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Neuanfaenge - Veraenderung wagen und gewinnen

Neuanfaenge - Veraenderung wagen und gewinnen

Titel: Neuanfaenge - Veraenderung wagen und gewinnen
Autoren: Sibylle Tobler
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bleibt und immer wieder dieselbe Stelle wiederholt, bleiben Sie bei Ihrem »wunden Punkt« hängen. Ein »wunder Punkt« unterscheidet sich von anderen Stolpersteinen dadurch, dass es immer wieder das Gleiche ist, was ins Stolpern bringt: Nicht mal dies, mal jenes, sondern immer wieder die gleichen Gedanken, Handlungen und Erfahrungen und damit auch immer wieder die gleichen Situationen.
    Schlechte Erfahrungen können, müssen aber nicht zu einem »wunden Punkt« führen. Das zeigt das Beispiel von Florian.
    Fallgeschichte
    Florian, heute Ende vierzig, ist dyslektisch, das heißt, er hat eine Lesestörung, er vertauscht beim Lesen Buchstaben oder Zahlen miteinander. In seiner Kindheit wurde dies nicht erkannt – vielmehr wurde Florian insbesondere von einem Lehrer für dumm gehalten und in verletzender Weise behandelt. So etwas kann zu einem »wunden Punkt« werden: Florian hätte die Meinung des Lehrers, er sei dumm, übernehmen und zur eigenen Orientierung werden lassen können. Die Lesestörung hätte dies zusätzlich verstärken können; jedes Mal, wenn er etwas falsch gelesen und damit nicht richtig verstanden hätte, hätte er dies als Bestätigung erfahren können, dumm zu sein. Leicht hätte er so in eine negative Spirale geraten können. Die Meinung, dumm zu sein, hätte sein Handeln und seine Entwicklung bestimmen und dazu führen können, dass Florian seine Talente nicht nutzte. Entmutigt durch die damit zusammenhängenden Erfahrungen, hätte er so ohne Selbstvertrauen durch sein Leben ziehen können – ohne sich zu erinnern oder zu verstehen, wie es zu diesem Muster gekommen war. Florian ist es aber glücklicherweise, auch dank der Unterstützung seiner Eltern, gelungen, nicht in diese Spiralezu geraten. Seine Eltern förderten seine Talente. Damit machte er auch ganz andere, positive Erfahrungen. Er wusste inzwischen auch, dass er zwar eine Lesestörung hat, aber überhaupt nicht dumm ist. Heute ist er Familienvater und arbeitet engagiert in leitender Funktion.
    Es gibt aber viele Tausende von Florians, bei denen ähnlich verletzende Erfahrungen zu einem »wunden Punkt« geworden sind, weil sie diesen Erfahrungen nicht genügend andere entgegenstellen konnten, wie es bei Florian der Fall war. Sie halten möglicherweise ein Leben lang an Orientierungen fest, die aufgrund dieser Erfahrungen entstanden sind – ohne jemals genau zu überprüfen und zu verstehen, wie es dazu gekommen ist. Die Erinnerung an die ursprünglichen verletzenden Erfahrungen ist verblasst, doch Wahrnehmen und Handeln sind noch stets davon beeinflusst. Selbst Erfolge und positive Erfahrungen führen häufig nicht dazu, dass die destruktiven Orientierungen kritisch untersucht werden. Solche Menschen stolpern auch im »Vertrauenskreis« über ihren »wunden Punkt«.
    Ein »wunder Punkt« ist nichts Außergewöhnliches. Wir alle haben verletzende Erfahrungen gemacht und daraus Sichtweisen und Überzeugungen entwickelt, die nicht günstig sind, die uns beeinträchtigen. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass es solche »wunden Punkte« gibt, zu begreifen, wie sie entstehen, und aufmerksam zu sein, wo sie möglicherweise das Vorwärtskommen beeinträchtigen oder gar verhindern.
    Es ist niemals zu spät, einem »wunden Punkt« Macht zu entziehen. Ein »wunder Punkt« muss nicht das ganze Leben überschatten. Auch wenn Sie nicht wie Florian das Glück hatten, dass dem Entstehen eines »wunden Punktes« schon an der Wurzel entgegengesteuert wurde, können Sie dies durchaus auch noch viel später tun. Sie brauchen nicht den Mut zu verlieren. Ein »wunder Punkt« bedeutet nicht, dass Sie nicht dem »Vertrauenskreis« folgen können. Ein »wunder Punkt« macht es aber erforderlich, dass Sie erkennen, wo Sie hängen bleiben, und dassSie Ihr Wahrnehmen und Handeln neu ausrichten. Nehmen Sie wahr, wo Sie immer wieder festlaufen, immer wieder empfindlich reagieren, immer wieder ausweichen, mutlos werden oder auch kämpfen. Haben Sie den Mut zu erkunden, was dort genau abläuft: Sind immer wieder die gleichen Gedanken und Überzeugungen im Spiel? Warum denken Sie so? Zu welchen Handlungen veranlasst Sie dieses Denken? Überprüfen Sie, ob Ihr Wahrnehmen und Handeln heute angemessen ist und Sinn macht. Die einem »wunden Punkt« zugrunde liegenden Erfahrungen können Sie nicht rückgängig machen – aber Sie können sich darin üben, Ihr Wahrnehmen und Handeln stets weniger davon beeinflussen zu lassen. Der Kratzer in der Schallplatte bleibt –
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