich hätte es verstanden, aber damals war ich nur ein großer, wahnsinnig glücklicher Idiot, so überzeugt davon, dass wir zusammengehörten, dass ich nichts begriff. Im Nachhinein glaube ich, dass ich das Ausmaß deiner Schuldgefühle und die Angst vor Strafe nie richtig verstanden habe. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich es versucht habe, aber mein Glücksgefühl darüber, dass wir zusammen waren, war so groß und hat das andere immer wieder weggewischt.
    Ich weiß nicht, ob du je zu der Auffassung kommen wirst, dass unser Zusammensein richtig war. Aber versuch es bitte, ja? Mach dir nicht den Rest deines Lebens kaputt, indem du einen großen Sack voller Schuldgefühle mit dir herumträgst. Vielleicht hilft es, wenn du Ema ansiehst. Sie ist ein so leuchtendes kleines Wesen, sie macht die Welt zu einem besseren Ort, und wir beide, du und ich, wir haben sie gemacht. So hatte es doch sein Gutes. Ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ihr, du und Ema, meinetwegen das Haus verloren habt. Es lässt sich nicht in Worten ausdrücken, wie sehr ich mich schäme.
    Wenn ich zurückblicke auf meine Begeisterung für das Haus, dann sieht es so aus, als hätte ich dich dazu überredet, und das macht mich ganz krank. Aber ich kann erklären, wie ich damals gedacht habe. Der Hauskauf war ein Risiko, aber verglichen mit anderen Risiken schien es kein sehr großes. Alles deutete darauf hin, dass das Geld reinkommen würde –
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